Banal Militarism - Zur Veralltäglichung militärischen und kriegerischen Habitus

Banal Militarism - Zur Veralltäglichung militärischen und kriegerischen Habitus

Veranstalter
Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Zentrum für Kontfliktforschung Marburg Konzeption & Organisation: Dipl.-Soziologe Fabian Virchow Dr. Tanja Thomas
Veranstaltungsort
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.10.2004 - 16.10.2004
Deadline
31.05.2004
Von
Virchow, Fabian

Call for Paper

Banal Militarism

Zur Veralltäglichung militärischen und kriegerischen Habitus

Internationale & interdisziplinäre Tagung
Marburg 15./16. Oktober 2004

Unter Militarismus wird gewöhnlich eine gesellschaftliche Konstellation verstanden, in der das Militärische eine bevorzugte Rolle in Staat und Gesellschaft spielt und/oder wo Soldaten ihren Beruf als den eines ‚besonderen Standes' begreifen, deren überlegene höherwertige Lebensform anerkannt und von Zivilisten nachgeahmt wird. In diesem Sinne wird der Militarismus in vielen Staaten als ein randständiges Phänomen wahrgenommen. Dennoch spielt das Militär eine beträchtliche Rolle in vielen Gesellschaften - im Verbrauch gesellschaftlichen Reichtums, in der öffentlichen Diskussion und im Alltagserleben vieler Menschen.

Während der Analyse des Verhältnisses von Journalismus und Militär, insbesondere in Kriegszeiten, in den vergangenen Jahren zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt wurde, sind Felder der Kooperation von Militär und (Unterhaltungs-)Kultur nur ansatzweise analysiert worden. Doch gerade diese Kooperationen, die beispielsweise Truppenbetreuung am Einsatzort, Entwicklung von PC-Kriegsspielen als dual-use Produkte von Spieleindustrie und Militär oder die Produktion und Ausstrahlung sogenannter ‚Military Soaps' (Stichwort: ‚Militainment') umfassen, sind als Teil langfristig wirksamer Entwicklungen zu beobachten, die auch in ‚Friedenszeiten' zu einer möglicherweise weit über den journalistischen Bereich hinausweisenden Veränderung politischer Kultur beitragen und einen militärischen bzw. kriegerischen Habitus befördern können.

Deshalb laden die OrganistorInnen der internationalen und interdisziplinären Konferenz unter dem Titel "Banal Militarism. Zur Veralltäglichung und Banalisierung des militärischen Habitus" Forscherinnen und Forscher ein, die sich mit medialen und kommunikativen Prozessen, den beteiligten Akteuren und ihren Interessen in Prozessen einer Legitimierung der Existenz von Militär, dessen öffentlichem Auftreten, dem Anspruch auf Bereitstellung öffentlicher Mittel sowie schließlich seinem Einsatz beschäftigen: Die Vorträge können sich u.a. beziehen auf (Re-)Ritualisierungen (Gelöbnisse, Staatsempfänge) und Inszenierungen des Militärischen (in Kunst und Theater, Kino, Fernsehen, Musik), Truppenbetreuung und Performativitätsangebote (vom Zinnsoldat bis Gotcha oder Kriegssimulationen am PC). Gegenstand der Tagung sollen neben einer theoretischen Einordnung der gesellschaftliche Prozesse die konkreten kulturellen Angebote sein, die dazu dienen können, soldatischen und militärischen Habitus zu (re-)produzieren. Unter Bezugnahme auf Militarisierungsdebatten können diese wenig spektakulären, im Alltag dennoch gegenwärtigen und wirkungsmächtigen Formen der gesellschaftlichen Reproduktion des Militärischen als (häufig unbewussten) doxischer Bezugspunkt des Fühlens, Denkens und Handelns von Menschen analysiert werden. Insofern können diese Prozesse in Anlehnung an Michael Billigs Begriff des ‚banalen Nationalismus' mit dem Begriff des ‚Banal Militarism' charakterisiert werden.

Die internationale Konferenz "Banal Militarism" soll dazu dienen
- nach möglichen historischen Traditionslinien einer banalen Militarisierung zu fragen;
- ihre vielfältige Erscheinungsformen sowie seine (Re-) Produzenten zu erfassen und abzugrenzen,
- die sozialen und psychologischen Mechanismen dieser weitgehend unspektakulär, häufig in Routinen und Ritualen des Alltags eingelassenen ‚Normalisierungsprozesse' zu verstehen sowie
- einer theoretischen Verortung aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen näher zu kommen.

Die OrganisatorInnen hoffen auf einen anregenden Austausch zwischen Forscherinnen und Forschern aus verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Disziplinen. Die Berücksichtigung von Gender sowie historisch-kultureller Kontexte als relevante Analysedimensionen wird ausdrücklich begrüßt.

Konferenzsprache ist Englisch.

Bei Interesse bitten wir um Abstracts (max. 750 Worte) und ein kurzes CV einschließlich Kontaktmöglichkeiten bis zum 31. Mai 2004 an: office@banal-militarism.de
Eine Rückmeldung von Seiten der OrganisatorInnen erfolgt Mitte Juni 2004. Ein detailliertes Programm und genauere Informationen zum Ablauf werden ab 31. Juli 2004 versandt.

Die Veröffentlichung ausgewählter Tagungsbeiträge in Buchform ist geplant.

Die OrganistorInnen bemühen sich um Finanzierungshilfen (Reise- und Unterbringungskosten) für die Vortragenden.

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Call for Paper

Banal Militarism

Making the military and warlike habitus ordinary

International & Interdisciplinary Conference
Marburg 15./16. Oktober 2004

In general, militarism is seen as a societal situation in which the military plays a preferential role in the state and in the society and/or where the profession of being a soldier is looked at as a ‚special status' of highest social appreciation that is emulated by civilians. In this sense militarism is detected as a marginal phenomenon in quite many countries despite the fact that the military plays an important role in societal affairs - by consuming a relevant share of the state budget, by making use of large expanses of ground and water or by being a point of reference in public debates and everydays' experience of people.

Whilst the relationship between the media and the military, especially in times of war, has earned increased attention in research over the last years other fields of cooperation between the military and the cultural sector have been explored only basically. Yet, these cooperations that include entertaining troops deployed abroad, developing dual-use computer-games or producing and transmitting military soaps (‚militainment') may be part of long-term developments that contribute to a deep going change in political culture going far beyond the media and favouring the dissemination of military and/or warlike attitudes and habitus.

In this sense the organizers of the international and interdisciplinary conference "Banal Militarism. Making the military and warlike habitus ordinary" invite paper-proposals dealing with the media and communicational mechanism, the participating subjects and their interests in processes of legitimizing the existence of the military, its appearance in public, its claim to have budgetary funds supplied, and - finally - its using. Papers may examine ritualizations of the military (vows; state receptions), the production of the military (in arts, theater, cinema, TV, and music), entertainment of soldiers as well as forms of performing military-like behaviour ranging from tin soldiers and paintball to simulations of war on the home-computer. The purpose of the conference is to analyse the (cultural) forms by which soldierly, military and warlike habitus are (re)produced and to embed them in a theoretical perspective. Related to the debate on militarism one may call these unspectacular, yet ubiquitous and effective ways of (re-)producing the "military" as an (all too often unconscious) doxic point of reference for the feeling, thoughts and behaviour of people ‚banal militarism' thereby referring to a similar term Michael Billig used in his research on nationalism (‚banal nationalism').

The international and interdisciplinary conference on ‚Banal Militarism' will go in search of
- historical traditions and expressions of ‚banal militarism'
- the varied manifestations of ‚banal militarism' and the societal structures behind them
- the social and pyschological mechanism that may explain how the processes of ‚banalizing' the military work
- theorizations of ‚banal militarism'.
Therefore, the organisators of the conference invite scholars from different countries and different disciplines to contribute to a lively exchange of information and opinions. The integration of historical, gender- and culture-specific dimensions will be highly valued.

Conference language: English

If you are interested in this conference and wish to offer a paper please send your abstract (max. 750 words) and a CV with full contact information by May, 31st 2004 the latest to the following e-mail address: office@banal-militarism.de
Notification of acceptance will be mid-June 2004. A detailed programme and further information will be sent out not later than July, 31st 2004.

The conference organizers will try hard to supply a contribution to the travel costs of paper presenters.

The conference organizers strive for the publication of selected papers from the conference.

For more information on the conference: www.banal-militarism.de

Programm

Kontakt

Dr. Tanja Thomas (Medienwissenschaftlerin)
Dipl.-Soz. Fabian Virchow

office@banal-militarism.de

http://www.banal-militarism.de
Redaktion
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