Postfaktizität in vormodernen Gemeinwesen?

Postfaktizität in vormodernen Gemeinwesen?

Organizer
Christopher Degelmann, Professur für Alte Geschichte unter Berücksichtigung der Digital Humanities, Humboldt-Universität zu Berlin
Venue
Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, Raum 2049a
Funded by
Daimler und Benz Stiftung
ZIP
10117
Location
Berlin
Country
Germany
Takes place
In Attendance
From - Until
26.09.2024 - 27.09.2024
By
Christopher Degelmann, Humboldt-Universität zu Berlin

Am 26. und 27. September veranstaltet die Professur für Alte Geschichte unter Berücksichtigung der Digital Humanities an der Humboldt-Universität zu Berlin eine Konferenz zum Thema „Postfaktizität in vormodernen Gemeinwesen?“. Experten und Expertinnen behandeln in ihren Vorträgen die Fragen, inwiefern sich postfaktische Modi in der Kommunikation und politischen Entscheidungsfindung verschiedener vormoderner Gemeinwesen mit republikanischen Zügen manifestierten und wie sie sich von unserer heutigen Konzeption des Phänomens unterscheiden.

Postfaktizität in vormodernen Gemeinwesen?

„Postfaktizität“ beschreibt ein aktuelles Phänomen, nach welchem Menschen in Zeiten zunehmender Sensibilisierung für populistische Agitation ihre Informationen aus immer undurchsichtigeren Informationskanälen ziehen. In den westlichen Industrienationen wird diese auch als fakenews oder post-truth bekannte Erscheinung als dysfunktional und demokratiegefährdend angesehen. Zuletzt wurde wiederholt herausgearbeitet, dass sich diese Sichtweise nicht auf das demokratische Athen klassischer Zeit übertragen lässt. In dieser ersten breit dokumentierten Volksherrschaft folgten Bildung und Aneignung von Wissen anderen Mustern und wurden von den Bürgern daher als ambivalenter erachtet. Gerede war nicht nur Mittel der Wissensgenerierung und Spiegel zeitgenössischer Diskurse, sondern auch politisches und soziales Kontrollwerkzeug aller Gesellschaftsgruppen. Folglich darf die Rolle von Gerücht und Hörensagen innerhalb der attischen Demokratie nicht unterschätzt werden.

Während der Konferenz wird nun u.a. die Frage gestellt, ob diese Eigenart der Kommunikationskultur gegenüber anderen vormodernen Stadtrepubliken eine athenische Besonderheit darstellt. Lassen sich ähnliche Interaktionsmodi auch in vergleichbaren Gemeinwesen feststellen und in welchem Verhältnis stehen unbestätigte Rede und Republikanismus überhaupt. Die eingeladenen Forscherinnen und Forscher legen dabei ein besonderes Augenmerk auf die spezifische Narrativierung der Überlieferung, die Voraussetzungen der Wissensgenerierung, die Codierung der Rhetorik, die Verschränkungen kommunikativer Erscheinungen und die historischen Ergebnisse postfaktischer Kommunikation.

Sollten Sie sich dafür interessieren, an der Tagung teilzunehmen, bitten wir um Anmeldung beim Veranstalter.

Kontakt
Christopher Degelmann (christopher.degelmann@hu-berlin.de)
Johannes Victor (victorjo@hu-berlin.de)

Programm

26.09.2024 – Donnerstag

09:00 – 09:15
Eröffnung und Begrüßung

Keynote
09:15 – 10:00
David Lanius: Die verschiedenen Formen post-faktischer Praktiken

Oberthema 0: Spezifische Narrativierung der Überlieferung

10:00 – 10:45
Michael Sommer: Levante-Legenden. Die Phönizier im Zerrspiegel ihrer Nachbarn

10:45 – 11:00
Kaffeepause

11:00 – 11:45
Matthias Haake: Postfaktische Diskurse in der hellenistischen Polis: der Fall der Philosophen

11:45 – 12:30
Jannik Lengeling: Ut semper fuit apertissimus (Cic. Mur. 51) – Die Konstruktion des Verschwörers Catilina bei Cicero und Sallust

12:30 – 13:30
Mittagspause

Oberthema 1: Voraussetzungen der Wissensgenerierung

13:30 – 14:15
Jan Timmer: Warum es Verräter geben muß - Überlegungen zur Leistungsfähigkeit einer Semantik in attischer Demokratie und römischer Republik

14:15 – 15:00
Marcel Bubert: Evidenz in Bewegung. Unsicherheit und der Wandel der Evidenzpraktiken im späteren Mittelalter

15:00 – 15:15
Kaffeepause

Oberthema 2: Codierung der Rhetorik

15:15 – 16:00
Karen Piepenbrink: Zur Kritik post-faktischer Kommunikation im klassischen Athen

16:00 – 16:45
Riccarda Schmid: Framing Athens – Gegenwartskonstruktionen in der attischen Rhetorik

16:45 – 17:00
Kaffeepause

17:00 – 17:45
Jan-Markus Kötter: Wider den König von Karthago – Hannibal und der Vorwurf der Geheimdiplomatie mit Antiochos III.

27.09.2024 – Freitag

Oberthema 3: Verschränkungen kommunikativer Erscheinungen

09:30 – 10:15
Elke Stein-Hölkeskamp: Zwischen Ruhm und Rufmord: Die corporate identity der Alkmeoniden

10:15 – 11:00
Elke Dubbels: Gerüchte, Unruhe, Öffentlichkeit: Der Masaniello-Aufstand (1647) in der frühneuzeitlichen Dramatik

11:00 – 11:15
Kaffeepause

Oberthema 4: Historische Ergebnisse postfaktischer Kommunikation

11:15 – 12:00
Karl-Joachim Hölkeskamp: Totgesagte leben länger. Der angebliche Tod des Scipio Africanus und der Zusammenbruch der disciplina militaris

12:00 – 13:00
Mittagspause

13:00 – 13:45
Andreas Würgler: Zur Ökonomie der Information in der Republik der Republiken: Gerücht und Definitionsmacht in der Eidgenossenschaft (15.-18. Jahrhundert)

13:45 – 14:30
Abschlussdiskussion und Zusammenfassung der Tagung

Contact (announcement)

Christopher Degelmann (christopher.degelmann@hu-berlin.de)
Johannes Victor (victorjo@hu-berlin.de)

https://postfaktizitaet.wordpress.com/uber-die-tagung/
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German
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