Ciudadanía vivida, (in)seguridades e interculturalidad - Gelebte ciudadanía, (Un)sicherheiten und Interkulturalität

Ciudadanía vivida, (in)seguridades e interculturalidad - Gelebte ciudadanía, (Un)sicherheiten und Interkulturalität

Veranstalter
ADLAF - Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung
Veranstaltungsort
Friedrich-Ebert-Stiftung, Godesberger Allee 149, 53175 Bonn
Ort
Bonn
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.11.2006 - 18.11.2006
Deadline
30.04.2006
Von
Barbara Potthast

Für die ADLAF Jahrestagung 2006 werden Paper zu den unten aufgeführten Paneldiskussionen gesucht. Abstracts von ungefähr 200 Wörtern sowie kurzen Angaben zu Autor/in (bis 500 Zeichen) können bis zum 30. April 2006 eingereicht werden.

Programm

Eröffnungsplenum: Ciudadanía, (in)seguridades e interculturalidad – una exploración de los conceptos
Das Eingangspanel soll einer theoretisch-methodischen Klärung des Tagungsthemas dienen. Hierzu werden die drei Begriffe aus der Perspektive jeweils einer Disziplin, die sich in besonderer Weise mit dem Thema beschäftigt hat, erläutert, wobei jedoch sowohl Ausblicke auf andere Disziplinen als auch die wechselseitige Verschränkung der drei Faktoren mit in den Blick kommen sollen. Der Begriff der ciudadanía und seine unterschiedlichen inhaltlichen Aufladungen sollen daher in historischer Perspektive, derjenige der Sicherheit und ihres Mangels in sozialwissenschaftlicher sowie derjenige der Interkulturalität aus kulturwissenschaftlicher Perspektive dargestellt werden.

AG 1: Vorstellungen und Wahrnehmungen von ciudadanía und (in)seguridades
Moderation: Juliana Ströbele-Gregor
Kulturelle Interaktion sowie Ausübungsmöglichkeiten von ciudadanía bedürfen der systematischen Umsetzungsstrategien seitens des Staates und der Bereitschaft der Machtgruppen. Erforderlich dabei ist die Kenntnis und die Berücksichtigung der
Wertesysteme sowie der Symbol- und Deutungskulturen der verschiedenen sozialen und kulturellen Gruppen und ihre historische Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert. Welche
interkulturell unterschiedlichen Konzepte/Vorstellungen/Konstruktionen existieren innerhalb Lateinamerikas zu ciudadanía und (in)seguridades? Hier soll auf Differenzierung Wert gelegt werden: nach Geschlecht, städtischem und ländlichem, indigenem und afroamerikanischem Kontext, Generationenunterschiede, Mestizos, etc. Die Alternativvorstellungen über das „gute Leben“, dem Begriff, mit dem indigene Gruppen ihre Konzepte von gemeinschaftlichen Zusammenleben und Entwicklung bezeichnen, werden bisher – wenn überhaupt – nur am Rande der politischen Diskussion wahrgenommen. Welche Unsicherheiten im Hinblick auf Zugehörigkeit und Verortung innerhalb der nationalen Gemeinschaften werden hier sichtbar?

AG 2: Mediale Ausdrucksformen und Verhaltensmuster
Moderation: Sonja Steckbauer
In der Darstellung und Vorstellung von ciudadanía spielen verschiedene mediale Ausdrucksformen zunehmend eine bedeutende Rolle. In dieser Arbeitsgruppe soll besonders danach gefragt werden, welche äußeren gesellschaftlichen und politischen Umstände zu einer Umorientierung medialer Ausdrucksformen und der Entstehung neuer Subgattungen gesellschaftlicher und politischer Diskurse (z. B. Film, Favela Fiction etc.) führen. Zentrale Fragen sind: In welchem Verhältnis stehen lateinamerikanische “Nationendiskurse” und “unsichere Staatsbürgerschaft”? Warum und wie wirken die entsprechenden politischen oder gesellschaftlichen Diskurse? Inwieweit sind neue literarische Darstellungsformen ein Spiegel der Erlebniswelten der Bevölkerungen Lateinamerikas?

AG 3: Auswirkungen der Urbanisierung auf ciudadanía, (in)seguridades und interculturalidad
Moderation: Heinrich Pachner
Lateinamerika ist durch eine der weltweit höchsten Verstädterungsraten gekennzeichnet. In diesem Kontext stellt sich die Frage, inwieweit ciudadanía durch Urbanisierung gefördert oder begrenzt wird. In welchem Verhältnis stehen „unsichere“ Staatsbürgerschaften und Urbanisierung in der lateinamerikanischen Geschichte und heutzutage? Welche Rolle spielen materielle Vorraussetzungen bei der Umsetzung von Bürgerrechten in Bezug auf (in)seguridades und interculturalidad? Neuartige Phänomene sind zudem Fragmentierungen in den Städten, ökonomische und soziale Polarisierungen sowie gewaltsame Konflikte. Während der letzten Jahre formieren sich verstärkt neue soziale und politische Akteure in städtischen Marginalsiedlungen. Wovon hängt es ab, ob sich Slums oder randstädtische Hüttenviertel der Hoffnung bilden, mit Formen des allmählichen Hineinwachsens in die städtische Lebensform bei vielfältigen Formen der Interkulturalität (z.B. „paisanismo“, Selbstorganisation, informeller Wirtschaftssektor)? Diese Problematik lässt sich beispielhaft erörtern an Phänomenen der „gated communities“ (z.B. Einschränkung des öffentlichen Raumes) und an den Konsequenzen für eine gelebte ciudadanía.

AG 4: Auswirkungen der transnationalen Migration auf ciudadanía, interculturalidad und (in)seguridades
Moderation: Dörte Wollrad
Lateinamerika ist seit der Kolonialzeit durch vielfältige Migrationsprozesse geprägt, die auch das Konzept von Staatsbürgerschaft entscheidend formen. So war in vielen Staaten im 19. Jahrhundert die Form der Einbeziehung der indigenen Bevölkerung sowie der Nachfahren der zwangsumgesiedelten Afrikaner umstritten, aber auch für die europäischen Migranten war die Frage der Staatsbürgerschaft in den Aufnahmeländern ambivalent. Migration kann die Frage der Zugehörigkeit und die Reichweite von ciudadanía sowohl behindern und einschränken, als auch zu einer Erweiterung des Konzeptes und des betroffenen Personenkreises führen. Hinzu kommt, dass durch die Migration – sei sie auf Dauer oder auf Zeit angelegt – transnationale Lebensentwürfe und Beziehungen entstehen. Diese können einerseits Sicherheiten (z.B. in ökonomischer Hinsicht) schaffen, gleichzeitig aber auch neue Unsicherheiten (z.B. in Bezug auf ciudadanía oder auch kulturelle Identitäten) hervorrufen. Zu fragen ist daher, wie sich Migration (transnationale und interregionale, Stadt-Land) auf ethnische und nationale Identitäten auswirkt und welche Wirkung der Besitz oder Nichtbesitz von Staatsbürgerschaftsrechten auf die Identität der Migranten hat. Wie verändert transnationale Migration Begriff und Gehalt von citizenship, Sicherheit und Interkulturalität sowohl im Aufnahme– als auch im Herkunftsland? Wann und warum wurde und wird Migration und ciudadanía Gegenstand öffentlicher Debatten und mit welchem Ziel?

AG 5: Öffentliche (Un)Sicherheit: Handlungsspielräume und Lösungsansätze in der Praxis
Moderation: Klaus Bodemer
Gewalt und öffentliche Unsicherheit bestimmen in Lateinamerika mehr und mehr die politische Agenda. In Umfragen nehmen sie – neben der Arbeitslosigkeit - den vordersten Rang unter den Forderungen der Bürger dieser Region ein. Über die Einstellungsebene hinaus ist der Anstieg von Gewalt und die Ausbreitung rechtsfreier Räume einer der zentralen Bedrohungsfaktoren für eine gelebte ciudadanía und die demokratische governance der Region. Sicherheit ist dabei als ein Gut an der Schnittstelle von Privatheit und Öffentlichkeit zu begreifen, dessen Perzeption und politische „Bearbeitung“ in erheblichem Maße durch spezifische Diskurse geprägt sind, die einerseits von der Realität bestimmt sind, andererseits aber auch Realität konstruieren. Folgende Fragen stehen in der AG im Vordergrund: Welche Theoriekonzepte liegen den Strategien zur Bekämpfung von Gewalt und öffentlicher Unsicherheit zugrunde? In welcher Weise konditionieren sich Gewaltdiskurse und Gewaltrealitäten in (Nachkriegs-)Gesellschaften Lateinamerikas? Welches sind die Erfahrungen mit dem Konzept der „community governance“ in lateinamerikanischen
Städten und welche mit dem "community policing"? Wessen Werte werden von der Polizei berücksichtigt? Wessen Werte werden ausgegrenzt? Wer bestimmt, wer zur "comunidad" gehört?

AG 6: Citizenship, (Un)Sicherheiten, Interkulturalität: Internationale Dimensionen
Moderation: Ruth Stanley
Internationalisierungs- und Globalisierungsprozesse wirken sich auf vielfältige und widersprüchliche Weise auf das Bestreben um inklusive ciudadanía ebenso wie auf Sicherheitswahrnehmungen aus. Diese widersprüchlichen Tendenzen reichen von der Internationalisierung und Institutionalisierung des Menschenrechtsschutzes über die Beeinflussung der Sicherheitsagenda durch die Wahrnehmung von neuen, globalen Risiken und die „failing states“-Debatte bis hin zu Prozessen der Informalisierung mit allen ihren Konsequenzen für gelebte ciudadanía. Internationalisierung schließt aber auch den Transfer spezifischer Lösungsansätze in Richtung Nord-Süd ein, ebenso wie die Bildung regionaler Süd-Süd-Netzwerke, die durch Erfahrungsaustausch die Lösung gemeinsamer Probleme im Bereich ciudadanía und Sicherheit anstreben. In der Arbeitsgruppe sollen diese Aspekte im Hinblick darauf analysiert werden, welchen Beitrag sie zur Herausbildung von inklusiver ciudadanía bzw. zu deren Unterminierung leisten.

Kontakt

Barbara Potthast

Lehr- und Forschungszentrum Lateinamerika
Universität zu Köln

adlaf2006@uni-koeln.de

http://www.adlaf.de/callpapers.html
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