Geschlechterkulturen und Krieg

Geschlechterkulturen und Krieg

Veranstalter
Working Group Diversity, Center for Diversity, Media, and Law (DiML)
Veranstaltungsort
Justus-Liebig-Universität Gießen, Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34
PLZ
35390
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
14.11.2024 - 15.11.2024
Von
Jana Keidel, Institut für Romanistikk, Justus-Liebig Universität Gießen

Wenn Kriege Gesellschaften erschüttern, welche Auswirkungen haben sie dann auf Geschlechterkulturen? Welche Auskunft geben kulturelle Artefakte über Veränderungen von Geschlechterverhältnissen im Krieg und durch (drohenden) Krieg? Die Tagung möchte disziplinen- und epochenübergreifend Zusammenhänge von Krieg, Geschlecht und Kultur begreifbar machen.

Geschlechterkulturen und Krieg

Kriege erschüttern seit jeher Gesellschaften. Geschlechterkulturen werden dabei zugleich aufgebrochen oder gefestigt. Dies materialisiert sich in kulturellen Artefakten. Möglichkeiten und Räume geschlechtsbezogener Positionierungen von Kulturschaffenden öffnen oder schließen sich.

Kriege werden oft als Ausnahmezustand betrachtet, sind jedoch einerseits für viele Menschen lang anhaltende Lebensrealität und andererseits als permanente Möglichkeit präsent. „Der andauernde Kriegszustand in der Welt“ führt, so Mieke Bal, dazu, „dass Kultur nicht analysiert werden kann, ohne diesen Zustand einzubeziehen“ (2016, 176). Daher gilt es, auch geschlechterkulturelle Veränderungen nicht ohne Krieg zu analysieren. Geschlechterkulturen – verstanden als gesellschaftliche Verhältnisse basierend auf Konstruktionen von Geschlecht, Geschlechternormen und -hierarchien und damit verbundenen Lebens- und Teilhabechancen – sind dabei nicht als starre Gebilde zu sehen. Vielmehr handelt es sich um variable Konfigurationen, die stets umkämpft sind. Im Krieg scheinen Geschlechterkulturen durch eine Gleichzeitigkeit von gegenläufigen Tendenzen bestimmt zu sein: Einerseits verfestigen sich vorherrschende Geschlechterordnungen, andererseits können sich neue Handlungsmöglichkeiten und -räume eröffnen, um Geschlechterkonstrukte aufzubrechen.

Während der Tagung werden anhand von kulturellen Artefakten, wie Texten, Medien, Objekten und Handlungen, die Wechselwirkungen von Krieg und Geschlechterkulturen analysiert. Hierbei interessieren neu aufkommende Thematiken, geschlechterbezogene Narrationen, Wertungen, vergeschlechtlichte Praktiken, Selbstkonzepte und Inszenierungen sowie deren Entstehungsbedingungen. Die Tagung ist transepochal und transdisziplinär ausgerichtet.

Programm

Donnerstag, 14. November 2024

Ab 13:30
Anreise

14:00
Jutta Hergenhan & Jana Keidel, Justus-Liebig-Universität Gießen
Begrüßung und Einführung

14:45
Karen Hagemann, University of North Carolina at Chapel Hill (online)
Grußwort Forschungsverbund "Militär, Krieg und Geschlecht/Diversität"

Panel I: Literarisch-mediale Thematisierungen von Geschlecht und Krieg
Moderation: Greta Olson, Justus-Liebig-Universität Gießen

15:00
Hannah Potthoff, Technische Universität Chemnitz
Frauen, Krieg und Literatur im Hochmittelalter

15:30
Loredana Columbo & Selina Seibel, Universität Stuttgart
Von Helmen und Haaren – Crossdressing während des Ersten Weltkriegs in französischen und italienischen Karikaturen und Comics

16:00
Sophia Mehrbrey, Universität Heidelberg
Weibliche Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts

16:30
Nico Stab, Universität Mannheim
Weibliche Agency, Männlichkeit und Othering in der Auseinandersetzung mit Nahost-Kriegen: Incendies von Wajdi Mouawad (2003) und Denis Villeneuve (2011)

17:00
Diskussion

17:30
Pause mit Imbiss

18:00
Keynote:
Bipolar, eindeutig, aufgelöst oder ambivalent? Geschlechterordnungen zwischen Friedensidyllen und War Porn
Claudia Kemper, LWL - Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster

20:00
Gemeinsames Abendessen

Freitag, 15. November 2024

Ab 9:30
Kaffee

Panel II: Erinnerungskulturen und Geschlecht
Moderation: Henning Tauche, Justus-Liebig-Universität Gießen

10:00
Lea Hensch, Freie Universität Berlin
Der vergessene Aktivismus von Frauen im Kosovo in den 1990er-Jahren – Nation, Gedächtnis und Geschlecht

10:30
Diskussion

11:00
Kaffeepause

Panel III: Wandel von Geschlechterkulturen durch Kriegswirtschaft?
Moderation: Anke Fischer-Kattner, Universität der Bundeswehr München

11:15
Anna Horstmann, Universität Bielefeld
Das Geschlecht der Kriegsindustrie. Weibliche Arbeitskräfte an der deutschen Heimatfront im Ersten und Zweiten Weltkrieg

11:45
Diskussion

12:15
Gemeinsames Mittagessen

Panel IV: Umkämpft: Konstruktionen von Männlichkeit und Queerness im Krieg
Moderation: Tarek Shukrallah, Justus-Liebig-Universität Gießen

13:30
Helena Pirttisaari-Sundström, Universität Helsinki
Visuelle Darstellung von Heldentum und Männlichkeit in den Fotografien finnischer Grenztruppen während des Fortsetzungskrieges (1941–1944)

14:00
Robin Schmitz, Universität Marburg
„Warum jetzt mit dem Männerbild kommen?“ – Männlichkeitskonstruktion(en) in der deutschen Medienberichterstattung über den Krieg gegen die Ukraine

14:30
Bastian Sebastiani-Lassiter, Justus-Liebig-Universität Gießen
Identität zwischen Versicherheitlichung und Geopolitisierung: Die ambivalente Rolle queerer Personen im Russland-Ukraine-Krieg

15:00
Diskussion

16:00
Ende der Tagung

Kontakt
Jutta.Hergenhan@zmi.uni-giessen.de
Jana.Keidel@romanistik.uni-giessen.de

https://www.uni-giessen.de/de/ueber-uns/veranstaltungen/tagungen/geschlechterkulturenundkrieg
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung