Anläßlich seines zehnjährigen Bestehens veranstaltet der Arbeitskreis Agrargeschichte seine alljährliche Sommertagung diesmal als eine zweitägige Konferenz zur Umweltgeschichte der Landwirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert.

In der seit Mitte der achtziger Jahre aufgekommenen Umweltgeschichte bestimmte zunächst die Historisierung von Umweltschäden und Umweltverschmutzung das wissenschaftliche Interesse. So standen die Industrialisierung sowie Industrie und Gewerbe im Vordergrund der Forschung.

Erst in den neunziger Jahren wurde die Landwirtschaft als Thema entdeckt, weil sie auch heute - trotz marginalisierter ökonomischer Bedeutung - noch einen Großteil der Landoberfläche entscheidend durch ihre Nutzungen prägt. Dementsprechend haben Veränderungen agrarpolitischer Leitbilder und Wandlungen der Agrarsozialstruktur immer auch gravierende Veränderungen der Landnutzung mit einer Vielzahl intendierter und nichtintendierter ökologischer Auswirkungen zur Folge. In den letzten Jahren sind zwar einige Publikationen zu diesem Gebiet erschienen, das ganze Feld ist aber bei weitem noch nicht ausreichend bearbeitet. Gerade vor dem Hintergrund der neuesten gravierenden Veränderungen in der Landwirtschaft, dem anstehenden Paradigmenwechsel der Agrarpolitik der EU und dem Beitritt von zehn neuen Ländern zur EU erscheint eine intensivere Beschäftigung mit der Umweltgeschichte der Landwirtschaft der neuesten Zeit wichtig. Dabei reicht der Blick bis ins ausgehende 18. Jahrhundert, dem Beginn eines sich dynamisierenden Modernisierungsprozesses der Landwirtschaft, zurück.

Die Tagung verfolgt in diesem Sinne zwei grundsätzliche Perspektiven: Sie will zum einen neue thematische Fragestellungen einer Umweltgeschichte der Landwirtschaft vorstellen, wie beispielsweise die Diskussionen um Schädlinge und Biodiversität, Veränderungen von Stoffströmen sowie Effekte von Mechanisierung und Rationalisierung. Gleichzeitig legt sie einen Schwerpunkt auf die neueste Entwicklung nach 1945, die in der bisherigen Umweltgeschichte im Gegensatz zum 18. und 19. Jahrhundert noch vernachlässigt worden ist.