Dem Schutz, der Rekonstruktion und anschließenden Präsentation archäologischer Denkmäler und Grabungsbefunde kam in der Archäologie schon immer ein großer Stellenwert zu. Die langfristige Bewahrung von ergrabenen Überresten gehört dabei zu den schwierigsten und anspruchsvollsten Aufgaben der Denkmalpflege überhaupt. Diese geschieht aus sehr unterschiedlichen, teils konkurrierenden, teils gegensätzlichen Motiven. Hauptgrund ist die Erhaltung und der größtmögliche Schutz der Originalsubstanz. Daneben besitzt aber auch eine breite Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse nicht nur an der fachgerechten Erforschung, sondern auch einer zeitgemäßen, informativen und spannenden Aufbereitung der Überreste.
Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig und reichen von einer Präsentation des Originalbefundes mit und ohne Schutzdach oder Schutzbau über die Anastylose, die Voll- oder Teilrekonstruktion bis hin zum Nach- bzw. Wiederaufbau. Auch können die Befunde zu ihrem Schutz wieder zur Gänze zugeschüttet, im Gelände modelliert und auf unterschiedliche Art und Weise markiert werden. Neben Darstellungen auf Tafeln vor Ort kann durch die Anwendung von Apps, virtuellen Realitäten und 3D-Rekonstruktionen das vermutete Aussehen auf Basis der ursprünglichen Befunde visualisiert und medial vermittelt werden.
So zahlreich die Maßnahmen, so breit gefächert ist auch die Diskussion über die Zulässigkeit der jeweiligen Methoden im Wechselspiel zwischen konservatorischen Ansprüchen, infrastrukturellen Gegebenheiten, ästhetischen und funktionalen Anforderungen sowie den modernen Zielen der Vermittlung. Es gilt daher immer individuelle Lösungen zu finden, die nicht nur auf die Entstehungs- und Zerstörungsgeschichte des jeweiligen Bauwerks, sondern auch auf den topographischen und kulturlandschaftlichen Kontext und umweltbezogene Bedingungen an den einzelnen Stätten Rücksicht nehmen müssen.
Bei der Tagung soll anhand ausgewählter Fallbeispiele ein Einblick in aktuelle Fragestellungen und Problemfelder zu dieser Thematik konkret am Beispiel prähistorischer Gebäude geboten, vielfältige Möglichkeiten der Sicherung und der Substanzerhaltung besprochen sowie unterschiedliche didaktische Konzepte und Perspektiven der analogen wie virtuellen Rekonstruktion und Präsentation erläutert werden. Anhand der jeweils angewandten Strategien und Ausführungskonzepte sollen aber auch die Herausforderungen im Umgang mit dem Originalbefund, offene Fragen und Grenzen unterschiedlicher Aufbereitungs- und Präsentationsmöglichkeiten nicht ausgespart bleiben.
Konkreter Anlass für die Tagung bilden die langjährigen Grabungen der Universität Innsbruck in der eisenzeitlichen Siedlung auf der „Hohe Birga“ bei Birgitz, bei welcher mehrere Gebäude freigelegt werden konnten, die laufend in das dort befindliche archäologische Freigelände integriert und BesucherInnen zugänglich gemacht werden sollen.
Die Vortragslänge beträgt 30 Minuten mit der Möglichkeit zur Diskussion. Interessierte sind eingeladen, bis zum 30. Juni 2022 ein kurzes, einseitiges Abstract (Titel, Kurzbeschreibung des Themas) einzureichen (E-Mail: Florian.M.Mueller@uibk.ac.at). Eine Publikation der Referate der Tagung ist angedacht. Wir sind bemüht, für die ReferentInnen Zuschüsse für die Reise- und Unterkunftskosten bereitstellen zu können. Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge und bitten darum, diesen Aufruf auch an andere mögliche ReferentInnen und interessierte TeilnehmerInnen weiterzuleiten.