Die frühe Geschlechtergeschichte analysierte die folgenreiche Trennung von Arbeits- und Familienleben und kritisierte sie zugleich als Fiktion, da die Familie als Reproduktionseinheit die Produktion erst mit ermögliche. Die Tagung nimmt die aktuell wiederauflebende Konjunktur dieser Kritik zum Anlass, Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Sorgebeziehungen in historischer Perspektive zu diskutieren.
Dabei soll mehreren Fragen bezüglich der konkreten Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Ökonomie und Sorge nachgegangen werden: Welchen Einfluss hatten ökonomische Krisen auf Sorgebeziehungen und Sorgearrangements? Unter welchen Umständen wirkten ökonomische Rationalitäten auch in Sorgebeziehungen und wann setzten sich Verwertungslogiken nicht durch? Wann und wo erkämpften Sorgende erfolgreich Zeit und Raum für Sorge?
Um bei der Beantwortung dieser Fragen von der Makroebene gesellschaftlicher Entwicklung zur Mikroebene einzelner Konfliktlinien vorzudringen, unterscheidet die Tagung analytisch zwischen unterschiedlichen Ebenen der Ökonomie: In vier Panels werden Sorgearrangements und Sorgehandeln in BRD und DDR seit 1945 in ihren Verflechtungen mit wirtschaftlichen Entwicklungen, Arbeitsmärkten, spezifischen Beschäftigungsbedingungen und Betriebspolitiken untersucht. Die Tagung nimmt darüber hinaus auf gesellschaftliche Leitbilder Bezug und diskutiert, wie Geschlecht, Klasse und Migration in Sorgearrangements und -handeln wirkten.
Die Panel 2, 3 und 4 sind noch mit Beiträgen zu besetzen – hierfür sind Vorschläge aus der Geschichtswissenschaft ebenso wie sozial- oder kulturwissenschaftliche Perspektiven mit einem historischen Schwerpunkt willkommen. Der Untersuchungszeitraum der Beiträge sollte zwischen 1945 und 1990 liegen. Die Konferenzsprache ist Deutsch, englischsprachige Beiträge sind jedoch möglich.
Ein Abstract mit Vortragstitel und etwa 400 Wörtern und ein kurzes akademisches CV sind bis zum 31.07.2023 als PDF zu senden an hannah.schultes@uni-heidelberg.de oder gina.fuhrich@zegk.uni-heidelberg.de.
Rückmeldungen werden bis Mitte September 2023 versandt. Reisekosten, Unterkunft sowie Verpflegung werden für die Vortragenden übernommen.