Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter

Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter

Veranstalter
Prof. Dr. Michael Borgolte (HU Berlin) und Prof. Dr. Bernd Schneidmüller (Heidelberg), Sprecher des DFG-Schwerpunktprogramms 1173
Veranstaltungsort
Haus Villigst
Ort
Schwerte/Westfalen
Land
Deutschland
Vom - Bis
31.03.2008 - 02.04.2008
Deadline
25.03.2008
Von
Juliane Schiel

Wo steht die Mittelalterforschung? Wie verortet sich die deutsche Mediävistik im internationalen Vergleich? Wodurch lässt sich Europa im Mittelalter am besten charakterisieren? Wie gestalteten sich die Kontakte zwischen den Kulturen und Religionen?

Das DFG-Schwerpunktprogramm 1173 hat sich unter dem Titel „Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter“ seit nunmehr knapp drei Jahren mit diesen Fragen beschäftigt. Vom 31. März bis 2. April 2008 veranstalten die Sprecher des Schwerpunktprogramms, Prof. Michael Borgolte (HU Berlin) und Prof. Bernd Schneidmüller (Heidelberg), eine internationale Konferenz, auf der diese Fragen mit renommierten Fachvertreter/innen aus dem In- und Ausland diskutiert werden sollen. Anerkannte Wissenschaftler/innen wie Jean-Claude Schmitt (Paris), Israel Yuval (Jerusalem), Sverre Bagge (Bergen) und John Tolan (Nantes) werden zu Themen der mittelalterlichen Europaforschung sprechen.

Die Veranstaltung möchte einen Raum schaffen, in welchem interessierte Nachwuchswissenschaftler/innen gemeinsam mit Wissenschaftler/innen aus dem In- und Ausland über aktuelle Tendenzen und Perspektiven mediävistischer Forschung nachdenken können.

Ziel der Veranstaltung ist dabei ein zweifaches:

Zum einen sollen das Konzept, die Arbeitsweise und die bisherigen Ergebnisse des Schwerpunktprogramms erstmals einer breiteren Fachöffentlichkeit vorgestellt werden. Dem Schwerpunktprogramm, das derzeit 22 Einzelprojekte aus 12 verschiedenen Disziplinen umfasst und an 14 verschiedenen deutschen Universitäten angesiedelt ist, liegt die These zugrunde, dass Europa in seiner Geschichte niemals eine Einheitskultur gewesen ist. Anstatt eine homogenisierende Identität aus geschichtlicher Erfahrung begründen zu wollen, wird deshalb nach der Dialektik von Integrations- und Desintegrationsprozessen gefragt, die einander ablösten und bedingten. Dabei wird davon ausgegangen, dass es insbesondere die drei monotheistischen Religionen Christentum, Islam und Judentum gewesen sind, die kulturelle Formationen geprägt haben. Einheit und Differenzen kommen im Mittelalter nirgends besser zum Ausdruck als im Bereich der Religionen. Ein erster Ergebnisband, der sich mit diesen Thesen auseinandersetzt, erscheint in diesen Tagen in der Reihe „Europa im Mittelalter“ des Akademie Verlags unter dem Titel „Mittelalter im Labor. Die Mediävistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft“ (ca. 595 Seiten, ISBN 978-3-05-004373-9, ca. 69,80€).

Zum anderen sollen neun Plenarvorträge und dreizehn Workshops externer Fachwissenschaftler/innen neue Impulse setzen und zur weiteren Diskussion über europageschichtliche Themen und Stand und Perspektiven der deutschsprachigen Mediävistik im internationalen Vergleich anregen. Die insgesamt knapp dreißig Referent/innen treten dabei als Spezialist/innen unterschiedlicher Teildisziplinen und Vertreter/innen verschiedener Länder und Kontinente auf. Dies trägt nicht zuletzt der Annahme des Schwerpunktprogramms Rechnung, dass das plurikulturelle und multireligiöse Europa des Mittelalters nur durch einen engen Austausch zwischen den Disziplinen und neue Formen der fächerübergreifenden Zusammenarbeit adäquat erforscht werden kann.

Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Doktorand/innen und Postdocs aus dem In- und Ausland als auch an etablierte Wissenschaftler/innen der Fächer Mittelalterliche Geschichte, Judaistik, Islamwissenschaften, Byzantinistik, Osteuropäische Geschichte, Germanistik, Kunst- und Architekturgeschichte, Archäologie, Theologie und Philosophie. Veranstaltungssprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch.

Nähere Informationen zur International Spring School sowie das Anmeldeformular finden Sie unter www.spp1173.uni-hd.de. Die Teilnehmer/innenzahlen für die Workshops sind begrenzt, die Zuteilung geschieht nach Eingang der Anmeldung. Die Tagungsgebühr (inkl. Verpflegung) beträgt 40 Euro.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die beiden Koordinatorinnen des Schwerpunktprogramms, Juliane Schiel (schielj@geschichte.hu-berlin.de) und Annette Seitz (annette.seitz@urz.uni-heidelberg.de).

Programm

Montag, 31. März 2008

14:15-15:00 UHR VORSTELLUNG DES SCHWERPUNKTPROGRAMMS 1173
Bernd Schneidmüller, Geschichte (Heidelberg): Idee und Konzept des Schwerpunktprogramms
Juliane Schiel / Annette Seitz, Koordinatorinnen (Berlin / Heidelberg), Arbeitsweise des Schwerpunktprogramms

15:00-16:00 UHR: PLENARVORTRAG
Jean-Claude Schmitt, Geschichte (Paris): L´anthropologie historique du Moyen Âge (Perspectives et méthodes)

16:00-16:30 Uhr: Kaffeepause

16:30-18:30 UHR: WORKSHOPS
Arbeitsforum A: „Wahrnehmung von Differenz – Differenz von Wahrnehmung“
Arbeitsforum B: „Kontakt und Austausch zwischen Kulturen im europäischen Mittelalter“
Arbeitsforum C: „Gewalt im Kontext der Kulturen“

18:30-19:30 Uhr: Abendessen

20:00 UHR: PLENARVORTRAG
Israel Yuval, Judaistik (Jerusalem): Wie „christlich“ waren die Juden Europas im Mittelalter?

Dienstag, 1. April 2008

9:00-9:45 UHR: PLENARVORTRAG
Robert Ousterhout, Architekturgeschichte (Philadelphia): Architecture and cultural identity in the eastern Mediterranean

9:45-10:30 UHR: PLENARVORTRAG
Eduardo Manzano Moreno, Islamwissenschaften (Madrid): Did religions coexist peacefully in medieval Spain?

10:30-11:00 Uhr: Kaffeepause

11:00-13:00 UHR WORKSHOPS
Asdis Egilsdottir, Litteraturwissenschaften (Reykjavík): Saints, books and textual culture in medieval Iceland
Wolfram Drews/ Almut Höfert, Geschichte / Islamwissenschaften (Bonn / Basel): Sakralmonarchie im transkulturellen Vergleich
Nora Berend, Geschichte (Cambridge): The concept of Christendom: a rhetoric of integration or disintegration?
Karin Krause / Gia Toussaint, Kunstgeschichte (Basel / Hamburg): Kunstgeschichte: Transfer und Rezeption von Reliquien zur Zeit der Kreuzzüge
Kurt Villads Jensen / Kirsi Salonen (Odense / Rom): Integration and disintegration through crusading

13:00-14:30 Uhr: Mittagessen

14:30-15:15 UHR: PLENARVORTRAG
Gábor Klaniczay, Osteuropäische Geschichte (Budapest): The Mendicant Orders in East-Central Europe and the Integration of Cultures

15:15-16:00 UHR: PLENARVORTRAG
Sverre Bagge, Geschichte (Bergen): The Integration of Scandinavia into Western Christendom

16:00-16:30 Uhr: Kaffeepause

16:30-18:30 UHR: WORKSHOPS
Svetlana Luchitskaya / Irina Galkova (Moskau): Christian-Muslim Perceptions in the epoch of the Crusades (narrative and visual sources)
Fairchild Ruggles / Suna Cagaptay-Arikan, Architekturgeschichte (Illinois): Women in medieval islamic Mediterranean society: exchange, difference and continuity
Ilgvars Misans, Geschichte (Riga): Handel und konfessionelle Ost-West-Konfrontation: Verbindende und trennende Faktoren in der Begegnung der hansischen und russischen Kaufleute im Mittelalter
Hartmut Kugler, Germanistik (Erlangen): Romanisch-germanischer Literaturtransfer

18:30-19:30 Uhr: Abendessen

20:00 UHR: PLENARVORTRAG
Christian Kiening, Germanistik (Zürich): Medialität in mediävistischer Perspektive

Mittwoch, 2. April 2008

9:00-9:45 UHR: PLENARVORTRAG
John Tolan, Geschichte (Nantes): The Legal Status of Religious Minorities in the Medieval Mediterranean World: A Comparative Study

9:45-10:30 UHR: PLENARVORTRAG
Maria Georgopoulou, Kunstgeschichte (Athen): Refashioning Byzantium in Thirteenth-Century Venice

10:30-11:00 Uhr: Kaffeepause

11:00-13:00 UHR: WORKSHOPS
Corinna Bottiglieri, Mittellatein (Salerno): Kulturzentren, Buchproduktion und Literatur im Süditalien zwischen Langobarden und Normannen
Krijnie Ciggaar/ Dorothea Weltecke: Geschichte (Leiden / Konstanz): New texts and manuscripts from the eastern Mediterranean. Publication, translation, interpretation.
Benjamin Kedar / Cyril Aslanov, Geschichte / Romanistik (Jerusalem): Problems in the Study of Transcultural Borrowing in the Frankish Levant
Apostolos Spanos / Nektarios Zarras, Geschichte / Kunstgeschichte (Kristiansand / Athen): Representations of Emperors and Royals as Saints in Byzantine Textual and Visual Sources

13:00-13:45 UHR: PLENARVORTRAG
Michael Borgolte, Geschichte (Berlin): Über den Tag hinaus. Was nach dem Schwerpunktprogramm kommen könnte…

13:45-15:00 Uhr: Mittagessen
Abreise der Externen

Kontakt

Juliane Schiel

Humboldt-Universität zu Berlin, Phil. Fak. I, Inst. f. Gesch
Lehrstuhl Prof. Borgolte, Unter den Linden 6, 10099 Berlin
030 / 2093 4768
030 / 2093 2431
schielj@geschichte.hu-berlin.de

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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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