Jüdische Migration und Mobilität in der Frühen Neuzeit

Jüdische Migration und Mobilität in der Frühen Neuzeit

Veranstalter
Interdisziplinäres Forum „Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit“
Veranstaltungsort
Film – Funk – Fernseh – Zentrum
Ort
Düsseldorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.01.2008 - 13.01.2008
Deadline
19.12.2007
Von
Dr. Rotraud Ries

Das große Interesse am Thema Migration im Allgemeinen und dem der jüdischen Migration im Besonderen beweisen nicht nur die lebhaften Reaktionen auf unseren Call for Paper, sondern auch die hohe Teilnehmerzahl der Sommerakademie des Instituts für die Geschichte der Juden in Österreich („Neuland. Migration mitteleuropäischer Juden 1850-1920“) in diesem Jahr. Widmete sich letztere der Zeitepoche zwischen 1850 und 1920 (s. den Tagungsbericht http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1696), so beschäftigt sich das Interdisziplinäre Forum „Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit und im Übergang zur Moderne“ mit dem davor liegenden Zeitraum vom 15. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts - einer Epoche, die noch überwiegend von Migrationen innerhalb Europas und innerhalb des sefardischen oder des aschkenasischen Kulturraums bestimmt zu sein scheint.

Migration und Mobilität sind Themen der Menschheitsgeschichte, in der Antike so aktuell wie heute, auf keinen Kontinent beschränkt. Sie erfreuen sich jedoch daneben vielleicht auch deshalb einer so großen Beliebtheit, weil sie fast von jedem „turn“ der Geschichtswissenschaft aus zu bedienen sind. Und was würde sich nach der Sozialgeschichte und dem „cultural turn“ mehr eignen als der seit einigen Jahren angesagte „spatial turn“? Vor allem umgekehrt gewendet möchte der Arbeitskreis jedoch diese Potentiale nutzen und neben dem Wissensgewinn das methodische und theoretische Angebot dieser „turns“ für die jüdische Migrationsforschung zur Frühen Neuzeit erproben und diskutieren.

Ökonomisch-politisch bedingte Migration und lebenszyklische oder berufsspezifische Mobilität mit ihren Quellen bilden einen Schwerpunkt der Themen. Sie konstituieren regionale, überregionale und transatlantische Migrationsräume. Der Konvertit als Migrant erlaubt in besonderer Weise den Blick auf die soziale Konstruktion von Räumen. Auch Kulturtransfer-Prozesse können in einem reziproken Verhältnis mit Migration stehen, mehr noch solche einer kulturellen Selbstvergewisserung. Einwandererstatistiken seit dem 19. Jahrhundert lieferten den Sozialhistorikern reiches Material, von dem ein Frühneuzeitler nur träumen kann. Welch ein statistischer (!) Glücksfall also, dass bereits vormoderne Bürokratien obrigkeitliche Vertreibungen dazu nutzten, ein Instrumentarium zum Zählen und Erfassen großer Bevölkerungsgruppen zu entwickeln. Die eiserne Logik dahinter: Erst zählen, wen man dann verjagt. Und schließlich soll der vergleichende, der aktuelle und der didaktische Blick neben dem Raum für Diskussionen und dem Freiraum für persönliche Gespräche während der Tagung nicht fehlen.

Alle Interessierten laden wir zur Teilnahme an dieser Tagung ein. Anmeldungen werden (möglichst) bis zum 19. Dezember 2007 erbeten.

Programm

Freitag, 11. Januar 2008

18.30 Uhr Abendessen und Begrüßung durch Katja Kriener,

anschließend Vorstellungsrunde und offener Abend

Samstag, 12. Januar 2008

9.00 – 12.30 Uhr Moderation und Einführung: Birgit Klein

Wolfgang Treue: Jüdische und christliche Mobilität im Vergleich

Nathanja Hüttenmeister: Herkunftsnamen auf Grabsteinen als Indikator für Migration? Beispiele vom Friedhof Königstraße in Hamburg-Altona

Michaela Schmölz-Häberlein: Ausbildung – Arbeit – Angehörige: Lebenszyklische und ökonomisch-politische Anlässe für Mobilität und Migration im 18. Jh. am Oberrhein

Michael Studemund: Transatlantische Migration sefardischer Kaufleute (Titel nicht endgültig)

12.30 Uhr Mittagessen

14.30 – 18.30 Uhr Moderation: N.N.

Andreas Brämer: Zur Mobilität und Binnenmigration jüdischer Kultusbeamten im 19. Jahrhundert

Ruth von Bernuth: Räumliche, soziale und religiöse Migrationen: Die Konversionen des Elchanan/Paul von Prag im 16. Jahrhundert

Carsten Schliwski: Migration und Mobilität als Anlass für jüdische Geschichts-schreibung im 16. Jahrhundert

Annette Weber: „Wenn der Vorhang fällt“ – Die Entwicklung jüdischen Kultgerätes nach der Vertreibung 1492

Tobias Lamey: Jüdische Migration und Niederlassung im Spiegel des frühneuzeitlichen Synagogenbaus in Polen

18.30 Uhr Abendessen und anschließend offener Abend

Sonntag, 13. Januar 2008

9.30 – 11.00 Uhr Moderation: Rotraud Ries

Anton Tantner: Erfassung und Vertreibung. Das Beispiel der habsburgischen „Judenkonskriptionen“, 17. -19. Jahrhundert

Martin Liepach: Auf den Spuren der Frankfurter Stadtgeschichte - Frankfurt als Stadt der Einwanderer. Ein Unterrichtsprojekt der historischen Institute und Museen Frankfurts zum Thema Migration

11.30 – 12.30 Uhr Schlussdiskussion und weitere Planung

12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Arbeitstagung

Kontakt

Dr. Rotraud Ries

Jüdisches Museum Berlin - Projekt EMIKA
Lindenstr. 9-14, 10969 Berlin
030-25993-373

ries@forum-juedische-geschichte.de

www. forum-juedische-geschichte.de
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