Rückkehr des Politischen: Inszenierung, Legitimierung und Herausforderung von Macht in der Geschichte (Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte)

Rückkehr des Politischen: Inszenierung, Legitimierung und Herausforderung von Macht in der Geschichte (Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte)

Veranstalter
Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Cenk Akdoganbulut (UNIFR), Thalia Brero (UNINE), Christof Dejung (UNIBE), Damir Skenderovic (UNIFR))
Ausrichter
Cenk Akdoganbulut (UNIFR), Thalia Brero (UNINE), Christof Dejung (UNIBE), Damir Skenderovic (UNIFR)
Veranstaltungsort
Universität Fribourg, Miséricorde, Av. de l'Europe 20,
PLZ
1700
Ort
Fribourg
Land
Switzerland
Vom - Bis
09.09.2022 - 09.09.2022
Von
Christof Dejung, Historisches Institut, Universität Bern

Ausgehend von aktuellen Debatten um Populismus als "Schatten der repräsentativen Demokratie" und die scheinbare Krise der Demokratie als politische Ordnung fragt die SGWSG-Jahrestagung 2022 danach, wie Macht und Herrschaft in der Geschichte inszeniert, legitimiert und herausgefordert, und wie Interessensziele und Partizipationsansprüche artikuliert und eingefordert werden.

Rückkehr des Politischen: Inszenierung, Legitimierung und Herausforderung von Macht in der Geschichte (Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte)

Politische Macht wird in allen Gesellschaften öffentlich inszeniert. Durch Rituale, Symbole, Bilder und andere öffentliche Formen der Inszenierung werden Machtordnungen legitimiert und soziale Hierarchien dadurch stabilisiert. Die Formen derartiger Repräsentationen sowie die Deutungsmuster, mit denen politische Machtverhältnisse und Entscheidungsfindungen sinnhaft und durchsetzbar gemacht werden, variieren jedoch je nach historischem Kontext. Auch wandeln sich die Kommunikations- und Erfahrungsräume wie auch die strukturellen und sozialen Kontexte, in denen Handeln und Sprechen des Politischen stattfinden. Als gemeinsamer Nenner liegt ein Verständnis von Politik als ein Modus der Aushandlung und der Kommunikation vor, deren „Codes auf die Herstellung kollektiv bindender Entscheidungen“ (Thomas Mergel) ausgerichtet sind.

Ausgehend von aktuellen Debatten um Populismus als „Schatten der repräsentativen Demokratie“ (Jan-Werner Müller) und die scheinbare Krise der Demokratie als politische Ordnung fragt die SGWSG-Jahrestagung 2022 danach, wie Macht und Herrschaft in der Geschichte inszeniert, legitimiert und herausgefordert, und wie Interessensziele und Partizipationsansprüche artikuliert und eingefordert werden. Diese Fragen sollen epochenübergreifend thematisiert werden. Beiträge aus der Zeitgeschichte und Geschichte der Neuzeit sollen dabei in einen Dialog treten mit jenen der mittelalterlichen und antiken Geschichte.

Programm

09:15–09:30 Uhr Einführung durch die Organisator:innen (MIS 3113)

09:30–10:30 Uhr Keynote: Barbara Stollberg-Rillinger (Berlin): Politisches Entscheiden in der Frühen Neuzeit

10:30–11:00 Uhr Kaffeepause

11:00–13:00 Uhr Panel 1+2+3:

Panel 1: Die Legitimierung von Macht (MIS 3013)

Laurence Crottaz (Bern): Le roi te touche, Dieu te guérit. Les premiers Capétiens et le pouvoir de l’affection

Baptiste Antoniazza (Lausanne): L’avènement du socialisme municipal en Suisse durant l’entre-deux-guerres. Illustrations à travers les campagnes électorales victorieuses des partis politiques de gauche dans les grandes villes suisses

Bryan Muller (Montpellier): Les émotions comme outils de (dé)légitimation dans les années 1968. Le cas de la France gaullienne (1968–1974)

Marion Ronca (Zürich): Die wechselseitige Legitimierung von Politik und Wissenschaft

Panel 2: Macht und Geschlecht. Retraditionalisierung der Geschlechterordnung in Umbruchssituationen (MIS 3014)

Jutta Hergenhan (Giessen): „Die besten Gedanken der Frauen sind fast immer schlecht“. Sprache als Politik und Ausschluss von Frauen als Staatsräson?

Carmen Birkle (Marburg): Macht und Staat in der Krise. Die männliche Furcht vor dem „Physiologischen Schwachsinn des Weibes“ in den USA

Isabel Heinemann (Münster): Demokratie als männliches Projekt? Konflikte um die Geschlechterordnung der Bundesrepublik von den 1950er- bis in die 1990er-Jahre

Dorothee Beck (Marburg): Retter der Demokratie von rechts? Antifeministische und rechtsextreme Szenarien der Bedrohung einer offenen Gesellschaft

Panel 3: Bevölkerung, Populismus und die Inszenierung des Politischen (MIS 3016)

Cyprien Fuchs (Neuchâtel): Job roi à Pise – un miroir des princes en images ? Le cycle des Mésaventures de Job au Camposanto et la politique pisane autour de 1340

Robinet François (Clermont-Auvergne): Le peuple et l’oligarchie parlementaire. Antiparlementarisme et représentation politique dans les mouvements dits populistes de la fin du XIXe siècle - Espagne, Etats-Unis, France

Lukas Potsch, (Freiburg): Bürgerkrieg statt Revolution. Intellektuellensoziologische und ideengeschichtliche Überlegungen zu einer Form der Inszenierung des Politischen in der Weimarer Republik am Beispiel Ernst Jüngers

Lukas Schepers (Hamburg): Pathosformeln und Patriotismus. Der „Sturm auf das Kapitol“ als ästhetischer Schein

13:00–14:30 Uhr Mittagspause

14:30–15:00 Uhr Generalversammlung der SGWSG (MIS 3113)

15:00–17:00 Uhr Panel 4+5+6

Panel 4: Repräsentationen von Herrschaft (MIS 3013)

Nadir Weber (Bern): Kollektives Schweigen. Funktionen und Repräsentationen der Geheimhaltung in (früh)neuzeitlichen Republiken

Chanelle Reinhardt (Michigan): La fête de la souveraineté du peuple (1798–1799). Un rituel festif au service du rituel électoral

Pierre Eichenberger (Lausanne) et Matthieu Leimgruber (Zürich): L’argent et les campagnes politiques du patronat. La Société pour le Développement de l’Economie Suisse entre 1942 et 2000

Panel 5: Macht der Gefühle – Gefühle der Macht: Emotionen als Mittel der Politik in Diktaturen, Monarchien und Republiken (MIS 3014)

Olaf Jann (Siegen) und Veith Selk (Darmstadt): Kulturelle Moralisierung als Deutungsmacht

Alma Hannig (Bonn): „…dass ich nicht die Eignung für den Posten eines Ministers des Äußeren habe…“. Die Angst des Ungenügens oder ein politisches Ritual? Die Habsburgermonarchie und ihre Außenminister 1864–1914

Nina Kreibig (Berlin): „…damit alles bleibt, wie es ist.“ Traditionspflege als monarchischer ‘Widerstand’ nach der bayerischen Revolution

Moisés Prieto (Bern): Die Emotionen der Diktatur? Ein Blick auf den atlantischen Raum im frühen 19. Jahrhundert

Panel 6: Macht herausfordern. Emanzipatorische Bewegungen und ihr Verhältnis zur institutionalisierten Politik in den 1960er- bis 1990er-Jahren (MIS 3016)

Sarah Probst (Fribourg): Frauenräume in Solothurn. Feministische Politisierung des Privaten seit den 1970er-Jahren

Jonathan Pärli (Basel): Die andere Schweiz. Asyl und Aktivismus 1973–2000

Vera Blaser (Bern): „Mehr Bildung, bessere Integration“. Schlaglichter auf die Bildungspolitik im Schweizer Gehörlosenwesen, 1980er- und 1990er-Jahre

Michael Herzig (ZHAW): Die Frauen an der Arbeit, die Männer an den Mikrophonen. Professionalisierung und Politisierung sozialer und medizinischer Hilfe in der offenen Drogenszene

17.00–17.30 Uhr Kaffeepause

17:30–18:30 Uhr Roundtable zum Verhältnis zwischen Politologie und Geschichtswissenschaft mit Patrick Emmenegger (St. Gallen), Nicolas Hayoz (Fribourg), Kristina Schulz (Neuchâtel) (MIS 3113)

18:30 Uhr Apéro offeriert von der SGWSG

http://hist-ecosoc.ch/
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Englisch, Französisch, Deutsch
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