Invention of Tradition - Invention of Innovation

Invention of Tradition - Invention of Innovation

Veranstalter
ARGUS. Arbeitskreis "Kontinuitäten und Brüche: Vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit"
Veranstaltungsort
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.09.2004 - 28.09.2004
Deadline
31.03.2004
Website
Von
Dr. Tobias Bulang/ Dr. Heike Schlie

"Invention of Tradition - Invention of Innovation" ist die erste Tagung des Arbeitskreises ARGUS, der in den kommenden drei Jahren zum Thema "Kontinuitäten und Brüche: Vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit" mehrere Veranstaltungen anbieten wird (Informationen zum Arbeitskreis siehe unten). Im Mittelpunkt steht diesmal die Frage, nach welchen Mustern Ereignisse, Handlungen, Gebräuche, Gegenstände, Kommunikationsformen etc. im Mittelalter und der Frühen Neuzeit als "neue" oder "alte" Phänomene eingestuft und wie solche Zuschreibungen in der nachfolgenden historiographischen Rezeption fortgeführt bzw. umgewertet werden.
"Invention of Tradition" ist ein Begriff, der (auch jenseits seiner starken geschichtswissenschaftlichen Fixierung auf die Bildung nationaler Identität) seit längerem in den Geisteswissenschaften eingeführt ist und die kulturelle Praxis bezeichnet, diverse Angelegenheiten mit erfundenen Traditionen auszustatten, meist zu Zwecken der Geltungsbehauptung und der Legitimation. Auch Kontingenzbewältigung durch typologische Systeme, in denen das Unerwartete auf Präfigurationen zurückgeführt wird, ist unter diesen Begriff zu fassen. Ob etwas neu oder alt ist, liegt nicht in den jeweiligen Phänomenen selbst begründet, sondern ist Resultat von Markierungen und Wahrnehmungsweisen, von konstruktiver Arbeit und interessengeleiteter Zuschreibung. Deshalb soll neben "invention of tradition" auch ein Konzept "invention of innovation" zu einer Befragung der Konstruktionen von "Neuheit" hinsichtlich ihrer Genese und der sich darin manifestierenden Geltungsbehauptungen und Legitimationsstrategien erprobt werden.

Erwünscht sind Beiträge aus allen Disziplinen, in denen man sich durch die Thematik im Bereich des Mittelalters und der Frühen Neuzeit angesprochen fühlt, zu folgendem Spektrum:

- in Mittelalter und Früher Neuzeit relevante Traditions- und Innovationsbehauptungen
- Wissenschaftsgeschichte: Traditions- und Innovationserfindungen bei Epochalisierung und Periodisierung des Wandels in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen
- Theorie zur Wahrnehmung des Neuen sowie zur Funktionalisierung von "Tradition" und "Innovation"

Die Tagung dient einerseits einer ersten methodischen Orientierung und Standortbestimmung für den Arbeitskreis ARGUS, wendet sich aber auch an diejenigen WissenschaftlerInnen aus den Geschichtswissenschaften, der Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft, Philosophie, Kunstgeschichte, Kulturgeschichte, Volkskunde etc., die sich ausschließlich für das Thema der Tagung interessieren.

Vorschläge (Abstracts von nicht mehr als zwei Seiten) werden erbeten bis zum 31.3.2004, mit der Post oder per Mail an die Organisatoren des Arbeitskreises. (siehe unten).

ARGUS Arbeitskreis
"Kontinuitäten und Brüche: Vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit"

ARGUS will NachwuchswissenschaftlerInnen aus dem Bereich der Mediävistik und der Forschung zur Frühen Neuzeit aus verschiedenen geisteswissenschaftliche Disziplinen versammeln und ins wissenschaftliche Gespräch bringen. Tagungen und Werkstattgespräche sind Themen vorbehalten, für die eine aktuelle, nur interdisziplinär wirklich einzulösende Nachfrage besteht. Den Teilnehmenden soll ein Forum geboten werden, Ergebnisse und Hypothesen eigener Forschungsprojekte mit Beobachtungen von Nachbardisziplinen zu vergleichen und gegebenenfalls enger zu vernetzen. Die anzuvisierenden Themenstellungen werden dabei hinlänglich abstrakt formuliert, die Einzelbeiträge sollen "Bodenproben" der Fächer kommunizieren und konfrontieren.
Das erste Rahmenthema des Arbeitskreises (Kontinuitäten und Brüche: Vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit) schuldet sich der nicht neuen Beobachtung und dem daraus resultierenden Unbehagen, daß die epochalen Differenzierungen von Mittelalter und Früher Neuzeit bei der Betrachtung des konkreten Einzelfalls immer wieder einem komplizierten Ineinander von Traditionsbruch und Kontinuität weichen. Die Annahme der Epochengrenze und die entsprechende Aufteilung der Fachgebiete und wissenschaftlichen Lehrsysteme sortieren das jeweilige Material und den methodischen Zugriff immer schon vor; die jeweiligen Beobachtungen bringen aber mitunter ein Irritationspotential ein, welches die Annahme der präsupponierten Unterscheidung in Frage stellen kann. Es versteht sich dabei von selbst, daß die einzelnen und verstreuten mikrohistorischen Untersuchungen nicht an tief verwurzelten geschichtsphilosophischen Denkfiguren rütteln können, was freilich die Erarbeitung eines interdisziplinär fundierten und methodisch differenzierten Problembewußtseins keineswegs erübrigt.

Der Arbeitskreis möchte nicht auf der Ebene einer historischen Semantik von "Mittelalter" und "Neuzeit" ansetzen, sondern vielmehr induktive Vorgehensweisen ermuntern, die - ausgehend von jeweiligen Materialstudien - einen immer notwendig partiellen Blick auf die Thematik von Bruch und Kontinuität riskieren. Im Austausch der Disziplinen sollen nicht alternative Epochenschwellen konfiguriert, sondern Muster des Wandels und des Fortbestandes beschrieben werden, die zwischen makro- und mikrohistorischem Blick vermitteln sollen. Dies jedenfalls wird angestrebt; ob es gelingen kann, soll durch die Konfrontation des Materials aus verschiedenen Disziplinen, das Aufspüren struktureller Ähnlichkeiten und die Entwicklung einheitlicher Beschreibungsmodi erprobt werden. Es geht weniger um die Entwicklung einer neuen Theorie als um die Bereitstellung von Methoden für die Forschungspraxis am Material. Insgesamt sind drei Tagungen zu dem Rahmenthema geplant.

Weitere Informationen sowie ausführliche Exposés (mit Literaturhinweisen) zu Arbeitskreis und Tagung können angefragt werden.

Programm

Kontakt

Dr. Tobias Bulang
Seminar für Deutsche Philologie
Käte Hamburger Weg 3
37073 Göttingen
Tel.: 0551-392148
TobiasBulang@web.de

Dr. Heike Schlie
Forschungsgruppe "Kulturgeschichte und Theologie des Bildes"
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Hüfferstr. 27
48149 Münster
Tel. 0251-8332585/ Fax 0251-8330038
hschlie@uni-muenster.de


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