Selten unterliegt Geschichtspolitik, das heißt die Formulierung und Verbreitung ausgewählter Deutungen der Vergangenheit zu politischen Zwecken, einer solchen dramatischen Aktualität wie im Falle von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Insbesondere die Instrumentalisierung des „Großen Vaterländischen Krieg” und die Erinnerung an die imperiale Geschichte Russlands werden benutzt, um hegemoniale Ansprüche zu untermauern.
Auch jenseits der Ukraine stehen die vom russischen Staat propagierten Geschichtsnarrative im Spannungsfeld mit alternativen Deutungen. Im Inland akzentuieren vor allem autonome Republiken auch eigene geschichtliche Referenzpunkte; in den benachbarten Staaten spiegeln historische Erzählungen unterschiedliche Grade der politischen Distanz zu Russland wider.
Die von der Bayerischen Staatsbibliothek mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien organisierte Podiumsdiskussion beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern historische Narrative im In- und Ausland die vom russischen Staat vertretenen Deutungsmuster in Frage stellen. Unsere drei Gäste greifen diese Fragestellung aus unterschiedlichen Perspektiven für Kasachstan, Litauen und Tatarstan auf.
Gäste
Dr. Nina Frieß, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) Berlin
Raniia Khaziakhmetova, unabhängige Wissenschaftlerin, promovierte Historikerin (kandidat nauk) an der Föderalen Universität Kasan
Prof. Dr. Alvydas Nikžentaitis, Leiter des litauischen Instituts für Geschichte in Vilnius
Moderation
Prof. Dr. Anke Hilbrenner, Inhaberin des Lehrstuhls für osteuropäische Geschichte, Universität Düsseldorf