Am Rande Europas? Der Balkan – Raum und Bevölkerung als Wirkungsfelder militärischer Gewalt (49. Internationale Tagung für Militärgeschichte)

Am Rande Europas? Der Balkan – Raum und Bevölkerung als Wirkungsfelder militärischer Gewalt (49. Internationale Tagung für Militärgeschichte)

Veranstalter
Militärgeschichtliches Forschungsamt
Veranstaltungsort
Kongresshotel Potsdam am Templiner See, Am Luftschiffhafen 1, 14471 Potsdam
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.09.2008 - 17.09.2008
Von
Bernhard Chiari

Der Balkan war seit Jahrhunderten nicht nur Schauplatz der wechselseitigen Befruchtung und Verschmelzung von Ethnien, Religionen und Kulturen, sondern auch der Ort gewaltsamer Auseinandersetzungen. Für die Staaten Europas und Russland bildete er ein Objekt der Wirtschafts- und Außenpolitik sowie der verklärenden Romantisierung wie der Stereotypenbildung gleichermaßen. Auf dem Balkan wurden Stellvertreterkriege ausgefochten, hier prallten Christentum und Islam aufeinander. Unter dem Deckmantel des Krieges brachen hier seit dem späten 19. Jahrhundert und dann verstärkt während des Zweiten Weltkriegs ethnische und nationale Konflikte aus. Das Ende des jugoslawischen Staates mündete 1991 in Bürgerkriege und ethnische Vertreibungen, die neben der Neugestaltung der Landkarte und einer teils grundlegenden Veränderung der Siedlungsstrukturen auch neue Formen internationalen Engagements zur Friedenserhaltung und Friedensbewahrung hervorbrachten. Bis heute (Januar 2008) zeigen Konflikte wie jener um den nach wie vor ungeklärten Status der unter internationaler Kontrolle befindlichen serbischen Provinz Kosovo die Komplexität regionaler Problemlagen vor der Haustüre Europas.
Die internationale Tagung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA) bietet ein Gesprächsforum über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Balkans. Vertreter der Militärgeschichte diskutieren mit Südosteuropa-Historikern, denen neben tiefgreifenden Veränderungen ihrer beiden Wissenschaftsdisziplinen gemeinsam ist, dass Politik und Öffentlichkeit mit Recht danach fragen, was beide Fächer zur Analyse aktueller Probleme bzw. zur politischen und damit auch militärischen Entscheidungsfindung im Rahmen der internationalen Krisenprävention und -bekämpfung beitragen können. Fachwissenschaftliche Perspektiven aus verschiedenen Bereichen der Kulturwissenschaften ergänzen Beiträge zu Fragen des Völkerrechts sowie zu aktuellen politischen und militärischen Problemen. Das MGFA, Ressortforschungseinrichtung des Bundesministeriums der Verteidigung, bringt sich mit seiner Kernkompetenz für wissenschaftliche Militärgeschichte und historische Bildung – seit einigen Jahren auch speziell mit Blick auf die Einsatzgebiete der Bundeswehr – als Moderator einer Diskussion ein, welche Wissenschaft, Politik und Militär immer stärker mit einer kritischen Öffentlichkeit verbindet.

Programm

Montag, 15. September 2008

13.00 Uhr
Begrüßung durch den Amtschef des MGFA, Oberst Dr. Hans Ehlert

13.15 – 13.30 Uhr Einführung in die Tagung (Dr. Bernhard Chiari/Oberstleutnant Dr. Gerhard P. Groß)

13.30 – 13.45 Uhr
Sektion I: Internationalisierung und Friedenserzwingung auf dem Balkan (Prof. Dr. Stefan Troebst, Universität Leipzig)

13.45 – 14.00 Uhr
Der Berliner Kongress als Prototyp internationaler Konfliktregelung (Prof. Dr. Lothar Höbelt, Universität Wien)

14.00 – 14.15 Uhr
Diplomatisches Scheitern: Die Julikrise 1914 (Prof. Dr. Günther Kronenbitter, Emory-University, Atlanta)

14.15 – 14.45 Uhr Kaffeepause

14.45 – 15.00 Uhr
Vom Zerfall Jugoslawiens über das Abkommen von Dayton bis zu den Statusverhandlungen für das Kosovo: Möglichkeiten und Grenzen internationalen Krisenmanagements (Botschafter Dr. Hanns Schumacher, Botschaft der Bundesrepublik Deutschland im Irak)

15.00 – 15.15 Uhr
Krisen und Konflikte auf dem Balkan als Herausforderung für die Südosteuropäische Geschichte und Politikwissenschaft (Dr. Konrad Clewing, Südost-Institut Regensburg)

15.15 – 17.15 Uhr Aussprache

19.30 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag: „Krisenregion Balkan“ (Prof. Dr. Holm Sundhaussen, Freie Universität Berlin)

Dienstag, 16. September 2008

08.30 – 08.45 Uhr
Sektion II: Die Peripherie als militärisches Experimentierfeld (Prof. Dr. Fikret Adanir, Sabanci University, Itsanbul)

08.45 – 09.00 Uhr
Erfahrungen einer westeuropäischen Armee auf dem Balkan: Am Beispiel Östereich-Ungarns 1869/78 und 1882 (Dr. Martin Ortner, Heeresgeschichtliches Museum, Wien)

09.00 – 09.15 Uhr
Die Europäisierung der serbischen Armee (Dr. Slavica B. Ratkovic-Kostic, Institut für strategische Forschungen, Belgrad, angefragt)

09.15 – 09.30 Uhr
Die russische Armee im Balkankrieg 1876/77. Imperiale und bäuerliche Wahrnehmung einer europäischen Grenzregion (Prof. Dr. Werner Benecke, Europa Universität Viadrina, Frankfurt/Oder)

09.30 – 10.00 Uhr Kaffeepause

10.00 – 10.15 Uhr
Das Bild vom Janitscharen: Die Streitkräfte des Osmanischen Reiches zwischen Tradition und Modernisierung (Dr. Mehmet Hacisalihoglu, Yildiz Teknik Üniversitesi, Istanbul / Ludwig-Maximilians-Universität München)

10.15 – 10.30 Uhr
Die Besetzung von Skutari als frühe „Joint Operation“ (Korvettenkapitän Rüdiger Schiel M.A., Marineschule Mürwik)

10.30 – 10.45 Uhr
Der Balkan – Bedeutung für die Bundeswehr als strategisch-operativer Raum (Oberstleutnant Dr. Rudolf Schlaffer, MGFA)

10.45 – 12.45 Uhr Aussprache

14.00 – 14.15 Uhr
Sektion III: Der Balkan als Austauschfeld von Krieger-Kulturen (Prof. Dr. Jürgen Angelow, Universität Potsdam)

14.15 – 14.30 Uhr
Das Bild des Partisanen in der deutschen Literatur (Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Hamburger Institut für Sozialforschung)

14.30 – 14.45 Uhr
Der Partisan, Prototyp des Balkankämpfers: Stereotyp in Deutschland bis 1945 und Mythos in der Volksrepublik Jugoslawien und ihren Nachfolgestaaten (Prof. Dr. Aleksandar Jakir, Universität Split)

14.45 – 15.15 Uhr Kaffeepause

15.15 – 15.30 Uhr
Das deutsche Bild von den Bulgaren und ihrer Militärkultur vor und im Ersten Weltkrieg sowie seine Nachkriegsdeutung (Dr. Oliver Stein, Universität Potsdam)

15.30 – 15.45 Uhr
Erfahrungshorizonte deutscher Kriegsteilnehmer in Rumänien im Ersten Weltkrieg (Dr. Gundula Gahlen, Universität Potsdam)

15.45 – 17.45 Uhr Aussprache

Mittwoch, 17. September 2008

09.00 – 09.15 Uhr
Sektion IV: Ethnische und genozidale Kriegführung auf dem Balkan (Oberstleutnant Dr. Gerhard P. Groß, MGFA)

09.15 – 09.30 Uhr
Die Balkankriege 1912/13. Internationales Kriegsvölkerrecht, bulgarische Gräueltaten und der „Carnegie-Bericht“ (Hauptmann Lic.phil. Marco Sigg, Militärakademie an der ETH Zürich)

09.30 – 09.45 Uhr
Verhältnis von militärischer Gewalt und zivilem Widerstand während des Serbienfeldzuges 1914/1915 (Dr. Oswald Überegger, Universität Innsbruck)

09.45 – 10.00 Uhr
Der Partisanenkrieg der Wehrmacht (Dr. Bernhard Chiari, MGFA)

10.10 – 10.30 Uhr Kaffeepause

10.30 – 10.45 Uhr
Abwehrschlacht oder Bürgerkrieg? Innere Frontlinien in Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs (N.N., Institut für strategische Forschungen, Belgrad)

10.45 – 11.00 Uhr
Völkerrecht und Völkerrechtspolitik: Der Einfluss ethnischer und genozidaler Kriegführung auf dem Balkan im 20. und 21. Jahrhundert (Leitender Regierungsdirektor Thomas Breitwieser, Bundeswehrdisziplinaranwalt Leipzig)

11.00 – 12.45 Uhr Aussprache

14.15 – 16.30 Uhr Podiumsdiskussion „Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Konflikten auf dem Balkan“

Botschafter Dr. Hanns Schumacher
Winfried Nachtwei, MdB (angefragt)
Prof. Dr. Holm Sundhaussen
Prof. Dr. Lothar Höbelt
Generalleutnant Roland Kather

Moderation: Oberst Dr. Winfried Heinemann, Leiter Abteilung Forschung MGFA

16.30 Uhr Verabschiedung

Oberst Dr. Hans Ehlert, Amtschef MGFA

Kontakt

Bernhard Chiari

MGFA, Zeppelinstr. 127/128, 14471 Potsdam

0331 9714 400
0331 9714 507
MGFAPresseEingang@bundeswehr.org

http://www.mgfa.de/
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