Einladung zu einem workshop
Die Genderforschung hat sich in den Jahren seit Bestehen des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung (AKHFG) erheblich professionalisiert und weltweit als wichtiges Forschungsfeld durchgesetzt. Die Theoriedebatte ist dabei immer anspruchsvoller geworden, die Forschungsergebnisse immer spezialisierter, immer differenzierter im Detail. Doch steht diesen Erfolgen eine mangelhafte Rezeption innerhalb der verschiedenen außeruniversitären akademischen Berufe und Handlungsfelder für Historikerinnen und Historiker in Schule, Erwachsenenbildung, Akademien, Verbänden, Museen, Medien, Bibliotheken, Archiven usw. entgegen. Die Umstellung auf BA/MA-Studiengänge provoziert uns aber auch an den Hochschulen erneut mit dem Anspruch und Bedarf der in diesem Zusammenhang neu definierten "Vermittlungswissenschaften". Warum und wozu ist Genderforschung gesellschaftlich unverzichtbar und welche Erkenntnisse können Genderforscherinnen und -forscher in diesen Berufsfeldern vermitteln? Gerade nach einer längeren Promotions- und Forschungsphase fühlen sich viele Genderforscherinnen und Genderforscher nicht kompetent, diese Bedeutung ihrer Arbeiten für gesellschaftliche Diskurse in den unterschiedlichen Praxis- Bereichen herauszuarbeiten und zu artikulieren. Die Ausbildung in einer anspruchsvollen historischen Didaktik läßt zu wünschen übrig, oft wird der Bereich "Didaktik" mit Methodik verwechselt.
Auf der Bundeskoordinatorinnentagung des AKHFG in der europäischen Akademie Sankelmark 2004 wurde ein doppeltes Defizit konstatiert: es bedarf einer Didaktisierung der Genderforschung und einer Genderisierung der Geschichtsdidaktik. Um dem Mangel abzuhelfen, sind innerhalb des AKHFG verschiedene Aktivitäten in der Vorbereitung bzw. Planung. Wir haben eine Koordinatorin für Geschichtsdidaktik ernannt: Dr. Bärbel Völkel, die an der Universität Köln mit einer Arbeit aus dem Bereich der Geschichtsdidaktik habilitiert.
Zunächst bieten wir einen workshop für Genderforscherinnen und Genderforscher an, dessen Ziel es sein soll, sich in grundlegende didaktische Gedankengänge hereinzuarbeiten und das eigene Thema problemorientiert zu reflektieren, aufzubereiten und zu präsentieren. Dabei soll die Sensibilität für die vielfältigen Dimensionen der Geschichtskultur verbessert werden, innerhalb derer das Geschichtsbewußtsein geprägt wird. Die Geschichtsdidaktikerin Prof. Dr. Susanne Popp, die sich seit Jahren für Genderthemen einsetzt, wird einen einleitenden Vortrag als Grundlage für die weitere Arbeit an diesem Tage halten.
Die genaueren Informationen entnehmen Sie bitte dem Info-Blatt.
Als vorbereitende Lektüre ist zu empfehlen: Susanne Popp: Der schwierige Umgang mit der Kategorie "Gender". Geschichtsdidaktische Reflexionen zu einer 'universalen' Kategorie des Geschichtsunterrichtes. In: Karl Pellens u.a. (Hg.): Historical Consciousness and history Teaching. Geschichtsbewußtsein und Geschichtsunterricht in einer sich globalisierenden Gesellschaft. Frankfurt/M. 2001, S. 293-324; auch in: Klio macht Geschichte 2001, S. 46-71.
Der workshop richtet sich primär an die Mitglieder des AKHFG, ist aber auch anderen interessierten Genderforscherinnen und Genderforschern offen.
Anmeldungen bitte an Bärbel Völkel.
Arbeitskreis historische Frauen- und Geschlechterforschung
e-mail: BaerbelVoelkel@web.de