"Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen […]." Migrationsbewegungen zwischen den deutschen und polnischen Gebieten vom Mittelalter bis 1989

"Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen […]." Migrationsbewegungen zwischen den deutschen und polnischen Gebieten vom Mittelalter bis 1989

Veranstalter
Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń); Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte; Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie Mittel- und Osteuropas; Universität Potsdam, Historische Institut, Professor für Allgemeine Geschichte der Frühen Neuzeit
Veranstaltungsort
Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (Domerschulstraße 17, Würzburg)
Gefördert durch
Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales sowie Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
PLZ
97070
Ort
Würzburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.09.2022 - 20.09.2022
Deadline
16.09.2022
Von
Renata Skowronska, Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Polen)

Am 19.–20. September 2022 findet in Würzburg eine wissenschaftliche Tagung zur Geschichte der Migrationsbewegungen statt. Ihr Ziel ist die Darstellung der Geschichte der natürlichen und erzwungenen Migrationsbewegungen zwischen den polnischen und deutschen Gebieten vom frühen Mittelalter bis zum Jahr 1989. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

"Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen […]." Migrationsbewegungen zwischen den deutschen und polnischen Gebieten vom Mittelalter bis 1989

Międzynarodowa konferencja naukowa:
„Każdy człowiek ma prawo opuścić jakikolwiek kraj, włączając w to swój własny […].“ Ruchy migracyjne między ziemiami niemieckimi i polskimi od średniowiecza do 1989 roku

Termin: 19. und 20. September 2022
Tagungsort: Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (Domerschulstraße 17, Würzburg)

In der Geschichte Mitteleuropas spielen Migrationsbewegungen, sowohl natürliche wie auch erzwungene, eine große Rolle. Die heute wohl meist bekannten historischen Wanderungen – die der vielfältigen und keinesfalls homogenen germanischen Ethnien vom 4. bis ins 6. Jahrhundert – werden in engem Zusammenhang mit dem Niedergang der weströmischen Zivilisation und dem Anfang des kulturell deutlich anders geprägten europäischen Mittelalters gedeutet. Ebenso wichtig für das historische Verständnis Polens und Deutschlands sind Wanderbewegungen der späteren Zeiten, auch wenn sie nicht im großen Ausmaß erfolgten und zum Teil heute wenig bekannt sind: Sie beeinflussten und prägten die verschiedenen Regionen, die sie betrafen. Diese Migrationsbewegungen konnten einen natürlichen Charakter haben, Teil einer Suche nach Innovationen (militärisch, religiös, wirtschaftlich) sein oder von einem tief in der Psyche des Menschen verankerten Veränderungsbedürfnis herstammen, das der Suche der einzelnen Personen, Familien oder Gruppen nach einem neuen und besseren Leben geschuldet war. Zuweilen wurden sie auch durch ungünstige externe Faktoren verschiedener Art verursacht – politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Herkunft. Einen wichtigen Einfluss auf die Mobilität der Menschen übte die Territorial- und Staatsgewalt aus: Sie versuchte, die Bewegungen in den Territorien zu kontrollieren und zu steuern bzw. diese zur Durchsetzung politischer Ziele einzusetzen. Und so instrumentalisierten die jeweiligen Obrigkeiten bis ins späte 20. Jahrhundert – ebenso in deutschen wie in polnischen Gebieten – mit den Migrationsbewegungen: Sie lösten diese aus, verstärkten sie oder versuchten, diese zu verhindern. Die Mobilität der Bevölkerung wurde auf verschiedene Art und Weise erzwungen, gefördert, toleriert oder eben nicht akzeptiert, eingeschränkt, bis hin zu Versuchen, diese zum möglichst weitgehenden Stillstand zu bringen. Migration war somit auch ein Instrument im Sinne politischer, wirtschaftlicher und sozialer Zwecke. Die tatsächlichen Folgen der Migrationspolitik waren jedoch unvorhersehbar, Bevölkerungsbewegungen hatten oft erhebliche Auswirkungen, die nicht immer den Intentionen der Verursachenden entsprachen.

Ziel der internationalen wissenschaftlichen Tagung ist die Darstellung der Geschichte der natürlichen und erzwungenen Migrationsbewegungen zwischen den polnischen und deutschen Gebieten vom frühen Mittelalter bis zum Jahr 1989. Dabei sollen verschiedene Gründe, Quantitäten, Formen und Konsequenzen der Aus- und Einwanderungen aufgezeigt werden: Beginnend mit Beispielen für gewaltfreie gezielte An-, Aus- und Umsiedlungspolitik, bis hin zu erzwungenen Migrationsbewegungen und Flucht aus verschiedenen Gründen (Konfession, Nationalität etc.). Das Zitat im Titel der Tagung – „Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen […].“ – stammt aus dem Artikel 13 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ (1948), in dem die Auswanderungsfreiheit sowie das Recht „in sein Land zurückzukehren“ bestätigt wurden.

Der geographische Rahmen der Tagung umfasst zwei Bereiche: den historischen polnischen und deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit den Territorien des Heiligen Römischen Reiches, Preußens, des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs bis hin zur DDR und BRD sowie mit Polen (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik, Volksrepublik Polen). Untersuchungszeitraum: epochenübergreifend, vom frühen Mittelalter bis um 1989.

Die Tagung wird unter der Schirmherrschaft von Frau Staatsministerin Ulrike Scharf (Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales) und Herrn Generalkonsul Jan M. Malkiewicz (Generalkonsulat der Republik Polen in München) veranstaltet.

Gefördert durch:
- Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
- Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit

Veranstalter:
- Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń) – Dr. Renata Skowrońska
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte – Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Dr. Lina Schröder
- Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie Mittel- und Osteuropas – Prof. Dr. Andrzej Radzimiński
- Universität Potsdam, Historische Institut, Professor für Allgemeine Geschichte der Frühen Neuzeit – Prof. Dr. Matthias Asche
Die Tagung wird in Verbindung mit dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit” veranstaltet.

Programm

MONTAG, 19. SEPTEMBER 2022

9:00–9:30 Grußworte
- Dr. Renata Skowrońska, Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Prof. Dr. Andrzej Radzimiński, Prof. Dr. Matthias Asche
9:30–10:30 Einführungsvortrag (Moderation: Prof. Dr. Andrzej Radzimiński)
- Prof. Dr. Beata Halicka (Uniwersytet im. Adama Mickiewicza): Migrationen und Grenzen. Erzwungene Bevölkerungsverschiebungen in Europa des 20. Jahrhunderts
10:30–11:00 Kaffeepause

11:00–12:30 Siedlung und Landnahme in der Vormoderne (Moderation: Prof. Dr. Krzysztof Kopiński)
- Prof. Dr. Grischa Vercamer (Technische Universität Chemnitz): Migration von ländlichen Siedlern ins östliche Preußen im 15./16. Jahrhundert
- Dr. Karsten Holste (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): Migration aus dem Reich nach Posen und die Zusammensetzung von dessen Bürgerschaft im 18. Jahrhundert
12:00–14:00 Mittagspause

14:00–15:00 Migrationen von religiösen und konfessionellen Sondergruppen (Moderation: Prof. Dr. Beata Halicka)
- Dr. Michał Targowski (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu): The Mennonite Migration to and from the Vistula Region from the 16th to the 18th Century
- Prof. Dr. Matthias Asche (Universität Potsdam): Zwischen ökonomischen und konfessionellen Voraussetzungen – die Repeuplierung Ostpreußens nach der Pest im Großen Nordischen Krieg

15:00–16:00 Aufnahme und Integration Deutschsprachiger in polnischen Städten in der vorindustriellen Zeit (Moderation: Dr. Lina Schröder)
- Prof. Dr. Zdzisław Noga (Uniwersytet Pedagogiczny w Krakowie): Migration der deutschsprachigen Bevölkerung nach Krakau in der vorindustriellen Zeit
- Dr. Marta Kuc-Czerep (Polska Akademia Nauk: Instytut Historii im. T. Manteuffla): Migration der deutschsprachigen Bevölkerung nach Warschau im 18. Jahrhundert
16:00–16:30 Kaffeepause

16:30–18:00 Arbeitsmigration von Ost nach West im 19. und 20. Jahrhundert (Moderation: Prof. Dr. Matthias Asche)
- Prof. Dr. Wolfgang Wüst (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Wanderarbeiter und Erntehelfer in der deutschen Landwirtschaft. Status und Probleme historischer Arbeitsmigration im „langen“ 19. Jahrhundert im Spiegel früher Presseberichte
- Prof. Dr. Witold Matwiejczyk (Katolicki Uniwersytet Lubelski Jana Pawła II): So viel Freiheit, wieviel Kontrolle. Staatliche Maßnahmen zur Überwachung der polnischen Einwanderung im Ruhrgebiet 1871–1933
- Prof. Dr. Krzysztof Okoński (Uniwersytet Kazimierza Wielkiego w Bydgoszczy): „Ein Türke, den ich gleich Kebab nannte“. Zum Bild türkischer Einwanderer in den Westberliner Zeitschriften der polnischen Emigration Pogląd und Archipelag (bis 1989)

DIENSTAG, 20. SEPTEMBER 2022

9:00–10:00 Mobilität als Elitephänomene (Moderation: )
- Prof. Dr. Marcin Rafał Pauk (Uniwesytet Warszawski): Landscapes of migration. Chivalric mobility in the 13th century Central Europe in comparison
- Prof. Dr. Dorota Żołądź-Strzelczyk und Prof. Dr. Krzysztof Ratajczak (Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu): Bildungsreisen der Polen ins Reichsgebiet im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit
10:00–10:30 Kaffeepause

10:30–12:00 Theorie und Praxis der Siedlungspolitik im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Moderation: )
- Dr. Hadrian Ciechanowski (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu): The Kingdom of Prussia and the migration of Poles within the territories of the former Republic of Poland at the turn of the 19th and 20th centuries
- Dr. Daniel Benedikt Stienen (Bayerische Akademie der Wissenschaften): Die Königliche Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen (1886–1924). Organisation – Handlungsfelder – Forschungsdiskussion
- Prof. Dr. Marta Baranowska (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu) und Dr. Paweł Fiktus (Wyższa Szkoła Prawa we Wrocławiu): Emigration through the eyes of a lawyer. Leopold Caro on emigration policy and its conditions in Poland in the early 20th century
12:00–14:00 Mittagspause

14:00–15:00 Flucht und Vertreibung (Moderation: Prof. Dr. Andreas Otto Weber)
- Hans-Martin Behrisch M.A. (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung Dresden (HAIT) / Universität Leipzig): Die Flucht jüdischer Polinnen und Polen nach Sachsen während und unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg
- Prof. Dr. Matthias Stickler (Universität Würzburg): Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den deutschen Ostgebieten am Ende des bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg

15:00–15:30 Zur aktuellen Migrationsforschung (Moderation: Prof. Dr. Zdzisław Noga)
- Sandra Rosendahl (Stiftung Schulpforta): Epochen-übergreifende Migrationsforschung zwischen Deutschland und Polen als digitales Kooperationsprojekt im Museumskontext
15:30–16:00 Schlussdiskussion
Stadtbesichtigung

Die Tagung wird unter der Schirmherrschaft von Frau Staatsministerin Ulrike Scharf (Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales) und Herrn Generalkonsul Jan M. Malkiewicz (Generalkonsulat der Republik Polen in München) veranstaltet.

Gefördert durch
- Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
- Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit

Veranstalter
- Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń) – Dr. Renata Skowrońska
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte – Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Dr. Lina Schröder
- Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie des Mittel- und Osteuropas – Prof. Dr. Andrzej Radzimiński
- Universität Potsdam, Historische Institut, Professor für Allgemeine Geschichte der Frühen Neuzeit – Prof. Dr. Matthias Asche
Die Tagung wird in Verbindung mit dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit“ und Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg veranstaltet.

Kontakt

e-mail: r.skowronska@uni-wuerzburg.de

http://pmh.umk.pl/de/tagung-migration/
Redaktion
Veröffentlicht am
01.09.2022
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung