Gedächtniskultur und Erinnerungspolitik im ostmittel- und
südosteuropäischen Kontext
Begriffe wie "Erinnerungsorte" und "Gedächtniskultur" sind aus den heutigen kulturwissenschaftlichen Debatten nicht mehr wegzudenken. Disziplinenübergreifend befassen sich Forschende mit unterschiedlichsten Aspekten des Gedenkens und Erinnerns. In den Ländern Ostmittel- und Südosteuropa ermöglichten erst die Umwälzungen vor 15 Jahren einen
Erinnerungspluralismus. Aus einer "westlichen" Perspektive wird dabei oft eine Politisierung der Erinnerung festgestellt und Unverständnis oder gar Unbehagen gegenüber gewissen Formen des Erinnerns scheint auf.
Im Rahmen des 4. Arbeitstreffens des Forums Ostmittel- und Südosteuropa (FOSE), das am 23. April 2005 in Basel stattfinden wird, wollen wir uns in einem theoretischen Teil grundsätzlichen Aspekten des Themenbereiches Gedächtniskultur und Erinnerungspolitik zuwenden. Im Zentrum stehen dabei Fragen danach, aufgrund welcher Kriterien bestimmte Ereignisse erinnert werden, andere hingegen nicht,
welche Mechanismen mit dem Gedenken verknüpft sind und wer die Deutungsmacht überindividueller Erinnerung ausübt.
In einem zweiten Teil möchten wir der Frage auch in praxisorientierten thematischen Beiträgen nachgehen und danach fragen, welche Relevanz Gedächtniskultur und Erinnerungspolitik für die Forschungspraxis in Bezug auf den ostmittel- und südosteuropäischen Kontext haben. Zu denken ist dabei natürlich einerseits an Aspekte des Erinnerns in den Gesellschaften dieses Raumes selbst, in einem erweiterten Sinne aber auch an den "westlichen" Blick auf dieses Gedenken. Inwiefern manifestieren sich etwa kolonisatorische Denkstrukturen im westlichen Diskurs über die Erinnerungspolitik im ostmittel- und südosteuropäischen Raum?
Die Beiträge sollten problemorientierte, kurze Skizzen sein, da der Schwerpunkt auf der Diskussion liegt. Entsprechend dem interdisziplinären Ansatz sind wir für Vorschläge aus der Perspektive verschiedener Fachrichtungen interessiert. Aus aktuellem Anlass wären etwa Themen zum Gedenken von 60 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und 15 Jahren seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime denkbar, willkommen sind aber auch andere Vorschläge.
Vorschläge für Beiträge bitten wir, uns bis zum 15. März 2005 an die Adresse daur@access.unizh.ch zukommen zu lassen. Das FOSE verfügt über keinerlei finanzielle Mittel, so dass wir leider keine Reise- oder Übernachtungskosten übernehmen können.