„…und die Not ist vogelfrei geworden“ (Joseph Görres). Konfessionelle Armutsdiskurse und Armenfürsorgepraktiken des 19. Jahrhunderts

„…und die Not ist vogelfrei geworden“ (Joseph Görres). Konfessionelle Armutsdiskurse und Armenfürsorgepraktiken des 19. Jahrhunderts

Veranstalter
Sonderforschungsbereich 600 Universität Trier Katholische Akademie Trier
Veranstaltungsort
Katholische Akademie Trier
Ort
Trier
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.02.2008 - 01.03.2008
Deadline
24.02.2008
Website
Von
Prof. Dr. Bernhard Schneider

Workshop 29. Februar bis 1. März 2008

„…und die Not ist vogelfrei geworden“ (Joseph Görres)
Konfessionelle Armutsdiskurse und Armenfürsorgepraktiken des 19. Jahrhunderts

Konträr zur realen Bedeutung der Armenfürsorge und der Rolle, die dabei kirchliche Initiativen und Einrichtungen spielten, ist deren Erforschung noch immer lückenhaft, insbesondere für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Noch weniger beachtet ist der Armutsdiskurs außerhalb der großen Linien einer Ideengeschichte der so genannten sozialen Frage. Der Workshop möchte einige Bausteine zur Beseitigung dieser Leerstellen bieten. Er knüpft an die Forschungen des Teilprojekts B 7 "Armenfürsorge und katholische Identität: Armut und Arme im katholischen Deutschland des frühen 19. Jahrhunderts" im Sonderforschungsbereich 600 „Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart“ an der Universität Trier an. Das Teilprojekt untersucht zur Zeit den katholischen Armutsdiskurs in Deutschland und dessen Bei¬trag zur Konstruktion einer katholischen Identität nach der Säkularisation bis zur Jahrhun¬dertmitte. Damit verbunden wird die Semantik von Armen und Armut untersucht und den Fragen nachgegangen, welchen Armutsbegriff und welches Bild des Armen der katholische Armutsdiskurs entwarf, inwieweit eine Persistenz der Armutssemantik gegeben ist bzw. inwieweit eine innovative Semantik entwickelt wurde. Es ist insbesondere zu eruieren, ob eine spezifisch religiöse Semantik entwickelt wurde und ob und wie diese Arme inkludierte oder exkludierte.
Vor diesem Hintergrund will der Workshop die Forschergemeinschaft einerseits mit den bisherigen Ergebnissen im Teilprojekt B 7 vertraut machen und diese Ergebnisse andererseits in den Kontext neuerer Forschungen zum Armutsdiskurs und zur Armenfürsorge einrücken. Der Workshop ist konfessions- und fächerübergreifend angelegt, fokussiert jedoch stärker auf die katholische Seite. Stehen in Sektion 1 die Armutsdiskurse im Vordergrund, so will Sektion 2 Perspektiven für die Erforschung der katholischen Praxis der Armenfürsorge ausloten. Hier kommen mit den karitativen Orden und Vereinen wichtige Institutionen der katholischen Armenfürsorge ins Spiel, die im konfessionellen Armutsdiskurs auch eine zentrale Rolle spielen, galten sie insbesondere ultramontan ausgerichteten Autoren doch als spezifisch katholische Antwort auf die sozialen Nöte und als die im Vergleich zur öffentlichen Armenfürsorge brauchbareren Instrumente. Darin zeigt sich die Verschränkung von Armutsdiskurs und den Praktiken der Armenfürsorge.

Programm

Freitag 29.2.2008 ab 14.00 Uhr bis Samstag 01.03.2008 18.00 Uhr
Katholische Akademie Trier, Robert Schuman Haus, Auf der Jüngt 1, 54293 Trier

Alle Vorträge mit anschließender Aussprache/Diskussion

Freitag, 29. Februar 2008

14.00 Uhr Begrüßungskaffee
14.30 Uhr Begrüßung und Einführung in das Programm
Dr. Hans-Gerd Wirtz, Dozent Katholische Akademie
Prof. Dr. BERNHARD SCHNEIDER, SFB 600, Teilprojektleiter B 7

Sektion 1: Armutsdiskurse
15.00 Uhr «Vater der Armen»?! Arme und Armut in der Verkündigung katholischer Bischöfe
Dipl. Theol. MICHAELA MAURER (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt B 7 des SFB 600):
16.00 Uhr Systemtheoretische Annäherungen an den konfessionellen Armutsdiskurs des 19. Jhs.: Das protestantische Beispiel
Dr. STEPHAN STURM (Porta Westfalica)
17.00 Uhr Kaffeepause
17.30 Uhr Armutsdiskurse und -rezeptionen im katholischen Salzburg (frühes 19. Jahrhundert)
Mag. Dr. SABINE VEITS-FALK (STADTARCHIV SALZBURG/HAUS DER GESCHICHTE)
18.30 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Öffentlicher Vortrag:
Verschleierte Armut. Armutsdarstellungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Beispiel Wilhelm Hauffs
PD Dr. ELKE BRÜNS (BERLIN)
21.00 Gemütlicher Tagesausklang in der Stefan Andres-Klause

Samstag, 01. März 2008

Sektion 2: Institutionalisierungen katholischer Armenfürsorge

09.15 Uhr Barmherzigkeit als Beruf(ung): Entstehung und Entwicklung des karitativen Sozialnetzwerks im Bistum Münster
Dr. MEIKE WAGENER-ESSER (DUISBURG)

10.15Uhr „…ohne Unterschied der Religion und des Geschlechts“. Armenfürsorge am Beispiel katholischer Frauenvereine Österreichs
Prof. Dr. MICHAELA SOHN-KRONTHALER (UNIVERSITÄT GRAZ)
11.15 Uhr Pause
11.45 Uhr Was ist katholisch an der Armenfürsorge? Die Vinzenzvereine in Deutschland vor 1914
Prof. Dr. EWALD FRIE (UNIVERSITÄT TRIER)

13.00 Mittagessen
14.30 Stehkaffee
Fortsetzung Sektion 2
15.00 Uhr Seelsorge oder Disziplinierung? Religion im Alltag des westfälischen Landarmen- und Arbeitshauses Benninghausen
EVA-MARIA LERCHE M.A. (Universität Münster, Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie)

16.00 Uhr ABSCHLUSSGESPRÄCH: Bilanz bisheriger und Perspektiven künftiger Forschungen zum konfessionellen Armutsdiskurs und zur konfessionellen Armenfürsorge
Moderation: Prof. Dr. BERNHARD SCHNEIDER

17.00 Uhr Ende der Veranstaltung

Tagungskosten:

Tagungsgebühr 20 € (wird für Angehörige des SFB 600, der Universität Trier und der Theologischen Fakultät Trier nicht erhoben)
Einzelzimmer Übernachtung+Vollpension 35.- €
Doppelzimmer Übernachtung+Vollpension 30.- € (p.P.)
Nur Verpflegung ohne Übernachtung 25.- €

Inhaltliche Anfragen:
sfb600b7@uni-trier.de
oder an Prof. Dr. Bernhard Schneider
schneid0@uni-trier.de

Kontakt

Johanna Roeben
Katholische Akademie Trier
Auf der Jüngt 1
54293 Trier
Johanna.Roeben@bistum-trier.de
0049(0)651/8105-133


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