Wasserlandschaften? Wechselwirkungen und Verflechtungen zwischen Wasser, Mensch und Kulturlandschaft

Wasserlandschaften? Wechselwirkungen und Verflechtungen zwischen Wasser, Mensch und Kulturlandschaft

Veranstalter
Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e. V.‘ (ARKUM); David Fuchs, Köln; Dr. Gerrit Himmelsbach, Aschaffenburg; Dr. Robert Lämmchen, Frankfurt; PD Dr. Lina Schröder, Würzburg/Salzburg
PLZ
97072
Ort
Würzburg
Land
Deutschland
Findet statt
Digital
Vom - Bis
21.10.2024 - 27.01.2025
Von
Lina Schröder, Lehrstuhl Fränkische Landesgeschichte, Universität Würzburg

Digitales Kolloquium ‚ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!‘ im WS 2024/25

Wasserlandschaften? Wechselwirkungen und Verflechtungen zwischen Wasser, Mensch und Kulturlandschaft

Im WS 2024/25 lädt der ‚Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e. V.‘ (ARKUM) erneut Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen und Qualifizierungsstufen zum digitalen Kolloquium ein, diesmal mit dem Thema ‚Wasserlandschaften? Wechselwirkungen und Verflechtungen zwischen Wasser, Mensch und Kulturlandschaft‘. Das digitale Kolloquium hat in den beiden vergangenen Semestern bereits stattgefunden und bot Raum zur Auseinandersetzung mit den Themenbereichen ‚Raum und Kultur-Landschaft‘ sowie ‚Grenzen und Kulturlandschaft‘. Das Ziel dieses Formats fokussiert einen regelmäßigen Austausch, der verschiedene fachliche Perspektiven des jeweiligen Themas beleuchtet und zur kritischen Diskussion einlädt. Es baut Berührungsängste zwischen den einzelnen Fachdisziplinen ab und ermöglicht ein Verständnis für die Denkweisen, theoretisch-methodischen Vorgehensweisen und Befunde der jeweils anderen Disziplin. Dabei stehen gezielt solche Themen im Vordergrund, die aktuell eine fachübergreifende Erforschung erfahren – so auch das Thema ‚Wasser‘.

Rund zwei Drittel der Erdoberfläche sind Wasserfläche. Richtet sich der Blick auf das Festland, zählt z. B. mit 34.600 Kilometern Fließgewässer und rund 3.000 Seen das Land Brandenburg zu den gewässerreichsten Ländern der Bundesrepublik Deutschland. Weitere bekannte Wasserlandschaften sind u. a. die Mecklenburger Seenplatte oder das Rhein-Maas-Schelde- bzw. Weichseldelta. Wasserlandschaft ist jedoch nicht gleich Wasserlandschaft: Neben den Meeren mit seinen Küsten und Deichen, neben Flüssen oder Seen existieren mit Bächen, Teichen, Kanälen, Wasserfällen, Auen und Mooren eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie seit tausenden Jahren als Lebensgrundlage, Verbindungswege, aber auch als Grenze dienen. Die Beziehung des Menschen zum Wasser manifestiert sich dabei in vielfältiger Weise: Wasserareale wurden oft durch Menschen verändert oder sind komplett das Ergebnis menschlicher Aktivität. Sie bilden so den Ausgang für ganz unterschiedliche Praktiken und Intentionen: Im Kontext der Moore, Flüsse, Kanäle oder der Küste stehen so oftmals Prozesse der Urbarmachung und des Landesausbaus im Vordergrund (Deich-, Brücken-, Mühlenbau – z. B. Schreiner 1995), in Bezug auf Flüsse oder das Meer geht ferner die Ermöglichung von Mobilität und Kommunikation einher (z. B. Seefahrt – Bohn 2011, Kommunikation – Schröder 2021, Hardt et al. 2007; Migration – Klepp et al. 2018). Hinsichtlich der Seen, Auen oder Bäche wurden ferner mit der Zeit verschiedene Bewirtschaftungsformen hervorgebracht (Stauseen, Holztrift, Holzflößerei oder Wässerwiesen – Hardt 2019, Malkmus 2016, Weismantel 2004, Keweloh 1988), bezüglich der Moore, Flüsse, Bäche, Wasserfälle, Seen oder des Meeres stand nicht selten immer auch die Ressourcengewinnung bzw. spezifische Gewerbeausführung im Mittelpunkt (Torfabbau, Energiegewinnung, Fischzucht und Fischerei – von Lukowicz 2003). Die Umsetzung verschiedener Praktiken und Intentionen erforderte damit immer auch soziale und organisatorische Anpassungen (Migration, Infrastruktur etc.), Aushandlungen und die Ausbildung rechtlicher Grundlagen (Weber 2020; Klepp et al. 2018; Dinçkal 2015). Besonders am Beispiel der Binnenschifffahrt wird in diesem Kontext deutlich, dass hier stets lokale und regionale Prozesse mit überregionalen Interessen verknüpft sind (Bennemann 2021; Schröder 2017).

Das Kolloquium zielt entsprechend darauf ab, Wasserlandschaften vergleichend zu erörtern. Dabei soll interdisziplinär erarbeitet werden, …
- … was die einzelnen Fächer und Epochen mit dem Begriff der ‚Wasserlandschaft‘ assoziieren: Welche Spielarten (z. B. Küste, Flüsse, Seen, Bäche, Moor, Auen etc.) sind denkbar, ab wann wird von einer Wasserlandschaft gesprochen (etwa, wenn das Wasser die Gesellschaft bestimmt, Wassergewerbe überwiegen, das Wasser das landschaftsdominierende Element ist…)?
- … welche Rolle jeweils Salz-, Brack und Süßwasser spielen: Verändern sich mit der Art des Wassers die Wahrnehmung auf Wasserlandschaften?
- … welche kulturellen Aspekte Wasserlandschaften ausmachen
- … auf welche Daten, Befunde oder Quellen im Kontext des Wassers in den einzelnen Disziplinen zurückgegriffen wird, welche Forschungserkenntnisse mit welchen Methoden generiert werden
- … welche Wechselwirkungen und Verflechtungen zwischen Menschen, Wasser und Kulturlandschaft von den einzelnen Fachdisziplinen und historischen Epochen herausgearbeitet, welche Themen (z. B. Katastrophenforschung, Mobilität, Religiosität etc.) also konkret behandelt werden sowie
- … welche Wasser-Darstellungen (Meistererzählungen etc.) und typische Landschaftsbilder inklusive ihrer Infrastruktur, Flora und Fauna derzeit den Forschungsdiskurs dominieren?

Programm

21.10.: David Fuchs (Köln), Gerrit Himmelsbach (Aschaffenburg), Robert Lämmchen (Frankfurt) & Lina Schröder (Würzburg/Salzburg): Wasserlandschaften: Einführung

28.10.: Rolf Tanner (Bern): ‚Wässermatten‘ im Schweizer Mittelland. UNESCO-Welterbe ‚Traditionelle Bewässerung in Europa‘

04.11.: Ferdinand Leuxner (Würzburg): Wehrloch, Weide, Wassermangel. Tiere und Pflanzen an vormodernen Wehren des Mains

18.11.: Evelien Timpener (Gießen): Einfach mal machen? Recht, Wasserbau und Umwelt in mittelalterliche Fluss- und Wasserlandschaften entlang des Rheins (12.–16. Jh.)

25.11.: Anna Corsten (Jena): Ströme der Ungleichheit? Grenzüberschreitende Flüsse und der Kampf um Wassergerechtigkeit im 19. und 20. Jahrhundert

02.12.: Hannes Raßmann (Hamburg): Dürre in der Seestadt – Wasser, Arbeit und ökologische Modernisierung in Leipzig

09.12.: Winfried Schenk (Bonn): ‚Theokratische Bewässerungsreiche‘ – Wassernutzung und die Entstehung von Hochkulturen

16.12.: Sophie Lindemann (Leipzig): Leipzig, eine Stadt im Fluss

13.01.2025: David Fuchs (Köln): Kultur (auf) der Kurischen Nehrung und ihre Verbindungen zu Haff und Meer

20.01.: Veronika Kupková (Ústí nad Labem): Landschaftswandel und unsichtbare Mobilitäten: Erbe(n) nach der Vertreibung

27.01.: Yasmin Koppen (Leipzig): Hydrolatrie als kultureller Resilienzfaktor; im Anschluss daran: Schlussdiskussion

Kontakt

lina.schroeder@uni-wuerzburg.de

https://www.uni-bamberg.de/histgeo/vernetzung/arkum/kontakt/
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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