Medieval Animal Studies? Reflexionen, Imaginationen und Praxisformen von Mensch-Tier-Beziehungen im Mittelalter

Medieval Animal Studies? Reflexionen, Imaginationen und Praxisformen von Mensch-Tier-Beziehungen im Mittelalter

Veranstalter
Dr. Jan Glück (germanistische Mediävistik, LMU), Dr. Markus Krumm (mittelalterliche Geschichte, LMU), Dr. des. Kerstin Majewski (Anglistik, LMU) (Der Mediävistenverband e. V. / Ludwig-Maximilians-Universität München)
Ausrichter
Der Mediävistenverband e. V. / Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltungsort
Geschwister-Scholl-Platz 1
PLZ
80539
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.03.2023 - 21.03.2023
Deadline
15.05.2022
Von
Jan Glück, Deutsche Philologie, Ludwig-Maximilians-Universität München

Call for Papers für das Themenheft 2023/2 von "Das Mittelalter".

Braucht die Mediävistik einen "animal turn"? Wir planen, mit einer breiten interdisziplinären Ausrichtung Beiträge zu versammeln, die an konkreten Analysen von Quellenbeispielen aufzeigen, inwiefern es im Rahmen des jeweiligen Fachgebiets, aber auch im Blick auf mediävistische Forschung überhaupt, sinnvoll erscheint, auf aktuelle Entwicklungen, Methoden und Theoreme der Human-Animal Studies einzugehen.

Medieval Animal Studies? Reflexionen, Imaginationen und Praxisformen von Mensch-Tier-Beziehungen im Mittelalter

Braucht die Mediävistik einen „animal turn“? Auf den ersten Blick nicht unbedingt, denn ambitionierte und hochgradig reflektierte Studien zu Tieren, Tierfiguren und Mensch-Tier-Beziehungen gibt es in der Mittelalterforschung schon lange. In den mediävistischen Philologien etwa gelten Tiere als Reflexionsfiguren, die Wissen aus unterschiedlichen Diskursen zusammenführen und hinterfragbar machen können, und die zugleich poetologische und epistemische Relevanz entfalten. Im Bereich der historischen Mittelalterforschung sind Arbeiten zu Tieren sowohl im weiteren Kontext adliger Lebensweise und höfischer Repräsentation (u.a. zu Tieren als Geschenken, Tieren bei der Jagd, im Sport oder im Krieg) als auch zu ihrer Bedeutung in der Kunst- und Rechtsgeschichte erschienen. Die mittelalterliche Archäozoologie untersucht seit Langem Tierhaltung, Konsum, Jagd, und Mensch-Tier-Beziehungen, vor allem im sozialen Kontext. Medizinhistorische Studien haben mittelalterliche veterinärmedizinische Praktiken und spezifische Konzeptionen des Tierlichen herausgearbeitet. Gut untersucht ist schließlich auch der argumentative Gebrauch von Tiervergleichen, Tierexempeln und Tierallegorien in verschiedenen theologisch-philosophischen Kontexten.

Doch es fällt auf, dass mediävistische Beiträge zu den methodologisch-theoretischen Diskussionen der Human-Animal Studies (HAS) seltener sind als es der Forschungsstand mediävistischer Tierforschung vermuten ließe. So kommen die zuletzt erschienenen einführenden Kompendien und Überblicksbände sowie Sammelbände, die Ergebnisse, Methoden und Zielsetzungen der HAS präsentieren und diskutieren, weitgehend ohne mediävistische Beiträge aus. Und die Mehrheit der Autor:innen, die an der theoretischen Konzeptionalisierung und der Institutionalisierung der HAS arbeiten, publiziert überwiegend zu (post-)modernen, allenfalls noch zu frühneuzeitlichen Gegenständen, Quellen und Fragestellungen.

An dieser Stelle möchten wir systematisch ansetzen und ein Themenheft zusammenstellen, das explizit nach den Potenzialen dezidiert mediävistischer Animal Studies fragt. Wir planen, mit einer breiten interdisziplinären Ausrichtung Beiträge zu versammeln, die an konkreten Analysen von Quellenbeispielen aufzeigen, inwiefern es im Rahmen des jeweiligen Fachgebiets, aber auch über die Fachgrenzen hinaus, im Blick auf mediävistische Forschung überhaupt, sinnvoll erscheint, auf aktuelle Entwicklungen, Methoden und Theoreme der HAS einzugehen, und an welchen Stellen vielleicht konzeptionelle Anpassungen vorzunehmen wären. Dabei können einerseits Erkenntnischancen für die mediävistische Forschung hervorgehoben werden, andererseits mag ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, inwiefern die HAS von den Ansätzen und Ergebnissen mediävistischer Animal Studies profitieren.

Die Vorschläge können einen oder mehrere der im Titel adressierten Aspekte fokussieren:

- Reflexionen – Beiträge könnten z.B. argumentative Verhandlungen der Mensch-Tier-Differenz analysieren oder Reflexionen über Natur und Kultur; Überlegungen zu Tierwohl und Tierhaltung, zu zoologischen und anthropologischen Schriften oder zu Kosmologien könnten angestellt werden
- Imaginationen – Beiträge könnten z.B. Tierfiguren in literarischen Texten untersuchen oder den metaphorischen Status des Erzählens von Tieren überhaupt; außerdem sind u.a. denkbar: Interaktionen von menschlich und tierlich codierten Figuren; Mischwesen und Hybride; Mensch-Tier-Vergleiche in historischen Diskursen; Darstellungen von Tieren und Menschen bzw. Mensch-Tier-Beziehungen in Baukunst, Bildhauerei, Epigraphik, Heraldik, Numismatik, Musikikonographie, Malerei
- Praxisformen – erbeten sind u.a. Beiträge zu historiographischen Berichten über reale Tiere an Höfen; zum Verhältnis von Menschen zu Nutz- und Wildtieren; zur Jagd

Weitere Themen und andere Schwerpunktsetzungen von Autor:innen aller mediävistischen Disziplinen aus den Geistes-, Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften sind sehr willkommen. Die Beiträge dürfen selbstverständlich auch interdisziplinär aufzeigen, dass und wie sich Reflexionen, Imaginationen und Praxisformen von Mensch-Tier-Beziehungen in mittelalterlichen Quellen zu spezifischen Konfigurationen mit eigenem epistemischem Potenzial verbinden. Gerade hierin vermuten wir ein großes Potenzial der Medieval Animal Studies.

Wir bitten um Abstracts von 300 bis 500 Wörtern auf Deutsch oder Englisch bis zum 15.05.2022. Bitte senden Sie Ihre Vorschläge an alle drei Herausgeber:innen:

- Dr. Jan Glück (germanistische Mediävistik, LMU, jan.glueck@lmu.de)
- Dr. Markus Krumm (mittelalterliche Geschichte, LMU, markus.krumm@lmu.de)
- Dr. des. Kerstin Majewski (Anglistik, LMU, kerstin.majewski@anglistik.uni-muenchen.de).

Weiterer Ablauf:

- Ende Juni 2022: Auswahl der Beiträge und Zusage an die Autor:innen
- Mitte Dezember 2022: Einsendung der Beiträge; Weitergabe der Beiträge in die Begutachtung
- 20./21. März 2023: Heft-Workshop im Stil einer Autor:innenkonferenz (Diskussion der Beiträge)
- Anfang Mai 2023: Abgabe der auf der Grundlage der Gutachten und der Workshopdiskussion überarbeiteten Beiträge
- Ende August 2023: Versand der lektorierten Texte zur letzten Prüfung
- Oktober 2023: Versand der Druckfahnen
- November/Dezember 2023: Erscheinungstermin online und im Buchhandel als Themenheft 2023/2 von „Das Mittelalter“

Kontakt

E-Mail: jan.glueck@lmu.de
E-Mail: markus.krumm@lmu.de
E-Mail: kerstin.majewski@anglistik.uni-muenchen.de

https://www.mediaevistenverband.de/
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Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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