„Herr Fischer, wie tief ist das Wasser?“ – Inter- und transmediale Perspektiven auf Kinder- und Jugendmedien des Exils

„Herr Fischer, wie tief ist das Wasser?“ – Inter- und transmediale Perspektiven auf Kinder- und Jugendmedien des Exils Göttingen, 26.–27.09.2024

Veranstalter
Sammlung historischer Kinder- und Jugendliteratur, Georg-August-Universität Göttingen
PLZ
37073
Ort
Göttingen
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
25.09.2024 - 26.09.2024
Deadline
18.09.2024
Von
Helene Roth, Institut für Kunstgeschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München

Tagung „Herr Fischer, wie tief ist das Wasser?“ – Inter- und transmediale Perspektiven auf Kinder- und Jugendmedien des Exils

Göttingen, 26.–27.09.2024

„Herr Fischer, wie tief ist das Wasser?“ – Inter- und transmediale Perspektiven auf Kinder- und Jugendmedien des Exils Göttingen, 26.–27.09.2024

Kinder- und Jugendliteratur steht – und das tendenziell häufiger als die Allgemeinliteratur – in intermedialen Bezügen und wird durch Medienwechsel geprägt. Dabei ist der Ursprung nicht immer beim literarischen Text zu finden, sondern kann durchaus auch in einem anderen Medium liegen, z.B. in der Gegenwart häufig im Film und dem dann zugehörigen ‚Buch zum Film‘. Dieser Medienverbund wurde häufiger als konstitutiv für die Kinder- und Jugendliteratur betrachtet und hat entsprechend Aufmerksamkeit in der Forschung erfahren, wobei der Schwerpunkt hier deutlich auf Kinder- und Jugendmedien der Gegenwart und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt. Arbeiten sind zu früheren Epochen sind selten und vor allem mit Blick auf Kinder- und Jugendmedien des Exils zeigen sich hier Lücken.

Das liegt auch daran, dass Flucht- und Exilerfahrungen dazu geführt haben, dass viele Projekte nicht oder nur unter erschwerten Publikationsbedingungen umgesetzt werden konnten. Hier hatte und hat die Forschung zunächst vor allem Biographien aufzuarbeiten sowie Werke zu finden, zu sichten und in ihrer Genese und Produktion zu kontextualisieren. Dabei beschäftigt sich die Forschung zu Kinder- und Jugendmedien des Exils allerdings bis heute vornehmlich mit der Sichtung und mit Motivstudien, was zu einem gewissen Theoriedefizit geführt hat. Während die allgemeine Exil- sowie die allgemeine Kinder- und Jugendliteraturforschung ihre vormals gelegentlich konstatierte Theorieferne inzwischen abbauen konnte, ist die Synthese von einschlägigen kultur- und medienwissenschaftlichen Theorien und Verfahren mit der Analyse von spezifisch exilischen Produktions- und Rezeptionspraktiken der Kinder- und Jugendliteratur nach wie vor ein Desiderat. Die Tagung möchte zu dessen Bearbeitung beitragen, indem Kinder- und Jugendmedien des Exils in inter- und transmedialer wie diachroner Perspektive analysiert und vergleichend miteinander in Verbindung gebracht werden, um spezifisch exilische Phänomene im historischen wie medialen Wandel zu untersuchen.

Den zeitlichen Ausgangspunkt des bei der Tagung untersuchten Medienkorpus bildet das Exil zur Zeit des Nationalsozialismus. Nach 1933 hat sich die Lebenswelt für Kinder und Jugendliche, die vom nationalsozialistischen Regime schrittweise aus dem gesellschaftlichen Leben exkludiert worden sind, in Deutschland radikal verändert. Ebenfalls exilierte Künstler:innen haben sich den Perspektiven dieser Kinder und Jugendlichen gewidmet. Daher sind im Exil unter den verschiedenen Produktionsbedingungen der jeweiligen Länder literarische Texte und andere mediale Auseinandersetzungen entstanden, die sich an diese Altersgruppe richten oder die aus kindlicher und jugendlicher Perspektive heraus erzählen. Dabei hatte insbesondere die technologische Entwicklung ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts im Zusammenspiel mit (sozial-)pädagogischen Entwicklungen große Auswirkungen auf die Medienlandschaft; sie bedingte einen Wandel der künstlerischen Ausdrucksformen und hat zu neuen Konzepten in der Kinderliteratur und in den neuen Kindermedien wie dem Rundfunk und dem Film geführt. Diese Entwicklungen machen eine inter- und transmediale Herangehensweise an die Kinder- und Jugendmedien des Exils notwendig. Im Zentrum der Tagung stehen daher neben der Literatur im engeren Sinne und Theaterstücken auch Medien wie Film, Fotografie, Hörbücher, Ausstellungen und Radiobeiträge

Programm

Donnerstag, 26. September

9.30 Ankommen
10.00 Begrüßung und Einführung

Geschichte und Gedächtnis (Moderation: Hartmut Hombrecher)
10.30 – 11.15 Larissa Jagdschian (Paderborn)
Inter- und transmediale Perspektiven auf das Gedächtnis der Exil-Kinder- und Jugendliteratur
11.15 – 12.00 Yiqiang Cao (Hangzhou/Hamburg)
Geschichte als Exil: Gombrichs Kurze Weltgeschichte und The Story of Art
12.00 –12.45 Jana Mikota (Siegen)
Die Rezeption der Kinderliteratur des Exils in der DDR

12.45 – 14.15 Mittagspause

Erzählen in Bildern: Exil und Bilderbuch (Moderation: Wiebke von Bernstorff)
14.15 – 15.00 Helga Schreckenberger (Burlington, VT)
Unwillkürlich kolonial? Margret und H.A. Reys Kinderbücher Curious George
15.00 – 15.45 Burcu Dogramaci (München)
Von Outsidern und Anti-Held:innen: Leo Lionnis Kinderbilderbücher und die Erfahrungen von Exil und Neubeginn
15.45 – 16.30 Helene Roth (München)
Von emigrierten Äpfeln und Bananen: Henry Rox’ Bilderbücher im Londoner und New Yorker Exil in den 1930er und 1940er Jahren

16.30 – 16.45 Kaffeepause

16.45 – 17.15 Inge Hansen-Schaberg (Berlin/Rotenburg)
Ausstellung – Krieg, Flucht und Exil in den Bildern für Kinder von Carl Meffert/Clément Moreau

17.15 – 17.45 Studierende der Universität Hildesheim
Präsentation medialer Vermittlungsprojekte „Kinder- und Jugendliteratur des Exils“

19.00 Abendessen

Freitag, 27. September 2024
Verhandlungen von Grenzen in Theater und Performance (Moderation: Burcu Dogramaci)
9.30 – 10.15 Finja Zemke (Hamburg)
Zusammenleben jenseits von Pässen, Visa und Grenzen. Irmgard Keuns Roman Kind aller Länder (1938) und seine Theateradaption Land aller Kinder (2023) des Performance-Kollektivs andcompany&Co.
10.15 – 11.00 Wiebke von Bernstorff (Hildesheim)
Spiel im Spiel – transmediale Perspektiven auf das szenische Schreiben für Kinder (Steffin, Seghers, Benjamin)

11.00 – 11.15 Kaffeepause
Transmediale Vernetzungen (Moderation: Helene Roth)
11.15 – 12.00 Susanne Blumesberger (Wien)
Nicht nur ein Ortswechsel – Schreiben im Exil anhand ausgewählter Beispiele aus Österreich
12.00 – 12.45 Antje M. Warthorst (Konstanz)
Exil, Kinderliteratur und Rollenbilder im Werk von Walter Trier
12.45 – 13.30 Irene Below/Barbara Daiber/Angela Kemper/Initiativkreis Ilse Losa (Melle)
„Die Kindheit ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.“ Ilse Losas Kinder- und Jugendbücher

13.30 – 15.00 Mittagspause

Mediale Übersetzungen (Moderation: Finja Zemke)
15.00 – 15.45 Ksenia Kuzminykh (Göttingen)
Die Visualisierung des Schreckens. Zur Darstellung des Exils und des Holocausts in gegenwärtigen Graphic Novels
15.45 – 16.30 Lúcia Bentes (Lissabon)
Literarische und filmische Strategien der Darstellung von Kinder- und Jugendlichenperspektiven auf das Exil bei Judith Kerr
16.30 - 17.15 Hadwig Kraeutler (Wien)
Alma Wittlin: Un-/begrenzt(e) „dritte“ Lernräume?

17.15 – 17.30 Abschlussdiskussion

Tagungsort:
Sammlung historischer Kinder- und Jugendliteratur
Georg-August-Universität Göttingen
Waldweg 26
37073 Göttingen

Alle Interessierten können gerne teilnehmen. Wir bitten um Anmeldung an hartmut.hombrecher@phil.uni-goettingen.de bis zum 18.9.2024.

Weitere Informationen unter https://uni-goettingen.de/de/tagung+exil/355794.html.

Tagungsorganisation:
Wiebke von Bernstorff, Burcu Dogramaci, Hartmut Hombrecher, Helene Roth, Finja Zemke

https://uni-goettingen.de/de/tagung+exil/355794.html.
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung