Prof. Dr. Bea Lundt Universität Flensburg/Berlin (Bundeskoordinatorin des Arbeitskreises Historische Frauen – und Geschlechterforschung AKHFG)
Dr. Bärbel Völkel Universität Köln (Koordinatorin für Geschichtsdidaktik des Arbeitskreises Historische Frauen-und Geschlechterforschung AKHFG)
Einladung zu einem workshop: Presenting Gender - Geschlechterforschung didaktisch reflektiert.
3. Workshop des Arbeitskreises Historische Frauen und Geschlechterforschung (AKHFG)
17.-18. März 2006 im Archiv der deutschen Frauenbewegung Kassel
Der workshop richtet sich an Genderforschende in/nach einer längeren Forschungs- und Qualifizierungsphase, in der Regel Doktoranden und Doktorandinnen sowie Habilitierende und Habilitierte.
Ein Desiderat: Didaktisierung der Genderforschung – Genderisierung der Geschichtsdidaktik
Die Genderforschung hat sich in den fünfzehn Jahren seit Bestehen des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung (AKHFG) erheblich professionalisiert und weltweit als wichtiges Forschungsfeld durchgesetzt. Die Theoriedebatte ist dabei immer anspruchsvoller geworden, die Forschungsergebnisse immer spezialisierter, immer differenzierter im Detail. Doch steht diesen Erfolgen eine mangelhafte Rezeption nicht nur innerhalb der Wissenschaft, sondern gerade auch innerhalb der verschiedenen außeruniversitären akademischen Berufe und Handlungsfelder für Historikerinnen und Historiker in Schule, Erwachsenenbildung, Akademien, Verbänden, Museen, Medien, Bibliotheken, Archiven usw. gegenüber. Die Umstellung auf BA/MA-Studiengänge provoziert uns aber auch an den Hochschulen erneut mit dem Anspruch und Bedarf der in diesem Zusammenhang neu definierten "Vermittlungswissenschaften". Warum und wozu ist unsere Genderforschung gesellschaftlich unverzichtbar und welche Erkenntnisse können wir Genderforscher/innen in diesen Berufsfeldern vermitteln? Gerade nach einer längeren Promotions- und Forschungsphase fühlen sich viele Genderforscher/innen nicht kompetent, die Bedeutung ihrer Arbeiten für gesellschaftliche Diskurse in den unterschiedlichen Praxis-Bereichen herauszuarbeiten und zu artikulieren. Die Ausbildung in einer anspruchsvollen historischen Didaktik als Wissenschaft von der Entstehung und Verbreitung von Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft lässt zu wünschen übrig; oft wird der Bereich "Didaktik" mit Methodik verwechselt.
Auf den Bundestagungen des AKHFG 2004 und 2005 wurde ein doppeltes Defizit konstatiert: Es bedarf einer Didaktisierung der Genderforschung und einer Genderisierung der Geschichtsdidaktik. Letzteres wird zur Zeit aufgegriffen: So erschien zum Historikertag in Kiel 2004 der Jahrsband der "Zeitschrift für Geschichtsdidaktik" mit zahlreichen Beiträgen zum Thema „Gender und Geschichtsdidaktik“. Um dem Mangel in unserem Bereich abzuhelfen, sind verschiedene Aktivitäten im Gange: Wir haben eine Koordinatorin für Geschichtsdidaktik ernannt: Dr. Bärbel Völkel, die an der Universität Köln mit einer Arbeit aus dem Bereich der Geschichtsdidaktik habilitiert. Zwei workshops für Genderforscher/innen haben bereits stattgefunden, deren Ziel es war, sich in grundlegende didaktische Gedankengänge einzuarbeiten, das eigene Thema problemorientiert zu reflektieren, aufzubereiten und in adressat/innenbezogener, narrativ angemessener Form zu präsentieren. Ein erster Tagungsband ist inzwischen im Entstehen und soll zum Historikertag 2006 erscheinen.
Einen dritten workshop bieten wir jetzt an. Ziel ist es, die Sensibilität für die vielfältigen Dimensionen der Geschichtskultur zu verbessern, innerhalb derer das Geschichtsbewusstsein geprägt wird. Dabei geht es etwa darum, die aktuelle Dimension und Bedeutung der Forschungen für den öffentlichen Diskurs um den Wandel der Geschlechterverhältnisse herauszuarbeiten und im Vortrag zu artikulieren. Nach drei einleitenden Kurzreferaten soll in Gruppenarbeit an der Präsentation eigener Themen gearbeitet werden. Die Ergebnisse werden ausführlich vergleichend diskutiert.
Kurzvorträge:
- Prof. Dr. Bea Lundt (Universität Flensburg, Mittelalterliche Geschichte und ihre Didaktik, Bundeskoordinatorin des AKHFG, Lehrbeauftragte an der Humboldt-Universität Berlin, Assoz. am Graduiertenkolleg „Geschlecht als Wissenskategorie“):
„Was ist an meinem Thema aktuell? – Die Bedeutung und Problematik von Gegenwarts- und Zukunftsbezug“
- Dr. Bärbel Völkel (Universität Köln, Koordinatorin für Geschichtsdidaktik des AKHFG):
Neurobiologie, historische Genderforschung und deren Vermittlung – Provokantes, Irritierendes, Interessantes.
- Dr. Bettina Alavi (Universität Heidelberg)
Transformationen. Von der detaillierten Genderforschung zur Präsentation im öffentlichen Diskurs.
Als vorbereitende Lektüre ist zu empfehlen:
- Susanne Popp: Der schwierige Umgang mit der Kategorie "Gender". Geschichtsdidaktische Reflexionen zu einer 'universalen' Kategorie des Geschichtsunterrichtes. In: Karl Pellens u.a. (Hg.): Historical Consciousness and history Teaching. Geschichtsbewußtsein und Geschichtsunterricht in einer sich globalisierenden Gesellschaft. Frankfurt/M. 2001, S. 293-324; auch in: Klio macht Geschichte 2001, S. 46-71.
- Gender und Geschichtsdidaktik. Jahresband 2004 der Zeitschrift für Geschichtsdidaktik, hg. im Auftrag der Konferenz für Geschichtsdidaktik, Moderation: Bettina Alavi, Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Taunus 2004.
Jeder workshop-Teilnehmer, jede Teilnehmerin ist gebeten, einige zentrale (wenn möglich kontroverse) Quellen zur eigenen Forschungsarbeit mitzubringen. Da im Interesse einer vertiefenden Auswertung nicht alle Arbeiten der Teilnehmenden vorgestellt werden können, bitten wir um Angabe, ob der eigene Beitrag präsentiert werden soll. Eine Publikation im Zusammenhang mit diesem workshop ist vorgesehen.
Anmeldungen für den workshop werden ab sofort von Dr. Bärbel Völkel entgegen genommen (BaerbelVoelkel@web.de) Es stehen 20 Plätze zur Verfügung.