Hören mit allen Sinnen. Interdisziplinäre Zugänge zu einem multisensorischen Phänomen (ca. 500–1500)

Hören mit allen Sinnen. Interdisziplinäre Zugänge zu einem multisensorischen Phänomen (ca. 500–1500)

Organizer
Joanna Olchawa (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Julia Samp (RWTH Aachen University)
ZIP
60629
Location
Frankfurt am Main
Country
Germany
Takes place
Hybrid
From - Until
23.03.2023 - 24.03.2023
By
Julia Samp, Historisches Institut, RWTH Aachen University

Hören mit allen Sinnen. Interdisziplinäre Zugänge zu einem multisensorischen Phänomen (ca. 500–1500)

Die Tagung findet im Rahmen des DFG-Netzwerkes "Lautsphären des Mittelalters" statt und wird hybrid ausgerichtet. Bitte registrieren Sie sich bis zum 22. März 2023 für die Teilnahme (in Präsenz oder via zoom) unter: hoeren@histinst.rwth-aachen.de. Die Zugangsinformationen für die Teilnahme via zoom werden rechtzeitig mitgeteilt.

Hearing with all Senses. Interdisciplinary Approaches to a Multisensory Phenomenon (ca. 500–1500)

The international conference is organized as part of the interdisciplinary DFG-funded network "Lautsphären des Mittelalters" and takes place in hybrid form. Please register until March 22, 2023 for participation (in presence or via zoom) at: hoeren@histinst.rwth-aachen.de. Access information for participation via zoom will be communicated in due time.

Hören mit allen Sinnen. Interdisziplinäre Zugänge zu einem multisensorischen Phänomen (ca. 500–1500)

Innerhalb der mittelalterlichen Sinneshierarchie nimmt das Hören einen prominenten Platz ein. „Im Anfang war das Wort“ (Joh 1.1) und „der Glaube kommt vom Hören“ (Röm 10.17) entfalten als neutestamentliche Perikopen in der Spätantike und im Mittelalter eine immense Wirkung. Darauf basierend entwickeln sich beispielsweise Vorstellungen von der conceptio per aurem, nach der Maria durch das Hören empfing. Die mittelalterlichen Sinneswelten nicht mehr vom Primat des Sehens, als vielmehr vom Hören ausgehend zu ergründen, eröffnet neue und überraschende Sichtweisen zu Bewertung und Verständnis von Handlungen und Ritualen, medialen Fixierungen und Narrativen. Aber ein Sinn steht selten für sich allein. Vor allem im christlich-lateinischen Mittelalter wird Wahrnehmung grundsätzlich im fluiden, situationsabhängigen Wechselverhältnis der Sinne zueinander gedacht. Ziel der Tagung ist es, die besondere Bedeutung des Hörens innerhalb multisensorischer Gefüge und damit verbundener Wahrnehmungsmuster und Be-Deutungszusammenhänge mit ihren spezifischen Kommunikationszusammenhängen nachzuvollziehen. Damit sind nicht nur genuin historische und geisteswissenschaftliche Fragestellungen angesprochen, sondern interdisziplinäre Zugänge (beispielsweise im Themenbereich der Psychoakustik oder den Neurowissenschaften) gefordert. Ebenso notwendig ist der Einbezug transkultureller wie transreligiöser Perspektiven auf das Phänomen. Des Weiteren gilt es, die Terminologie der sinnlichen Grenzüberschreitung (etwa synästhetisch, multi- oder intersensorisch, multi- oder cross-modal) in Hinblick auf die zeitgenössischen Deutungskategorien zu hinterfragen.

Hearing with all Senses. Interdisciplinary Approaches to a Multisensory Phenomenon (ca. 500–1500)

Hearing occupies a prominent place within the medieval hierarchy of senses. The New Testament pericopes "In the beginning was the Word" (John 1.1) and "Faith comes from hearing" (Romans 10.17) had an immense impact in late antiquity and in the Middle Ages. For example, based on this, the ideas of the conceptio per aurem, according to which Mary conceived by hearing, develop. Exploring the medieval sensory worlds no longer from the primacy of seeing, but rather from hearing, opens up new and surprising perspectives for the evaluation and understanding of actions and rituals, media and narratives. But one sense rarely stands alone. Perception – especially in the Christian-Latin Middle Ages – is fundamentally figured as a fluid, situation-dependent mutual interrelation of the senses. The aim of the conference is to trace the special significance of hearing within multisensory structures and related patterns of perception and contexts of meaning within their specific communication contexts. This not only addresses genuine questions of the historical sciences and humanities, but also calls for interdisciplinary approaches (e.g., in the field of psychoacoustics or the neurosciences). Furthermore, it is important to question the terminology of the sensory crossing of borders (such as synesthetic, multi- or intersensory, multi- or cross-modal) regarding contemporary categories of interpretation.

Programm

Donnerstag, 23. März 2023
Ort: Seminarhaus der Universität (SH), Raum 5.101

13.00 Uhr
Begrüßung durch die Geschäftsführende Direktorin des Kunstgeschichtlichen Instituts, Mechthild Fend (Frankfurt am Main)

13.05 Uhr
Einführung in das Thema
Joanna Olchawa (Frankfurt am Main) & Julia Samp (Aachen)

Sektion 1: Inszenierungen
Moderation: Martin Clauss (Chemnitz)

13.20 Uhr
Klaus Pietschmann (Mainz): O salutaris hostia. Strategien und Funktionen der Verklanglichung der Elevation in der Messe um 1500

14.00 Uhr
Margret Scharrer (Bern): Auf Messers Klinge – intersensorische Inszenierungen von Benedictio mensae und Gratiarum actio in spätmittelalterlichen Banketten

14.40 Uhr Kaffeepause

Sektion 2: Imaginationen
Moderation: Christoph Schanze (Gießen)

15.00 Uhr
Heike Schlie (Krems an der Donau): Auditive Imagination und Virtualität

15.40 Uhr
Marta Battisti (Grenoble): Hearing with the Inner Mouth. Holy Inspiration in Medieval and Early Modern Christian Visual Culture

16.20 Uhr Kaffeepause

Abendvortrag und Abendführung
Moderation: Joanna Olchawa (Frankfurt am Main) & Julia Samp (Aachen)
Ort: Campus Westend, Casino, Renate von Metzler-Saal, Cas 1.801 und Städel Museum

17.00 Uhr
Abendvortrag:
Frank Hentschel (Köln): Musik mit den Augen geschmeckt: Synästhetische Aspekte in der mittelalterlichen Musiktheorie

19.00 Uhr
Abendführung:
Corinna Gannon (Frankfurt am Main): „Mit allen Sinnen“ durch das Städel Museum (für die Vortragenden und Netzwerkmitglieder)

Freitag, 24. März 2023
Ort: Seminarhaus der Universität (SH), Raum 5.101

Sektion 3: Ritualität
Moderation: Julia Samp (Aachen)

09.00 Uhr
Nina-Maria Wanek (Wien): Einstimmigkeit als Herausforderung und Chance. Byzantinische Klangwelten zum Sehen, Hören und Angreifen

09.40 Uhr
Marie-Emmanuelle Torres (Marseille): A Glimpse of Heaven’s Throne. “Aural-Visual” Theophany in Byzantine Imperial Ritual (IXth–XIIth c.)

10.20 Uhr Kaffeepause

Sektion 4: Bedeutungswandel
Moderation: Christian Jaser (Klagenfurt)

10.50 Uhr
Thomas Greene (Dahlonega, Georgia, USA): “The World Sings these Deeds”: Sound, the Sensorium, and Regime Change in Ninth-Century Francia

11.30 Uhr
Boris Gübele (Göttingen): Die Posaune Gottes? Zur Bedeutung der Akustik sowie der vox im Schaffen Hildegards von Bingen

12.10 Uhr
Jörn R. Christophersen (Berlin): Akustische Alteritätskonstruktionen und audiovisuelle Exklusion? Multisensorik und Bedeutungszuschreibung bei Ausgrenzungsvorgängen im ausgehenden Mittelalter

12.50 Uhr Mittagspause

Sektion 5: Textualität
Moderation: Almut Schneider (Göttingen)

14.30 Uhr
Hannah Potthoff (Chemnitz): Klirren, bis die Funken sprühen. Audiovisuelle Eindrücke in der hochmittelalterlichen Literatur

15.10 Uhr
Morgan Powell (Zürich): Acoustic Transgressions: the Ear as Locus of Sexual Penetration in Richard of Fournival’s Bestiaire d’amours

15.50 Uhr
Daniela Wagner (Tübingen): Abschlussdiskussion

Contact (announcement)

hoeren@histinst.rwth-aachen.de

https://www.tu-chemnitz.de/phil/iesg/professuren/gdma/dfg-netzwerk.php