Jüdische Literatur als europäische Literatur. Nationaldiskurse, transnationales Schreiben und europäische Identität (1800-1930) - Erste Internationale Jahrestagung der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien e.V.

Jüdische Literatur als europäische Literatur. Nationaldiskurse, transnationales Schreiben und europäische Identität (1800-1930) - Erste Internationale Jahrestagung der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien e.V.

Veranstalter
Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien in Zusammenarbeit mit der Universität Basel und der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
Veranstaltungsort
Europa Universität Viadrina und Centrum Polonicum
Ort
Frankfurt an der Oder / Slubice/Polen
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.11.2007 - 14.11.2007
Von
Caspar Battegay

Die Tagung will mit der Frage nach der Europäizität jüdischer Literatur des 19. und des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts einen bislang vernachlässigten Aspekt der Debatte um die jüdische Akkulturationsgeschichte und das Aufkommen jüdischer Nationaldiskurse in die Diskussion bringen. Mit dieser Themenstellung eng verbunden ist die Absicht, die jüdische Perspektive in den europäischen Literaturwissenschaften und die literaturwissenschaftlichen Methoden und Perspektiven innerhalb der jüdischen Studien zu stärken und zu profilieren. Damit erfüllt die Tagung auch die in der Satzung der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien formulierte Zielstellung. Die Tagung will mit der Debatte über jüdische Europäizität ein neues Forschungsfeld eröffnen und so neue Themenräume abstecken. Dabei soll jeweils zwischen jüdischer Selbst- und Fremdwahrnehmung vermittelt werden.

Das Spektrum der häufig auf Aspekte wie Akkulturation, Akkulturationskritik, jüdische Nationaldiskurse und Diaspora- bzw. religiöses Bewusstsein konzentrierten Diskussion wird auf diese Weise erweitert. Europabilder und europäisches Selbstverständnis werden sowohl als implizite wie als explizite Vorstellungen berücksichtigt. Dabei sind insbesondere 1.die Dimensionen der kulturellen Vielfalt und der Mehrsprachigkeit, 2. die Spannung zwischen Transnationalismus und jüdischen Nationaldiskursen, 3. die Reaktionen der europäisch-jüdischen Literatur auf die historischen Umbrüche und das Aufkommen eines neuen Antisemitismus im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sowie 4. der Kontext der Herausbildung von Moderne oder Avantgarde und 5. die Entstehung und Tradierung geoliterarischer Räume jenseits der Nationalstaatlichkeit gewürdigt worden.

Die Organisatoren möchten die Tagung aus quantitativen und methodischen Gründen auf die zwischen der Nachaufklärung, der Entstehung des deutschen Nationalstaates und dem verstärkten Aufkommen faschistischer bzw. nationalsozialistischer Ideologien anzusiedelnde Epoche zwischen 1860 und 1930 beschränken.

Geplant ist eine Fortsetzung der Diskussion einer weiteren Tagung über das Europäische in der neueren europäisch-jüdischen Literatur, speziell der amerikanisch-europäischen, bzw. israelisch-europäischen Beziehungsgeschichte nach der Epochenschwelle von 1945.

Leitfragen
- Inwieweit wurde in der Literatur jüdischer Autoren des 19. und früheren 20. Jahrhunderts das Europäische zur Matrix eigener Identität?
- Stellt die europäische Orientierung einen "dritten Weg" im Konflikt zwischen dem Modernisierungsdruck und jüdischer Tradition dar?
- Welche Rolle spielt auf dem Weg der Selbstfindung die Wahl der Sprache bzw. die Mehrsprachigkeit?
- Welchen Veränderungen unterlag die Stellung des Deutschen als lingua franca des assimilierten mitteleuropäischen Judentums?
- Sind Veränderungen in der Wahrnehmung des Europäischen zu konstatieren, etwa ein Abrücken von der noch in der
Aufklärung verbreiteten Gleichsetzung des Europäischen mit dem Christentum?
- Inwieweit ist die Konstruktion einer literarisch-ästhetischen oder politischen Identität des Jüdischen im Rahmen der modernen und avantgardistischen Diskurse zugleich ein "europäisch-jüdisches" Phänomen?

Programm

Programm

Moderation:

Barbara Breysach und Alfred Bodenheimer

Montag, 12. November

14:30-15:30 Uhr
Mitgliederversammlung der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien
Raum 102, Gräfin Dönhoff Gebäude

15:30-16:00 Uhr Pause

16:00 Uhr Begrüßung
Raum 102, Gräfin Dönhoff Gebäude
Grußwort von Gangolf Hübinger, Kulturwissenschaftliche Fakultät der Europa Universität Viadrina

I.

16:10 Uhr
Hans-Joachim Hahn (Leipzig)
Europäizität und innerjüdisches Othering – ‚Ostjuden‘ im literarischen Diskurs von Heine bis Zweig

16:50 Uhr
Ari Ofengenden (Tübingen)
Occidentalismn and Neo-Orthodoxy in the Writings of Nathan Birnbaum

17:30 Uhr
Bettina Spoerri (Zürich)
Nationalität, Judentum und Wurzelsuche: Alfred Döblins „Reise nach Polen“

Imbiss

19:30 Uhr
Lesung und Gespräch mit Esther Dischereit (Berlin)
Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt an der Oder

Dienstag, 13. November

II.
Raum 102, Gräfin Dönhoff Gebäude

09:00 Uhr Gabriele von Glasenapp (Frankfurt am Main)
Literarischer Identitätsdiskurs in Europa. Zur Funktion der Übersetzungen deutschsprachiger Ghettoliteratur

09:40 Uhr Daniel Hoffmann (Düsseldorf)
Karl Wolfskehls Übersetzungen hebräischer Poesie des Mittelalters

10:20 Uhr Hedvig Ujvári (Budapest)
Die Problematik der Sprache(n), der Assimilation und der Identität beim jungen Max Nordau und bei Theodor Herzl

11:00 Uhr-11:20 Uhr Pause

III.

11:20 Uhr
Andreas Kilcher (Tübingen)
„Das Volk des Buches“ – Kontroverse um einen Topos um 1900

12:00 Uhr Philipp Theisohn (Tübingen)
Galuth erzählen. Jüdische Segregation und ästhetische Sphäre

12:40-14:00 Uhr Mittagspause

IV.

14:00 Uhr Hugh Denman (London)
Die jiddische Rezeption der europäischen Moderne

14:40 Uhr Anna Maja Misiak (Bern)
Das Wort als Linie und Farbe. Rezeption der Avantgarde-Kunst in der Dichtung von Debora Vogel

15:20 Uhr Michael Studemund-Halévy (Hamburg)
Hebräisch für Zionisten, Judenspanisch für Sozialisten: Zur Sprachenfrage in Bulgarien

16:00-16:20 Uhr Pause

V.

16:20 Uhr
Maria Klanska (Krakau)
Das kulturelle, nationale und politisch-soziale Geflecht im Zwischenkriegspolen: Erinnerungen von Krakauer Juden

17:00 Uhr Anja Tippner (Salzburg)
Jirí Georg Mordechai Langers chassidische Geschichten als Entwurf einer transnationalen jüdischen Identität

Abendessen

20:00 Uhr
Keynote
Kleiner Hörsaal, Collegium Polonicum, S_ubice
Liliane Weissberg (Pennsylvania) Metropolis der Freiheit. Berliner Juden in Paris

Mittwoch, 14. November

VI.
Raum 102, Marion Dönhoff Gebäude

09:00 Uhr Stefanie Leuenberger (Fribourg)
Philologie und Europäizität bei Erich Auerbach

09:40 Uhr Eva Lezzi (Potsdam)
Schwarz-Weiss-Konfigurationen in literarischen Europa-Darstellungen der Moderne

10:20 Uhr
Martin Treml (Berlin)
Figuration des eigenen Ostens: Martin Bubers Entdeckung der jüdischen Mystik

11:00-11:20 Uhr Pause

VII.

11:20 Uhr Petra Ernst (Graz)
Ghettoliteratur als Medium der Erinnerung

12:00 Uhr Eugenia Prokop-Janiec (Krakau)
Polish-Jewish Literature: Between Eastern European and Western European Traditions

12:40 Uhr Uhr Schlussdiskussion

ca. 13:00 Uhr Tagungsende

Kontakt

Caspar Battegay
Friedrichstraße 9
69115 Heidelberg

caspar.battegay@hfjs.uni-heidelberg

http://www.jewishliterature.de
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