Militärsiedlungen und Territorialherrschaft in der Antike

Militärsiedlungen und Territorialherrschaft in der Antike

Veranstalter
Research Area B I 2 "Mechanisms and Control of Social Space" des Exzellenzclusters 264: TOPOI. The formation and transformation of space and knowledge in ancient civilizations
Veranstaltungsort
Freie Universität, Silberlaube, Habelschwerdter Allee 45, K 24-21
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.06.2008 - 21.06.2008
Website
Von
Frank Daubner, FB III - Alte Geschichte, Universität Trier

Der Workshop wird sich mit Fragen der vertikalen und horizontalen Durchdringung von Raum sowie mit den Bedingungen, die Räumlichkeit den Herrschaftssystemen auferlegt, befassen. Um unter den Einschränkungen der antiken Kommunikationsmöglichkeiten größere Territorien als das einer überschaubaren Polis zu beherrschen, mußten je spezifische Lösungen für spezifische Fälle gefunden werden. Dabei galt es mit den jeweiligen Bewohnern des eroberten Gebiets ein Einvernehmen herzustellen oder einen Erzwingungsstab zu implementieren. Letzteres erforderte die längerfristige Abkommandierung von (u. U. potentiellen) Militäreinheiten, in Form von Garnisonen oder die Installierung von Militär- bzw. Veteranenkolonien, die dann gleichwohl als Rekrutierungsreservoir dienen konnten. Um letztere, nicht um reine Garnisonierungen, soll es vor allem gehen, wenn auch diese beiden Typen von Stationierungen nicht scharf zu unterscheiden sind, was vielleicht weniger in der mangelhaften Quellenlage, als vielmehr in den von der Forschung gebrauchten Kategorien begründet ist, weshalb auch der vorerst neutrale Arbeitsbegriff "Militärsiedlungen" verwendet wird. Dadurch wird auch der häufige Zirkelschluß vermieden, die hellenistischen Verhältnisse analog zu den wesentlich besser bekannten römischen zu beschreiben. Das Charakteristische ist vor allem darin zu sehen, daß die Bewohner der Militärsiedlungen, wie sie hier verstanden werden, dauerhaft im neuen Herrschaftsraum leben und diesen dadurch auf andere Weise mitgestalten als Garnisonssoldaten.

Die Leitfrage ist dabei die nach dem Zusammenhang der historischen Situation der Siedlungsgründung, der Beteiligten und der topographischen Lage der Siedlung mit einer daraus abzuleitenden strategischen Bedeutung zur Beherrschung von Land- und Seeterritorien, Wegen, Grenzen, anderen Städten, einer einheimischen Bevölkerung (bei Mischsiedlungen auch der Bevölkerung der Siedlung selbst), Nachbarn oder "inneren Feinden", also die Verknüpfung der räumlichen Bedingungen und der historischen Ereignisse.

Angestrebt wird eine substantielle Diskussion zwischen Archäologen und Althistorikern, als deren Ergebnis im Vergleich unterschiedlicher historischer, geographischer und kultureller Kontexte eine trennschärfere Typologie der Herrschaftsausübung durch Militärsiedlungen entstehen könnte.

Programm

Freitag, 20.6.2008

13.30
Friederike Fless: Begrüßung

Frank Daubner: Einleitung

14.00
Alexander Nuss (Göttingen): Dionysios I. von Syrakus und die strategischen Siedlungsgründungen des frühen 4. Jhs. v. Chr. auf Sizilien

15.00
Rubina Raja (Aarhus): Hellenistic military foundations in southern Syria: myth or reality?

16.00
Frank Daubner (Stuttgart): Seleukidische und attalidische Gründungen im westlichen Kleinasien

17.00
Eva Winter (Frankfurt): Formen ptolemäischer Niederlassungen in Griechenland zwischen archäologischer Realität und historischer Überlieferung

18.00
Andreas Oettel (Berlin): Wohnen am mesopotamischen Limes – spätrömische Herrschaftskonzepte jenseits des Euphrats

Samstag, 21.6.2008

9.30
Alexander Thein (Dublin): Sullanische Veteranensiedlungen

10.30
Holger Wienholz (Berlin): Baalbek als römischer Stützpunkt im 1. Jh. v. Chr.

11.30
Peter Rothenhöfer (München): Xanten - Köln - Mainz: römische Frontstädte am Rhein?

12.30
Axel Filges (Frankfurt): Römische Kolonien in Kleinasien von Caesar bis Diokletian

13.30
Abschlußdiskussion

Kontakt

Frank Daubner

Abteilung Alte Geschichte, Heilbronner Straße 7, 70179 Stuttgart

frank.daubner@topoi.org

www.topoi.org