Rationalisierungen des Gefühls. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Emotionalität 1880-1930

Rationalisierungen des Gefühls. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Emotionalität 1880-1930

Veranstalter
Arbeitskreis Geschichte + Theorie (AG+T), veranstaltet durch Dr. Uffa Jensen und Dr. des. Daniel Morat
Veranstaltungsort
Humboldt-Universität
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.10.2006 - 28.10.2006
Deadline
19.10.2006
Von
Arbeitskreis Geschichte + Theorie (AG+T)

Wissenschaft und Emotion – im Alltags- ebenso wie in einem klassischen Wissenschaftsverständnis stellt dies ein Gegensatzpaar dar: Wissenschaft beruhe im Kern auf einer rationalen Auseinandersetzung mit Welt; emotionale Aspekte würden hier allenfalls als zu überwindende Störfaktoren eine Rolle spielen. Im Unterschied zu dieser gängigen Meinung wird in neueren Überlegungen jedoch darauf verwiesen, „daß die konventionelleren Mechanismen der Rationalität ohne das Vermögen der Gefühle tatsächlich überhaupt nicht funktionieren könnten“ (Ronald de Sousa). Aus dieser Perspektive ließe sich die wechselseitige Beziehung von Wissenschaft und Emotionalität analysieren: Welche Rolle spielen Emotionen im Forschungsprozess? Wie werden sie in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen konzeptionalisiert und damit einer rationalen Auseinandersetzung zugeführt? Wie sind die Wechselwirkungen dieser beiden Prozesse zu beschreiben und in welcher Weise wirkt sich wissenschaftliche Forschung auf den Emotionshaushalt einer Gesellschaft aus? Auf einer geschichtswissenschaftlichen Tagung zu diesem Thema soll analysiert werden, in welchen Schritten sich die bis heute gebräuchliche Gegenüberstellung von Wissenschaft und Emotionalität historisch herausgebildet hat und welchen Anteil daran wiederum die Wissenschaften trugen. Es wird dabei davon ausgegangen, dass sich dieses Wechselverhältnis in der langen Jahrhundertwende um 1900 auf spezifische und bis heute nachwirkende Weise verändert hat.

Seit Herbst 2003 ist Emotionsgeschichte das Rahmenthema des Arbeitskreises Geschichte + Theorie. Dies ist die zweite größere und öffentliche Konferenz in einer Reihe von Tagungen, die zum Themenkomplex organisiert werden wird. Die erste fand im Frühjahr 2005 zum Thema „Medien und Emotionen: Zur Geschichte ihrer Beziehungen seit dem 19. Jahrhundert“ statt.

Programm

Donnerstag, 26. Oktober 2006
17.00 Uhr
Uffa Jensen (Brighton): Begrüßung und Einführung

17.30 Uhr
Eröffnungsvortrag
Joachim Radkau (Bielefeld): Wissenschaft und Gefühlskultur um 1900
18.15 Uhr
Alexa Geisthövel (Bielefeld): Kommentar und Diskussion

Freitag, 27. Oktober 2006
Sektion I: Gedächtnisgefühl und Geschichtswissenschaft
9.00 Uhr
Isabel Richter (Bochum): Totenmasken im 19. Jahrhundert. Rationalisierungen des Gefühls zwischen Trauerkultur, Wissenschaft und Sammelleidenschaft
9.30 Uhr
Daniela Saxer (Zürich) Emotionsstile und wissenschaftlicher Geltungsanspruch in der Geschichtswissenschaft um 1900
10.00 Uhr
Manuel Borutta (Berlin): Kommentar und Diskussion

Sektion II: Philosophie der Gefühle
11.15 Uhr
Daniel Morat (Göttingen): Verstehen als Gefühlsmethode. Die Hermeneutik Wilhelm Diltheys
11.45 Uhr
Matthias Schloßberger (Potsdam): Die Ordnung der Gefühle nach Max Scheler
12.15
Frank Grüner (Heidelberg): Kommentar und Diskussion

Sektion III: Psychophysik und Emotionspoetik
14.30 Uhr
Gesine Lenore Schiewer (Bern): Gestalttheorie, Poetik und Kybernetik der Emotionen (1880-1930)
15.00 Uhr
Michael Neumann (Dresden): Die Physik der Moral. Formierungen der Gefühlskultur um 1900
15.30 Uhr
Mai Wegener (Berlin): Kommentar und Diskussion

Sektion IV: Mechanik der Gefühle
17.00 Uhr
Philipp Felsch (Wien): Zur Physiologie der Moderne. Gefühle im Labor
17.30 Uhr
Per Leo (Berlin): „Diese Linie fühlt sich an wie Holz“. Zur Ausdruckswissenschaft in Deutschland 1900-1940
18.00 Uhr
Moritz Föllmer (Leeds): Kommentar und Diskussion

Samstag, 28. Oktober 2006
Sektion IV: Zuschreibung und Übertragung
9.00 Uhr
Pascal Eitler (Bielefeld): Emotionalisierung und Verwissenschaftlichung des Mensch-Tier-Verhältnisses im so genannten „Vivisectionsstreit“ um 1900
9.30 Uhr
Till Kössler (München): Die Entdeckung der Kindheit im Gefühl
10.00 Uhr
Alexander C.T. Geppert (Köln): Kommentar und Diskussion

Sektion VI: Rationalisierungen des Kunsterlebens
11.15 Uhr
Hansjakob Ziemer (Berlin): Versachlichung der Klänge. Musikwissenschaft, Emotionen und das Konzertleben zwischen 1900 und 1930
11.45 Uhr
Anja Schürmann (Düsseldorf): Die Beschreibbarkeit von Kunst im Zeichen der Wissenschaft. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Emotionalität 1880-1930
12.15 Uhr
Frank Bösch (Bochum): Kommentar und Diskussion

13.00 Uhr
Martina Kessel (Bielefeld): Schlusskommentar
Uffa Jensen/Daniel Morat: Abschlussdiskussion

Kontakt

Dr. Uffa Jensen
School of Humanities
History Department
University of Sussex
Falmer, BN1 9QN
United Kingdom
u.jensen@sussex.ac.uk

Dr. des. Daniel Morat
DFG-Graduiertenkolleg
“Generationsgeschichte”
Humboldtallee 3
37073 Göttingen
daniel.morat@t-online.de

http://www.geschichte-und-theorie.de
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Deutsch
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