Über die Nachahmung Christi und der Heiligen versuchten Mönche und Nonnen in den Klöstern des Mittelalters, ein Leben der Selbstheiligung zu führen, welches ihnen entlang der via perfectionis den Himmel erschließen sollte. Nicht alle aber wollten, konnten oder durften so leben. Dies gilt gerade für die wohl größte Gruppe der mittelalterlichen Klosterleute, nämlich die Konvers:innen. Nicht wenige mittelalterliche wie moderne Denk- und Interpretationsmuster wiesen diesen Laienbrüdern und Laienschwestern die Funktion arbeitender, den Konvent unterstützender Analphabeten zu, und doch waren sie – als Strukturmerkmal religiösen Lebens – so viel mehr.
Um dem hoch komplexen, europaübergreifenden Phänomen des Konverseninstituts analytisch besser gerecht zu werden, stellt es der Workshop systematisch komparativ in verschiedene kulturelle Kontextzusammenhänge, wie Sozialisation, Recht, Wirtschaft, Gender, Heiligkeit, Zeichenhaftigkeit, Kunst oder Sprache. Mögliche Diskussionsfelder des Workshops wären demnach u. a. (biblische) Rollenmodelle für Konvers:innen, ihre sozialen Netzwerke, ihre zeitgenössische Perzeption, mithin Strategien aus Legitimierung und Delegitimierung (etwa in Wunderberichten), ihre Ordnungsmodelle, Rangverhältnisse, konkreten Wohnsituationen und Tätigkeitsfelder, auch im Spannungsfeld aus Norm und Devianz, oder ihr Potenzial zur eigenen Heiligwerdung – jeweils in (Gemeinschaften, Zeiten und/oder Räume) vergleichender Betrachtung.
Ziel des Workshops ist zugleich die Konstituierung einer Netzwerkes von Wissenschaftler:innen mit verschiedenen Forschungsansätzen, die sich gegenseitig inspirieren und zur weiteren Entschlüsselung des ‚Konversenkultur‘ und ihres ‚Sitzes‘ im religiösen Leben beitragen können.
Der Workshop ist eine gemeinsame Initiative des Lehrstuhls für Kirchengeschichte der RWTH Aachen, des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte an der TU Dresden sowie des von der Heidelberger und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig getragenen Projekts: „Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäische Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle“.
Die Organisatoren laden dazu ebenso in ihrer Karriere fortgeschrittene Wissenschaftler:innen wie Nachwuchswissenschaftler:innen ein.
Wir bitten um die Einsendung eines höchstens einseitigen Abstracts (bis zu 600 Wörter) und eines Kurzlebenslaufes. Wir freuen uns vor allem über Bewerbungen mit vergleichenden Ansätzen. Nichtsdestotrotz sind uns auch entsprechend kontextualisierte Fallstudien und Projektpräsentationen herzlich willkommen.
Für die Referate sind bis zu 30 Minuten eingeplant, gefolgt von 15 Minuten Diskussion.
Die Reise- und Aufenthaltskosten werden übernommen. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist geplant.
Bitte senden Sie Ihre Bewerbungen bis zum 15.03.2024 an: richter@kt.rwth-aachen.de und Joerg.Sonntag@tu-dresden.de.