Die Juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen. Strafprozessakten als historische Quelle

Die Juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen. Strafprozessakten als historische Quelle

Veranstalter
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Universität Augsburg
Veranstaltungsort
Universität Augsburg, Zentralbibliothek (Vortragsraum, Nr. 3010)
Ort
Augsburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.07.2007 - 04.07.2007
Website
Von
Sven Keller

Zweifelsohne war die juristische Aufarbeitung der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen als „Vergangenheitsbewältigung durch Recht“ ein zentrales Element des Ringens um einen adäquaten Umgang mit der NS-Vergangenheit. Die Frage nach Für und Wider, Erfolg und Scheitern, Grenzen und Defiziten verschiedener, nicht nur auf die Zeit des Nationalsozialismus bezogener, nationaler wie internationaler „Vergangenheitsbewältigung(en)“ ist mittlerweile selbst zum Gegenstand wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Diskussion geworden und steht damit perspektivisch mittlerweile neben, manchmal sogar vor dem eigentlichen, grundlegenden historischen Ereignis.
Diese Tagung will der Tatsache Rechnung tragen, dass die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen und ihre gesellschaftlichen Rückkopplungen nicht nur selbst Gegenstand historischer Betrachtungen sind, sondern die Ermittlungs- und Strafverfahren gleichzeitig einen wichtigen Blick auf das zu verhandelnde Grundereignis – mithin die nationalsozialistische Herrschafts- und Verbrechenspraxis – eröffnen. Tatsächlich bildet juristisches Aktenmaterial bei der Erforschung der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen mittlerweile eine selbstverständliche – und unersetzliche – Quellengattung, die gleichzeitig aber besondere Anforderungen an Methode und Quellenkritik stellt. Die Tagung richtet sich als Workshop vornehmlich an jüngere Forscher (Graduate und Postdoc) und soll den Austausch zwischen Wissenschaftlern thematisch benachbarter Projekte ermöglichen, die sich (auch) auf juristisches Aktenmaterial als Quellengrundlage stützen. Sie bietet ein Forum zur Präsentation von Fragestellungen und Ergebnissen sowie zur Methodendiskussion. Probleme der Verwendung von Strafprozessakten als historische Quelle sollen dabei im Vordergrund stehen.

Programm

Dienstag, 3. Juli 2007

15:00 – 15:30 Uhr: Begrüßung
Andreas Wirsching (Augsburg)

15:30 – 17:00 Uhr:
Sektion I: Grundlagen
Moderation: Andreas Wirsching (Augsburg)

Edith Raim (München):
Wiederaufbau der westdeutschen Justiz und die Aufarbeitung von NS-Verbrechen durch die deutsche Justiz in der Besatzungszeit 1945-1949

Annette Weinke (Berlin):
Die strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechen in der SBZ/DDR. Forschungsstand und offene Fragen

[Kaffeepause]

17:30 – 19:00 Uhr:
Sektion II: Die Erschließung juristischer Archivbestände für die historische Forschung
Moderation: Jürgen Finger (Augsburg)

Andreas Eichmüller (München):
Das Inventar der westdeutschen Justizverfahren zu NS-Verbrechen – Vorstellung der Datenbank und erste Ergebnisse

Andreas Kunz (Ludwigsburg):
Die Unterlagen der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen - Forschungs- und Erkenntnismöglichkeiten eines zentralen Archivbestandes

[Gemeinsames Abendessen am Tagungsort]

Mittwoch, 4. Juli 2007

8:30 – 10:45 Uhr:
Sektion III: Neue Fragen an juristische Quellen
Moderation: Wolfgang E.J. Weber (Augsburg)

Stephan Lehnstaedt (München):
Mehr als nur die Verbrechen. Kulturgeschichtliche Fragen an polnische und deutsche Justizakten

Katrin Stoll (Bielefeld):
Ehemalige KdS-Angehörige vor Gericht. Selbstdeutungen und Strategien der Angeklagten im Bielefelder Bialystok-Prozess (1965-1967)

Claudia Moisel (München):
Wie kann man einen Prozess erzählen?

[Kaffeepause]

11:15 – 12:45 Uhr:
Sektion IV: Die Juristische Aufarbeitung von Besatzungsherrschaft
Moderation: Thomas Schlemmer (München)

Amedeo Osti Guerrazzi (Rom):
The judicial prosecution against collaborators in Italy

Dieter Pohl (München):
Sowjetische und polnische Strafverfahren wegen NS-Verbrechen

[Gemeinsames Mittagessen am Tagungsort]

14:00 – 16:15 Uhr: Sektion V:
Probleme der historischen Methode und Quellenkritik
Moderation: Ludwig Eiber (Augsburg)

Claudia Kuretsidis-Haider (Wien):
Zum Quellenwert von Gerichtsakten zur Ahndung von NS-Verbrechen in Österreich am Beispiel der Engerau-Prozesse 1945-1954

Freia Anders (Bielefeld): Zum methodischen Umgang mit Strafakten aus der Zeit des Nationalsozialismus

Sven Keller (Augsburg):
Das deutsche Strafprozessurteil als historische Quelle – Möglichkeiten und Grenzen einer Breitenanalyse am Beispiel der NS-Verbrechen der Endphase

16:30-17:00 Uhr: Schlussdiskussion

Kontakt

Jürgen Finger und Sven Keller

Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte
Universität Augsburg, D - 86135 Augsburg
+49 (821) 598 – 2496 (Sekretariat)

sven@cellarius.de, juergen_finger@yahoo.de


Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung