Religion und Wirtschaft im Mittelalter

Religion und Wirtschaft im Mittelalter

Veranstalter
Arbeitskreis für spätmittelalterliche Wirtschaftsgeschichte
Veranstaltungsort
WWU Münster
PLZ
48143
Ort
Münster
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
04.05.2023 - 06.05.2023
Deadline
15.12.2022
Von
Colin Arnaud, Historisches Seminar, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Religion und Wirtschaft im Mittelalter

Der Arbeitskreis für spätmittelalterliche Wirtschaftsgeschichte lädt zu seiner 10. Jahrestagung ein, die sich mit dem Wechselverhältnis von Religion und Wirtschaft im Mittelalter befasst.

Religion and Economy in the Middle Ages

The 10th conference of the working group on late medieval economic history intends to discuss the relationship between religion and economy in a global perspective.

Religion und Wirtschaft im Mittelalter

Der Zusammenhang von Religion und Wirtschaft wurde lange Zeit mithilfe kulturalistisch geprägter Großnarrative erklärt. Die berühmte Theorie Max Webers, die einen Konnex zwischen der calvinistischen Ethik und dem Geist des Kapitalismus sah, hat das Mittelalter als kapitalismusunfähig, da zu katholisch, abgetan. Zudem förderte Webers Theorie Erklärungsansätze für eine vermeintliche ökonomische Divergenz zwischen dem ‚Westen‘ und dem Rest der Welt: Da nicht-westliche Kulturen, so Weber, Religionen pflegten, die dem Geist des Kapitalismus zuwiderliefen, hätten sich dort keine kapitalistischen Strukturen entwickeln können. Nicht nur der Ansatz Max Webers, sondern auch der mit Klischees behaftete und höchst umstrittene Versuch Werner Sombarts, einen kapitalistischen Geist im Judentum zu identifizieren, weisen auf Grenzen solcher Großnarrative hin. Gleichwohl bleiben die wechselseitigen Beziehungen zwischen Religion und Wirtschaft ein heiß diskutiertes Thema in der Mediävistik, wobei insbesondere die Schriften Giacomo Todeschinis aktuelle Forschungen zur Wirtschaftsethik im theologischen und moralischen Diskurs beflügelt haben. Insbesondere im Zuge der kommerziellen Revolution seit dem 11. Jahrhundert entstanden neue wirtschaftliche Praktiken und Instrumente (z.B. Kreditinstrumente und Vertragsformen), die zu einer Infragestellung herkömmlicher wirtschaftsethischer Grundlagen (wie etwa der Definition von Wucher) und letztlich zur Transformation moralischer und (kirchen)rechtlicher Grundlagen führten.

Auf der Tagung soll das Verhältnis zwischen Religion und Wirtschaft in globalhistorischer Perspektive diskutiert werden. Neben Vorträgen zum christlichen Mittelalter sind Beiträge etwa aus jüdischen oder islamischen Kontexten willkommen, ebenso vergleichende Untersuchungen oder Fallbeispiele zu wirtschaftlichen Kontakten im interreligiösen Bereich. Der zeitliche Schwerpunkt sollte ca. zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert liegen. Der inhaltliche Schwerpunkt soll auf folgenden drei Forschungsfeldern liegen, die auch miteinander kombiniert werden können:

1. Die Rolle religiöser Normen: Inwieweit wurden wirtschaftliche Prozesse und Praktiken etwa im Handel, Handwerk, Verkehr, dem Steuerwesen usw. von religiösen Normen bestimmt? Ist diesbezüglich eine Kluft zwischen Theorie und Praxis zu beobachten, und falls ja, welche wirtschaftlichen Ursachen lassen sich hierfür ausmachen? Förderten religiöse Normen oder Praktiken besondere Märkte, z.B. im Bereich des Pilgerwesens?

2. Wechselwirkungen zwischen religiösem Diskurs und wirtschaftlichen Praktiken: Wie reagierten religiöse Diskurse auf neue Wirtschaftspraktiken? Inwiefern kann eine Änderung im wirtschaftsbezogenen oder wirtschaftswertenden religiösen Diskurs als Indiz für Änderungen in den Wirtschaftspraktiken angesehen werden?

3. Die Rolle der Wirtschaft in interreligiösen Interaktionen: Welchen Einfluss hatte die Religion auf wirtschaftliche Austauschprozesse in einem multireligiösen Kontext, etwa zwischen Christen und Muslimen oder Juden? Lassen sich Produktionszweige ausmachen, an denen Angehörige unterschiedlicher Religionen beteiligt waren? Falls ja, warum gab es solche Fälle und wie lief die Arbeitsteilung ab? Gab es gemeinsame oder getrennte Märkte? usw.

Die Konferenz ist als Präsenzveranstaltung in Münster geplant. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Referent*innen erhalten einen Zuschuss zur Deckung von Reise- und Unterkunftskosten.

Interessenten werden gebeten, bis zum 15. Dezember 2022 ein Abstract des geplanten Vortrags (ca. 300 Wörter) und einen kurzen Lebenslauf an Colin Arnaud (arnaud@uni-muenster.de) und Christian Scholl (christian.scholl@uni-muenster.de) zu senden.

Religion and Economy in the Middle Ages

Münster, 4-6 May 2023
The conference intends to discuss the relationship between religion and economy in a global perspective. Apart from papers on the Christian Middle Ages, papers from Islamic or Jewish contexts are welcome, just as comparative studies or case studies on economic contacts between members with different religious backgrounds. Papers should cover the period approximately from the 11th to the 16th centuries. Papers can, but do not have to, deal with the following three aspects:

1. The role of religious norms: To what extent did religious norms determine activities in trade, artisanry, traffic, taxation etc.? Was there a gap between theory and practice and, if there was, which economic reasons were responsible for this gap? Did religious norms stimulate specific markets, e.g. in pilgrimage?

2. The interdependence between religious discourse and economic activities: How did religious discourses react to new economic practices and methods? Is it possible to interpret a change in a religious discourse on economy as a sign for changes in economic practices that occurred before?

3. The role of the economy in interreligious contacts: Which influence did religion exert on economic exchange processes in a multi-religious context, e.g. between Christians and Muslims or Jews? Were there multi-religious workshops, i.e. did it occur that economic goods were produced by members of different religious, e.g. Jews and Christians? If so, why did such workshops exist and how was the working process organised? Were there common markets for members of different religions or did each religious community have its own market? etc.

The conference will take place at Münster University. Conference languages are German and English. Speakers get a stipend to cover travel and accommodation costs. Papers from researchers of all career stages are welcome.

Please send an abstract (approximately 300 words) and a short CV to Colin Arnaud (arnaud@uni-muenster.de) and Christian Scholl (christian.scholl@uni-muenster.de) by December 15th.

Kontakt

Colin Arnaud (arnaud@uni-muenster.de)
Christian Scholl (christian.scholl@uni-muenster.de)

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Land Veranstaltung
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Englisch, Deutsch
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