Ästhetik und Gedächtnis. Bildende Kunst in Gedenkstätten

Ästhetik und Gedächtnis. Bildende Kunst in Gedenkstätten

Veranstalter
DIZ Emslandlager, Dr. Habbo Knoch, (1. Vors.)
Veranstaltungsort
DIZ Emslandlager
Ort
Papenburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.07.2005 - 10.07.2005
Deadline
01.07.2005
Website
Von
Dr. Habbo Knoch

Mit den Debatten über das Holocaust-Mahnmal, die „Wehrmachtsausstellung“ oder das „Ende der Zeitzeugenschaft“ und die wachsende Bedeutung des „authentischen Ortes“ hat die Frage der Gestaltung von Gedenkstätten und der Vermittlung von NS-Geschichte in den vergangenen Jahren großes öffentliches Interesse gefunden. Das Symposium schließt hier an, will aber zusammen mit verschiedenen Experten der Kunstphilosophie, Geschichtswissenschaft und der Gedenkstättenarbeit insbesondere das Verhältnis von „Kunst“ und „Lager“ für die zukünftige Gedächtnisarbeit ausloten.

In den achtziger Jahren hat sich der Künstler Detlef Kappeler intensiv mit Carl von Ossietzky auseinandergesetzt, der als Linksintellektueller 1935/36 im KZ Esterwegen inhaftiert war. Besonders für die Haftzeit des politischen Intellektuellen im KZ und ihre Auswirkungen hat Kappeler in seinem Zyklus zu Carl von Ossietzky eindrucksvolle und herausfordernde Bildsprachen gefunden. Sie vermitteln zugleich die Intensität und die Unzugänglichkeit der Verfolgungserfahrungen in eine Gegenwart, der genau dieser Bruch zur Aufgabe für die eigene politische Reflexion gestellt wird.

Bereits in die neue Ausstellung des Dokumentations- und Informationszentrums Emslandlager von 1993 konnte ein Bild aus diesem Zyklus aufgenommen werden. „Lagerleben“ sollte die Besucher dazu animieren, über die Darstellung und den Umgang mit der NS-Zeit nachzudenken, aber auch Gelegenheit zur Besinnung geben. Seit Dezember 2004 befindet sich das DIZ im Besitz des größten Teils des Carl-von-Ossietzky-Zyklus, nachdem ihn der Künstler dem DIZ in einer Schenkung überschrieben hat.

Die Schenkung ist dem DIZ neben seinem 20-jährigen Bestehen Anlaß, um über Fragen des Umgangs mit Ästhetik und Kunst in der Gedenkstättenarbeit nachzudenken, die schon lange Jahre einen Schwerpunkt seiner Arbeit bilden. Ausgehend von Kappelers Bildern soll gefragt werden, welchen Stellenwert die unterschiedlichen Formen von künstlerischer und kultureller Produktion aus und zu den Lagern in historisch-politischen Bildungsprozessen haben können.

Dies geschieht angesichts der Thematik der Kappeler-Bilder mit naheliegendem Bezug zu den Planungen für eine Umgestaltung des ehemaligen Lagers Esterwegen zu einer Gedenkstätte. Welche Bedeutung haben „Kunst“ und „Kultur“ in der regionalen Gedenkstättenarbeit in Zukunft? Dazu werden Experten in kurzen Statements und in der Diskussion Stellung nehmen.

Die Veranstaltung ist durch die Förderung der Stiftung Niedersachsen ermöglicht worden.

Eine Teilnahme nur an einzelnen Teilen des Symposiums ist möglich. Am Samstag werden die Referentinnen und Referenten etwa 10- bis 15-minütige Statements halten, an die sich eine offene Diskussion anschließen soll.

Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos. Für die Teilnahme an den Mahlzeiten im DIZ (Abendessen Freitag, Mittagsimbiß Samstag) wird vor Ort ein Kostenbeitrag von jeweils 5 Euro erbeten. Bei etwaigen Hotelreservierungen kann das DIZ-Büro (s.u.) behilflich sein.

Alle Veranstaltungen finden im Seminarraum des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Emslandlager, Wiek rechts 23, 26851 Papenburg, statt.

Anmeldungen werden bis zum 1. Juli 2005 erbeten unter:
Telefon: 04961-916306, Fax: 04961-916308
E-Mail: diz.emslandlager@t-online.de
Bei der Anmeldung geben Sie bitte an, zu welchen Veranstaltungen Sie kommen und ob Sie am Abend- und/oder Mittagessen teilnehmen möchten.

Programm

Freitag, 8. Juli 2005

18.00 Uhr
Gemeinsames Abendessen im DIZ

19.30 Uhr
PROF. DR. WERNER BOLDT: Carl von Ossietzky – Politischer Geist und geschundener Leib

Samstag, 9. Juli 2005

9.00 Uhr
DR. HABBO KNOCH: Ästhetik und Gedächtnis. Einführende Bemerkungen

10.00 Uhr
I. Politische Kunst im öffentlichen Raum
PROF. DR. BURGHARD SCHMIDT (ULM): Leiden als Herausforderung der Sinne. Der Carl-von-Ossietzky-Zyklus Detlef Kappelers

PROF. DR. DR. MICHAEL DAXNER (OLDENBURG): Ästhetik als Provokation. Kappelers Inszenierung an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg

11.30 Uhr Kaffeepause

12.00 Uhr
II. Bildung durch politische Bilder
DR. GUNNAR RICHTER (GEDENKSTÄTTE BREITENAU): Kunst als Medium des Erinnerns. Das Beispiel Breitenau

BRUNO BRÜCKNER (PAPENBURG): Eine andere Ästhetik. Kunstwerke in der Arbeit des DIZ

13.30 Uhr
Imbiß

14.30 Uhr
III. Geschichtsort und gestalteter Raum
DR. DETLEF GARBE (GEDENKSTÄTTE NEUENGAMME): Das „Authentische“ als Herausforderung. Ästhetik in der Neugestaltung der Gedenkstätte Neuengamme

DR. JENS-CHRISTIAN WAGNER (GEDENKSTÄTTE MITTEL-BAU-DORA): Grenzen der Gestaltung. Die doppelte Geschichte des Lagers Mittelbau-Dora und die Neugestaltung der Gedenkstätte

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr
IV. Gedächtnisräume der Zukunft
PROF. DR. INGE MARSZOLEK (BREMEN): Ästhetik der Macht. Der Bunker Bremen-Farge als „Gedenkstätte“

DR. ANDREA KALTOFEN (MEPPEN): Spurensuche am historischen Ort. Ärchaologische Funde auf dem ehemaligen Lager Esterwegen

17.30 Uhr
Schlußdiskussion

Kommentare: Prof. Dr. Bernd Weisbrod, Dr. Dietmar Sedlaczek, Dr. Habbo Knoch

Sonntag, 10. Juli 2005
11.00 Uhr
Eröffnung der Sonderausstellung „Detlef Kappeler: Der Carl-von-Ossietzky-Zyklus – eine Auswahl“ mit Gästen

Kontakt

Habbo Knoch

DIZ Emslandlager
Postfach 1132
26851 Papenburg

hknoch@freenet.de


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Deutsch
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