Wissenschaftshistorisches Seminar mit einem Vortrag von Prof. Dr. Martina Heßler (Darmstadt)
Autonome Autos fahren besser als Menschen, Maschinen treffen angeblich bessere Entscheidungen als emotionale und subjektiv agierende Menschen, Roboter sind höflicher als Menschen. Fast täglich finden sich solche Aussagen in den Medien, populärwissenschaftlicher Literatur oder technikwissenschaftlichen Kreisen. Maschinen scheinen den Menschen in vielerlei Hinsicht überlegen zu sein, so dass in jüngster Zeit gar befürchtet wird, sie würden die Menschen überflüssig machen. Menschen und Maschinen werden verglichen – und der Vergleich geht zunehmend zu Ungunsten der Menschen aus. Doch seit wann ist das so? Und stimmt es überhaupt?
Der Vortrag rekonstruiert die Geschichte der Figur fehlerhafter Menschen und fragt nach ihren Konsequenzen. Dass Menschen fehlerhaft sind, gilt als selbstverständlich. Menschliche Mängel sind gar Thema verschiedener Ursprungsmythen (Mängelwesen, Adam und Eva). Jedoch haben sich die Definitionen und Interpretationen, was jeweils als fehlerhaft gilt, im Laufe der Zeit verändert. Der Vortrag nimmt die menschliche Fehlerhaftigkeit in den Blick, die entstand, als Menschen begannen, sich mit Maschinen zu vergleichen. So etablierte sich zu Beginn des 19. Jahrhundert eine neue Figur menschlicher Fehlerhaftigkeit, die schnell zu einer Grundkonfiguration der Moderne wurde und die tiefgreifende und dauerhafte Auswirkungen hatte, insbesondere, weil die Überwindung menschlicher Fehler mittels Technik einherging und mit dem Versprechen einer besseren Welt verknüpft wurde.
Die Geschichte der Figur fehlerhafter Menschen in einer technologischen Welt bringt jedoch einige interessante Paradoxien ans Licht, die der technologischen Moderne inhärent sind und die Menschen letztlich zum Sisyphos machen und die deutlich machen, dass Menschen die Maschinen überfordern.
Martina Heßler ist Professorin für Technikgeschichte an der Technischen Universität Darmstadt. In ihren Forschungen beschäftigt sie sich mit dem Mensch-Maschinen-Verhältnis, Emotionsgeschichte und insbesondere Technikemotionen sowie Stadtgeschichte mit einem Fokus auf Wissenschafts-, Technik- und Industriestädte.
Es laden Sie herzlich ein:
Prof. Dr. Rainer Godel, Prof. Dr. Dieter Hoffmann ML und Prof. Dr. Christina Brandt ML
ML= Mitglied der Leopoldina
Die Veranstaltung beginnt um 18.00 Uhr. Weitere Informationen und den Zugangslink finden Sie unter dem angegebenen Link.