Wir kennen viele Studienstiftungen aus dem Kreis von Kurienkardinälen, die auch deren Büchersammlungen aufnehmen, zugänglich halten und bewahren sollten. Der Vortrag zielt darauf, die Motive für derartige Stiftungen herauszuarbeiten und die höchst unterschiedlichen Funktionen solcher Erinnerungsorte und -medien zwischen Jenseitsfürsorge und Caritas, Sorge um eigenes Andenken und Nachruhm, Familienpolitik und Bildungsreform zu zeigen. Dafür sollen die entsprechenden Stiftungsaktivitäten des italienischen Kardinallegaten Branda di Castiglione und des deutschen Kardinals Nikolaus von Kues verglichen und in das größere Feld von Studienstiftungen eingeordnet werden, die auch von weniger vermögenden Gelehrten errichtet worden sind.
In den Blick genommen werden Statuten, Besitzeinträge in Büchern, ganze Bibliotheken mit ihren Räumen sowie Häuserkomplexe als Medien der Stiftungspraxis. Denn dadurch wurden Memorialräume geschaffen, die an die Herkunft, die universitären und (kirchen)politischen Wirkungsorte der Gelehrten erinnerten und mit Blick auf die Zukunft vernetzten.