Was heißt historische Verantwortung?

Was heißt historische Verantwortung?

Veranstalter
Kulturwissenschaftliches Institut, Essen Landeszentrale für politische Bildung NRW
Veranstaltungsort
Kulturwissenschaftliches Institut
Ort
Essen
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.02.2006 - 22.02.2006
Deadline
16.02.2006
Von
Meike Vogel

Die Frage nach dem Verhältnis von Geschichtsdenken, Erinnerungskultur und historischer Verantwortung steht seit geraumer Zeit nicht nur im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Forschung, sondern auch im Zentrum politischer und sozialer Debatten. So gehört die Rede von der „Verantwortung für die Geschichte“ (Georg Picht) zu den meist gebrauchten Wendungen der deutschen Nachkriegszeit. Unter historischer Verantwortung ist normalerweise eine besondere Art der moralisch-politischen Verpflichtung gemeint, welche die gegenwärtig Lebenden gegenüber den Opfern von Unrechtshandlungen besitzen, die in der Vergangenheit begangen wurden.

In diesem Sinn ist die Übernahme historischer Verantwortung für die NS-Verbrechen ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Nachkriegspolitik und Erinnerungskultur. Sie wird vor allem dort eingefordert, wo es um die Aufarbeitung der jüngsten Geschichte und das historisch-politische Selbstverständnis Deutschlands nach 1945 geht. Ausgeklammert wurde in den bisherigen Diskussionen jedoch die wesentliche Frage, ob und wie sich Verantwortung für geschichtliche Unrechtstaten begründen und praktisch umsetzen lässt. Was passiert, wenn die Tätergeneration in keiner direkten Verbindung mehr zu denjenigen Generationsmitgliedern steht, von denen Verantwortung eingefordert wird. Sind die Deutschen für die Taten ihrer Vorfahren verantwortlich, weil sie Mitglieder ein und derselben nationalen Gemeinschaft sind? Lässt sich Verantwortung von einer Generation auf die nächste vererben? Welche historischen und kulturellen Voraussetzungen sind erforderlich, damit Verantwortung auch jenseits schuldhafter Zusammenhänge übernommen wird?

Es ist notwendig, die Rede von der historischen Verantwortung genauer in den Blick zu nehmen, besonders auch vor dem Hintergrund unterschiedlicher europäischer Perspektiven auf diese Frage.

Das Ziel der Tagung besteht darin, die allzu leichtfertige Verwendung des Verantwortungsbegriffs in historischen Zusammenhängen zu hinterfragen und neue Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln.

Programm

"Was heißt historische Verantwortung?"

Montag, 20. Februar 2006

18.15 Uhr
Jörn Rüsen (Essen)
Begrüßung und Einleitung

Eröffnungsvortrag
Rolf Zimmermann (Freiburg)
Was heißt historische Verantwortung? Zum Verhältnis von Moral und Geschichte

Kommentar und Gespräch
Klaus M. Kodalle (Jena)
Schuld in der Geschichte – Über historische Verantwortung

Dienstag, 21. Februar 2006

Europäische Perspektiven
9.00 – 12.00 Uhr
Roundtable
Nicoals Berg (Leipzig)
Peter Longerich (London/Essen)
Feliks Tych (Warschau, Polen)
Hans Wupper-Tewes (Düsseldorf)

Moderation: Jörn Rüsen

Erinnerungskultur und historische Verantwortung
14.00 – 17.00 Uhr
Roundtable
Wibke Bruhns (Berlin)
Michaela Christ (Berlin)
Michael Heinlein (München)
Magdalena Herzog (Jena)
Daniel Lévy (New York, USA)
Rolf Schörken (Düsseldorf)

Moderation: Harald Welzer

18.00 – 20.00 Uhr
Abendvortrag
Harry Walter (Stuttgart)
Mein uraltes Lieblingshemd: Über die Tragbarkeit historischer
Verantwortung (Diavortrag)

Mittwoch, 22. Februar 2006

Kulturelle Praxis historischer Verantwortung
9.00 – 10.00 Uhr
Impulsreferat
Jenny Tillmanns (Jerusalem, Israel)
Relevanzbezogene Motivation: Ausgangs- und Zielpunkt historischer Verantwortung

Kommentar aus der Perspektive der historisch-politischen Bildung
Heidi Behrens (Essen)

Zwischen Schweigen und Sprechen: Kollektive und individuelle Umgangsweisen mit historischen Tabus
10.30 – 13.00 Uhr
Roundtable
Gabriele Camphausen (Berlin)
Volkhard Knigge (Weimar)
Arno Orzessek (Berlin)
Johannes Pfäfflin (Düsseldorf)
Hartmut Ziesing (Auschwitz, Polen)

Moderation: Michaela Hänke-Portscheller

13.00Uhr Tagungsende

Um Anmeldung zur Tagung wird gebeten!

Kontakt

Ursula Sanders

Kulturwissenschaftliches Institut Essen

0201/7204-154
0201/7204-163
ursula.sanders@kwi-nrw.de

www.kwi-nrw.de
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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