Diakonie in Deutschland in Geschichte und Gegenwart verbindet sich oft mit den Namen großer diakonischer Einrichtungen wie Kaiserswerth, Bethel oder Neuendettelsau und den Vorstehern, Rektoren, Oberinnen und leitenden Schwestern. Die einzelne Diakonisse wie auch die diakonische Schwester trat in der Öffentlichkeit – u.a. sichtbar durch ihre Tracht – oft nur als Vertreterin einer Institution in Erscheinung. Die Wechselwirkungen zwischen Institution und Einzelpersönlichkeit, die Verbindung zwischen dem Profil einer Einrichtung und der persönlichen Lebensgeschichte und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Konflikten ist erst in jüngster Zeit in das Blickfeld diakonischer Frauenforschung getreten.

Eine Beschäftigung mit diesen Fragen ist in der Gegenwart nicht allein aus historischen Gründen geboten. Sie leistet auch einen wichtigen Beitrag zu der zukünftigen Relevanz diakonischer Berufsprofile im Kontext sozialer Arbeit. Diese Relevanz wird vor allem davon abhängen, ob die traditionellen Lebens- und Arbeitsformen der weiblichen Diakonie für heutige Berufs- und Lebensentwürfe fruchtbar gemacht werden können.

Diese Tagung ist Schwester Ruth Felgentreff zu ihrem 80. Geburtstag gewidmet. Sie ist als Dank zu verstehen für ihr jahrelanges Bemühen um die Institutionsgeschichte von Kaiserswerth und für das persönliche Engagement, mit dem sie uns jüngere NetzwerklerInnen in unserer wissenschaftlichen Arbeit unterstützt hat.

Ursula Schoen/Norbert Friedrich