Viele Kulturgüter entstammen politisch, sozial und/oder ethisch sensiblen Kontexten, dokumentieren solche oder sind in ihrer Provenienz davon geprägt. Die Geisteswissenschaften und ihre Infrastrukturen sind zunehmend bestrebt, diesen Zusammenhängen gerecht zu werden, sie zu erforschen und sichtbar zu machen – etwa im Zuge postkolonialer oder postimperialer Debatten. Der digitale Raum stellt hierzu Chance und Herausforderung zugleich dar, sind digitale Objekte doch vergleichsweise einfach verfügbar zu machen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass wichtige Informationen zur Geschichte oder Provenienz nicht mit abgebildet werden, etwa im Zuge der Digitalisierung analoger Vorlagen oder der Bereitstellung und Verbreitung digitaler Objekte.
Hierbei kommt Metadaten eine zentrale Rolle zu. Diese bieten umfangreiche Möglichkeiten, Inhalte, Kontexte, Berechtigungen oder beteiligte Personen abzubilden und solche Daten über Normdateien semantisch zu verknüpfen. So reichhaltige Möglichkeiten Metadaten auch bieten, sind diesen durch konkrete Metadatenschemata, die Erfassungsdatenbanken, Repositorien und Portalen zugrunde liegen, Grenzen gesetzt. Was konkret abgebildet werden kann, ist also oftmals vorgegeben oder zumindest eingeschränkt. Diese Schemata sind in der Regel nicht mit Hinblick auf das heterogene Feld historischer Sammlungen und die sich verändernden Vorstellungen ethisch korrekter Sprache entwickelt worden. Den grundsätzlich vielfältigen und reichhaltigen, oftmals auch von Unsicherheit oder Unschärfe geprägten Metainformationen zu geisteswissenschaftlichen Daten stehen durch bestehende Schemata und technische Vorgaben definierte Beschränkungen gegenüber.
Erste Ansätze zum Umgang mit datenethischen Fragen wie die Formulierung der CARE Prinzipien „for Indigenous Data Governance“, diskriminierungsfreie Metadaten oder individuelle Lösungen einzelner Einrichtungen bestehen bereits oder befinden sich in der Entwicklung. Hier soll der Workshop ansetzen und Raum für Diskussionen um Bedarfe und Lösungsansätze für Metadaten bieten, die den Ansprüchen der Daten und ihrer Geschichte, der Nutzenden und der Datenbereitstellenden gerecht werden. Am zweiten Workshoptag sollen bestehende Ansätze und Lösungsvorschläge am konkreten Fall besprochen werden. Als ein Beispiel für bislang wenig berücksichtigte Quellen bzw. Daten sollen Bestände des Herder-Instituts herangezogen werden, anhand derer insbesondere die Notwendigkeit und Potentiale einer postimperialen Perspektive erprobt werden können.