8. Symposium der Residenzen-Kommission

8. Symposium der Residenzen-Kommission

Veranstalter
Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Zusammenarbeit mit der Stadt Neuburg a.d. Donau, der Katholischen Universität Eichstätt und dem Deutschen Historischen Institut Paris
Veranstaltungsort
Schloss
Ort
Neuburg an der Donau
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.09.2002 - 24.09.2002
Deadline
01.09.2002
Von
Dr. Jörg Wettlaufer / Dr. Jan Hirschbiegel

THEMATISCHE SCHWERPUNKTE

Der "Fall" in "Der Fall des Günstlings" hat eine fruchtbare Doppelbedeutung: Zunächst geht es um eine Form der Machtausübung im Zeitalter der Gunst, dann aber auch um die Entmachtung, oft mit tödlichem Ausgang. Die letzte Bedeutung ist ein Ereignis, dem erleuchtende Kraft für die erste zukommt. Denn wenn jeder Günstling früher oder später fällt, sagt dies etwas über die Struktur von Herrschaft und Gesellschaft aus, eben über das, was in der alteuropäischen Monarchie der Fall war.

Das Symposium wird sich in vier Sektionen mit dem Thema beschäftigen:
1. Der Begriff von der Sache
2. Regieren mit Gruppen: Hofparteien
3. Schon etwas sein, erst etwas werden: Günstlingsfälle
4. Sonderfälle: Illegitime, Bilder, Künstler

In der ersten Sektion werden der Begriff "Günstling" und sein Wortfeld zu behandeln sein, die Geschichte der Bezeichnungen und die Gunst als Strukturmerkmal der politischen Existenz bei Hofe.

Die zweite Sektion wird sich stärker mit Hofparteien befassen. Dabei ist zu bedenken, daß "Günstling" nicht immer ein Individuum meint, sondern oft auch eine kleinere oder größere Gruppe: Jugendfreunde, mitgebrachte Fremde, bewährte Fachleute, mächtige Verwandte. Überhaupt wird es uns nicht nur um die normbrechende Einzelfigur gehen, sondern auch um die durchaus normgemäße Figur des Vertrauten und des Freundes, daneben um Gruppen am Hof, die um Einfluß ringen, ohne daß eine Einzelperson sich heraushöbe.

Bei den "Günstlingsfällen" sollen Beispiele für typische Günstlingskarrieren am Hofe vorgestellt werden. Anhand von Fallbeispielen wird zu fragen sein, ob es den einen Weg zur Gunst des Herrschers gab oder ob viele verschiedene Möglichkeiten des Erwerbs und des Erhalts von Gunst eine gleichberechtigte Rolle spielten. Ebenso wird beim "Fall" des Günstlings die Typologie zu untersuchen sein. Welche Bedingungen führten zum Sturz des Günstlings, wann wurde dieser unausweichlich und mit Hilfe welcher Mechanismen rückten andere an die Stelle des Gestürzten nach?

Eng im Zusammenhang mit der dritten Sektion wird die Behandlung der "Sonderfälle" stehen, die am Ende der Tagung besonders gewürdigt werden sollen. Dabei wird es um Illegitime in der Gunst des Herrschers ebenso gehen wie um das Bild der Günstlinge in der zeitgenössischen Kunst. Ein weiteres Element, daß in Zusammenhang mit dem Problem der Illegitimität steht, sind die Mätressen als Günstlinge des Herrschers. Hier wird die Begrifflichkeit von Gunst erneut zu überprüfen sein und sich möglicherweise ein bislang nicht ausreichend betrachteter Aspekt von Gunstbeziehungen zeigen.

"Der Fall des Günstlings" wird wesentliche Strukturen fürstlicher Herrschaft in Alteuropa erkennen lassen und die Hofgesellschaft in heftiger Bewegung zeigen - und nicht wie so oft als erstarrtes Bild hierarchischer Ordnung.

Programm

Tagungsprogramm (Stand: Juni 2002):

Samstag, 21. September 2002

Öffentlicher Abendvortrag
(Schloß, Nordflügel)

18:00
Begrüßung

18:30
Prof. Dr. Ferdinand Kramer (Eichstätt),
Neuburg und seine Residenz in Politik und Kultur bis zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges

19:30
Empfang durch die Stadt

Sonntag, 22. September 2002

Exkursion
Harburg - Eichstätt - Hirschberg (bischöfl. Jagdschloß) - Ingolstadt

Montag, 23. September 2002 (Schloß, Nordflügel)

9:00
Begrüßung

1. Der Begriff von der Sache

9:15
Prof. Dr. Werner Paravicini (Paris),
Einführung

9:30
Dr. Jan Hirschbiegel (Kiel),
Der Günstling im späten Mittelalter als theoretische Konstruktion

10:00
Sven Rabeler, M.A. (Kiel),
Vertrauen und Gunst. Klientelismus am spätmittelalterlichen Hof

10:30
Pause

11:00
Prof. Dr. R. A. Müller (Eichstätt),
Fürstenspiegel über Günstlinge und Hofparteien

11:30
Dr. Jan Paul Niederkorn (Wien),
Der Sturz des Großwesirs

12:00
Diskussion

13:00
freies Mittagessen

2. Regieren mit Gruppen: Hofparteien

15:00
Prof. Dr. Philippe Contamine, membre de l'Institut (Paris),
Le règne de Charles VII: être disgrâcié

15:30
Prof. Dr. Peter Moraw (Gießen),
König Wenzels Hof, eine Günstlingswirtschaft?

16:00
Prof. Dr. Bertrand Schnerb (Lille),
La succession des favoris à la cour de Bourgogne, env. 1400-1430

16:30
Pause

17:00
Dr. A. Reitemeier (Kiel),
Bevorzugte Gruppen und ihre Wahrnehmung am englischen Hof des Spätmittelalters (AT)

17:30
Prof. Dr. Heinz Noflatscher (Innsbruck),
Einflußreiche Kleingruppen an den Höfen Maximilians I. und Rudolf II. Ein Vergleich.

18:00
Ivo Cerman, M.A. (Prag),
Partey, Faction, Kabal am Hofe Kaiser Leopolds I., 1669-1674 (Mitteilung)

18:15
Diskussion

Dienstag, 24. September 2002

3. Schon etwas sein, erst etwas werden: Günstlingsfälle

9:00
PD Dr. Christian Lackner (Wien),
Aufstieg und Fall des Hans von Liechtenstein zu Nikolsburg im 14. Jahrhundert

9:30
Prof. Dr. Adeline Rucquoy (Paris),
Le cas-type d'Alvaro de Luna (Castille, XVe siècle)

10:00
PD Dr. Reinhard Stauber (München),
Neuburgs erster Staatsgefangener. Zu Karriere und Sturz des Wolfgang Kolberger, Kanzler des Herzogtums Bayern Landshut 1489-1502 (Mitteilung)

10:15
Pause

10:45
Dr. des. Oliver Auge (Greifswald),
Holtzinger, Entzlin und Jud Süß - Günstlingsfälle am spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hof der Württemberger

11:15
Dr. Christian Wieland (Bielefeld),
Lorenzino de Medici und Francesco Guicciardini: Zwei Günstlingstypen am Beginn der Medici-Monarchie

11:45
Diskussion

4. Sonderfälle: Illegitime, Bilder, Künstler

15:00
Prof. Dr. Ellen Widder (Tübingen),
Illegitime bei Hofe

15:30
Prof. Dr. Châtelet (Straßburg),
Portraits de favoris à la fin du XVe siècle (AT)

16:00
Dr. Liliane Châtelet-Lange (Mundolsheim),
Benvenuto Cellini und Franz I.: der Künstler als Günstling (Mitteilung)

16:15
Pause

16:45
Dr. Sigrid Ruby (Gießen),
Anne de Pisseleu und Diane de Poitiers. Die Mätresse als Günstling am französischen Hof des 16. Jahrhunderts

17:15
Diskussion

17:45
Prof. Dr. Ronald G. Asch (Osnabrück),
Zusammenfassung

Wenn Sie gerne an der Tagung teilnehmen wollen, setzen Sie sich bitte mit der Arbeitsstelle Kiel der Residenzen-Kommission in Verbindung: resikom@email.uni-kiel.de

Weitere Informationen und eine Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf der homepage der Kommission: http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de

i.A. Dr. Joerg Wettlaufer und Dr. Jan Hirschbiegel

Kontakt

Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften
zu Göttingen / Arbeitsstelle Kiel
0431 - 880 14 84
0431 - 880 14 84
resikom@email.uni-kiel.de

http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de
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