Bilder - Macht - Antiziganismus

Bilder - Macht - Antiziganismus

Veranstalter
Rom e. V.
Veranstaltungsort
online
Gefördert durch
BMBF; Monom - Stiftung für Veränderung
PLZ
50672
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.10.2022 - 15.10.2022
Deadline
03.07.2022
Von
Vera Tönsfeldt, Archiv und Dokumentationszentrum, Rom e.V.

"Was gezeigt werden kann und was nicht gezeigt werden darf – es gibt wenige Fragen, die in der Öffentlichkeit heftiger umstritten sind als diese", schreibt Susan Sontag 2003 in ihrem Werk über Kriegsfotografie Das Leiden anderer betrachten.

Dass diese Frage inzwischen auch wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen erreicht hat, zeigen zahlreiche Diskussionen und Projekte der vergangenen Jahre. Wir laden Sie dazu ein, sich mit uns den anschließenden Themenkomplexen an Sammlungen anzunähern.

Bilder - Macht - Antiziganismus

„Was gezeigt werden kann und was nicht gezeigt werden darf – es gibt wenige Fragen, die in der Öffentlichkeit heftiger umstritten sind als diese“, schreibt Susan Sontag 2003 in ihrem Werk über Kriegsfotografie Das Leiden anderer betrachten. Dass diese Frage inzwischen auch wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen erreicht hat, zeigen zahlreiche Diskussionen und Projekte der vergangenen Jahre, die sich um eine neue Sicht auf problematische Bildzeugnisse bemühen, auch weit über Kriegsfotografien hinaus. Es gilt einen längst überfälligen reflektierten und sensibilisierten Umgang mit rassistischen, sexistischen, antisemitischen oder antiziganistischen Darstellungen von Menschen zu entwickeln. Und diesen nicht erst vom Ende, sondern vom Anfang eines solchen Bestandes her zu denken – z.B. bei der Bearbeitung und Bereitstellung entsprechender Sammlungen in Datenbanken.

Auch innerhalb der Antiziganismusforschung rücken zunehmend Visuelle Dimensionen des Antiziganismus (Gress, Mladenova, Reuss 2021) in den Fokus. Seit über 30 Jahren sammelt der Verein Rom e.V. Bilder, Fotografien und Dokumente, die Zeugnisse der Konstruktion des diskriminierenden und rassistischen Stereotyps des sog. „Zigeuners“ sind. Sie zeigen die mannigfaltigen Wirkungsdimensionen und zugleich eigenen Prinzipien des Machtsystems Antiziganismus. Seit 2020 wird ein großer Bestand historischer Ansichtskarten und Grafiken aus illustrierten Zeitschriften mit einem Schwerpunkt auf den Zeitraum zwischen 1830–1930 im Rahmen des DFG Projektes „DigiRom“ digitalisiert und damit für weitere Forschung erschlossen und aufbereitet.

Dient das Projekt einerseits dem Erhalt und der Sicherung eines Sammlungsbestands, das auch zukünftig für weiterführende Forschung und neue Einsichten und Erkenntnisse über die Funktionsweisen des Antiziganismus zugänglich sein soll, birgt es andererseits auch die Herausforderung, Wege zu finden die teilweise gewaltvollen Darstellungen fiktiver oder realer Personen nicht bloß zu reproduzieren – und damit in die Falle zu tappen, den bildimmanenten Rassismus auch in die Zukunft zu perpetuieren und das „hegemoniale“ Archiv fortzuschreiben.

Im Sinne einer rassismuskritischen Arbeit gilt es, bereits innerhalb einer Datenbankarbeit Wege zu finden Stereotype, Rassismen und ihre Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft mitzudenken und sichtbar zu machen. Doch welche Strategien bieten sich hierfür an? Und wie lassen sich Communities partizipativ und nachhaltig in solche Projekte integrieren? Welche Möglichkeiten der Selbstrepräsentation können entwickelt werden?

Gerne möchten wir Sie dazu einladen, sich mit uns in einer zweitägigen Online-Veranstaltung, bestehend aus einem Tagungs- und einem Workshoptag, diesen Themenkomplexen zu widmen. Besonderes Ziel ist es ein Forum für eine communitybasierte Auseinandersetzung zu bieten. Wir möchten deshalb insbesondere Mitglieder der Communities dazu einladen eigene Projekte, Forschungsthemen, Best Practice Beispiele und Workshop-Formate vorzustellen, die sich an folgenden Fragen orientieren, jedoch nicht auf diese beschränkt sein müssen:

- Durch welche Ikonografie drückt sich das Machtsystem Antiziganimus historisch und gegenwärtig aus?
- Welche Rolle spielen insbesondere visuelle historische oder zeitgenössische Massenmedien, wie die Fotografie, bei der Verbreitung von Antiziganismen?
- Auf welche Weise funktionieren rassifizierte/rassifizierende Wissensbestände innerhalb publizierter Datenbankanwendungen?
- Wie können und müssen rassistische/antiziganistische Sammlungsbestände innerhalb von Datenbanken kontextualisiert werden, um sie der Gesellschaft und den Wissenschaften zugänglich zu machen?
- Wie lässt sich eine Teilhabe der Communities innerhalb einer Sammlungsarbeit gestalten und wie kann diese in die Datenbanken einfließen?

Bitte senden Sie uns bis zum 3. Juli 2022 einen Abstract für einen Vortrag bzw. ein Workshop-Exposé (ca. 300 Wörter) sowie einen kurzen CV an Vera Tönsfeldt und Helena Weber (vera.toensfeldt@romev.de, helena.weber@romev.de). Eine Rückmeldung erfolgt Mitte Juli 2022. Für den Tagungstag werden die ausgesuchten Referent:innen gebeten, einen 25-minütigen Vortrag vorzubereiten. Für den Workshoptag werden die ausgesuchten Referent:innen gebeten, die Durchführung und Moderation eines ca. 60-minütigen Workshops vorzubereiten.

Wir bemühen uns für die Beiträge ggf. eine Aufwandsentschädigung bereitzustellen. Es ist geplant die Ergebnisse und Beiträge anschließend in einer Tagungsbroschüre zu publizieren. Dazu werden im Vorfeld der Veranstaltung Abstracts zu den Vorträgen und ggf. auch Workshops (ca. 500 Worte) erbeten. Abschließende Workshop-Ergebnisse werden durch das beauftragte Projektteam dokumentiert. Die Veranstaltung wird am 14. und 15. Oktober 2022 digital stattfinden. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.

Literatur:
- Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten, München 2003.
- Frank Reuter, Daniela Gress und Radmila Mladenova (Hrsg.): Visuelle Dimensionen des Antiziganismus, Heidelberg 2021 (Antiziganismusforschung interdisziplinär – Schriftenreihe der Forschungsstelle Antiziganismus, Band 2).

Kontakt

E-Mail: vera.toensfeldt@romev.de
E-Mail: helena.weber@romev.de

https://www.romev.de
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung