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Der Liberalismus und seine Widersprüche vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart aus linker Sicht

Der Liberalismus und seine Widersprüche vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart aus linker Sicht

Veranstalter
Institute for Working Class History Chicago & Socialist History Journal
Veranstaltungsort
Strasse der Pariser Kommune 8a (neben Ostbahnhof)
PLZ
10243
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.07.2023 - 21.07.2023
Deadline
30.06.2023
Von
Francis King, School of History, University of East Anglia

Dieses Tagessymposium wird die historische Rolle des Liberalismus als politische Ideologie und als Praxis von seiner Entstehung im 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart aus einer kritischen linken Perspektive untersuchen.

Der Liberalismus und seine Widersprüche vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart aus linker Sicht

Symposiums-Format: Vorträge sollten am Veranstaltungsort gehalten werden aber online-Optionen sind unter besonderen Umständen möglich. Es wird darum gebeten, ein Vortragsmanuskript vor Symposiumsbeginn einzureichen, welches allen Symposiumsteilnehmern im Voraus zugänglich gemacht wird. Beim eigentlichen Symposium sollten alle TeilnehmerInnen die wesentlichen Thesen und Argumente ihrer Vortragsmanuskripte zusammenfassen und zur Diskussion stellen. Unser Ziel ist, einige der Beiträge später in einer Spezialausgabe unserer Fachzeitschrift Socialist History zu veröffentlichen.

Symposiums-Thema: Der Liberalismus entwickelte sich aus oft widersprüchlichem Gedankengut, welches persönliche Freiheitsvorstellungen mit Formen repräsentativer Demokratie und wirtschaftlicher Freiheit zu verbinden versucht und damit feudale Herrschaftsformen und ererbte Macht herausfordert. In diesem Sinne forcierte der Liberalismus die Entwicklung des Kapitalismus und die Entstehung einer neuen kapitalistischen herrschenden Klasse. Auf der einen Seite proklamierte der Liberalismus universale Menschen- und Bürgerrechte, während auf der anderen Seite ein Groβteil der Vertreter des Liberalismus weite Teile der Menschheit von diesen Rechten bewusst ausgeschlossen haben. Die vom Liberalismus ausgeschlossenen Bevölkerungsgruppen, soziale Klassen und Ethnien variieren je nach historischer Zeit, Ort und Situation. Rassistische, sexistische, sowie soziale und kulturelle Vorurteile spielten hierbei eine entscheidende Rolle.

Der Liberalismus fungiert historisch als wesentliche Legitimationsideologie des Kapitalismus. Er hat zwar immer wieder Raum geschaffen zu Kritik und Verbesserung der Verhältnisse innerhalb des Kapitalismus aber das System selbst nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Diese Apologetik-Funktion des Liberalismus für den Kapitalismus ist umso bemerkenswerter, wie im historisch real existierenden Kapitalismus nicht nur die Arbeiterklasse ausgebeutet, sondern auch Bauern enteignet und von ihrem bebauten Land vertrieben und damit oft der Lebensgrundlagen beraubt wurden. Hinzu kommt die mit der kapitalistischen Entwicklung Europas und der USA eng verbundenen Kolonialisierung Afrikas und großer Teile Asiens sowie von Nord- und Südamerika, einschließlich der Versklavung und des Völkermordes an der dortigen indigenen Bevölkerung. All dies bindet den Liberalismus ein in Rassismus, Kolonialismus und Genozid. Allerdings ist der Liberalismus keine monolithische Tradition, sondern hat verschiedene Strömungen hervorgebracht, welche vom Wirtschaftsliberalismus bis hin zu Sozial- und Linksliberalismus reichen.

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts ist die einst hegemoniale Position des Liberalismus immer mehr in Frage gestellt und delegitimiert worden, oft im Zusammenhang mit seiner Verbindung zum Kapitalismus und damit zu imperialistischen Kriegen zur Aufteilung und Neuaufteilung der Welt. Antikoloniale Aufstände sowie auch die wachsende Anziehungskraft des revolutionären Marxismus nährten Hoffnungen auf eine neue und solidarische Welt, die politische Demokratie mit Wirtschaftsdemokratie verbindet und damit tatsächliche Gleichberechtigung aller schafft. Liberale Kräfte zogen es in solcher Situation nicht selten vor, zur Rettung und Stabilisierung des Kapitalismus Zweckbündnisse mit nationalistischen und auch faschistischen Gruppierungen einzugehen. Was rechtsnationalistische, faschistische und liberale Gruppierungen trotz aller Unterschiede zumindest zeitweise zusammenbrachte war ihr Bekenntnis zu wirtschaftspolitischer Austerität. Heutzutage nennt man diese auf die systematische Zerstörung von Gewerkschaften und die Privatisierung weiter Bereiche der Gesellschaft im Namen von Rationalität und Effizienz ausgerichtete Herangehensweise Neo-Liberalismus.

Wir laden ein zu Vortragsvorschlägen zu folgenden generellen Problematiken:

- Welche speziellen Beträge haben linke und marxistische WissenschaftlerInnen zum besseren Verständnis des Liberalismus in seiner Widersprüchlichkeit bisher geleistet?
- Der Liberalismus und seine Strömungen: Beziehungen zu sozialistischen Bewegungen
- Das Verhältnis des Klassischen Liberalismus zu rechten Laissez-faire Liberalismus und Linksliberalismus
- Klassischer Liberalismus, Sozialreformismus, Keynesianischer Liberalismus und Neo-Liberalismus
- Auswirkungen und Nachwirkungen des 1. Weltkrieges sowie der russischen, deutschen und österreichisch-ungarischen Revolution auf den Liberalismus
- Die Rolle des Liberalismus bei der Entwicklung von rechtem Autoritarismus und Faschismus
- Liberalismus, Kapitalismus, Rassismus, Kolonialismus und Siedler-Kolonialstaaten
- Liberalismus, Illiberalismus und Faschismus
- Kapitalismus und Faschismus
- 1923: die endgültige Niederlage der deutschen Revolution und die erste konservativ-faschistische Allianz

Wir empfehlen, ein Vortragsmanuskript von zwischen 5.000 bis 7.000 Wörtern zu erstellen. Ausgewählte Beiträge sind zur Veröffentlichung in einer Sonderausgabe von Socialist History vorgesehen. Teilnahme am Symposium ist kostenfrei. Spenden werden dankend entgegengenommen. Wir bitten darum, dass sich alle Symposiumsteilnehmer:innen vorher anmelden.

Vortragsvorschlag:

Länge: ein bis zwei Absätze
Einreich-Termin für Vorschlag: 30. Juni 2023
Einreich-Termin für Vortragsmanuskript: 15. Juli 2023

Für Anfragen und Einreichen aller Materialien:

Prof. Axel Fair-Schulz
E-Mail: fairsca@potsdam.edu

Neben dem Vortrags-Titel und Abstract des Konferenzvortrages bitte kurzen Lebenslauf (CV) beifügen.

Kontakt

Axel Fair-Schulz
SUNY Potsdam
44 Pierrepont Avenue
Potsdam / NY 13676 USA
E-Mail: fairsca@potsdam.edu

http://liberal-contradictions.socialisthistorysociety.co.uk/
Redaktion
Veröffentlicht am
01.06.2023
Autor(en)
Beiträger