Grundlage des Seminars ist ein aktuelles Forschungsprojekt zur Geschichte des größten und modernsten Jugendgefängnisses der DDR, dem Jugendhaus Halle, aus dem 2023 das Buch Jugendhaus Halle – „Die Schlägerei hört einfach nicht auf“. Gefängnisalltag (1971–1990) hervorgegangen ist.
Die zentrale Frage dieses Seminars ist, inwiefern es sich bei dem Haftregime in den Jugendhäusern um ein diktatur-spezifisches Gewaltregime handelte. Diese Frage ist nicht trivial, denn es ist bekannt, dass in Jugendgefängnissen auch anderswo ein hohes Ausmaß an Gewalt und eine ausgeprägte Subkultur zu beobachten ist. Angesichts dessen soll in dem Seminar erstens das kommunistische Erziehungskonzept und seine Realisierung in der Praxis hinterfragt werden. Hierbei soll insbesondere auf das Auseinanderklaffen von Theorie und Praxis eingegangen, und nach Erklärungen dafür gesucht werden. Zweitens wird versucht, einige Faktoren herauszuarbeiten, die dazu führten, dass das Ausmaß an Erniedrigungen und Misshandlungen im Jugendhaus Halle so extrem groß war. Drittens soll anhand einiger Fotos, welche die Freizeitgestaltung im Jugendhaus Halle dokumentieren, nach der Bedeutung solcher scheinbar positiver Bilder für die Bewertung des Haftalltags gefragt werden.
Das Seminar bietet Gelegenheit, Kenntnisse über das Haftregime in DDR-Gefängnissen zu vertiefen und ausgewählte Probleme zu diskutieren.