Imperialkriege

Imperialkriege

Veranstalter
Militärgeschichtliches Forschungsamt; Arbeitskreis Militärgeschichte e. V.; Deutsches Historisches Institut London; Hamburger Institut für Sozialforschung
Veranstaltungsort
Kongresshotel am Templiner See, Am Luftschiffhafen 1, 14471 Potsdam
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.06.2009 - 01.07.2009
Deadline
01.09.2008
Von
Dierk Walter

IMPERIALKRIEGE
50. Internationale Tagung für Militärgeschichte des MGFA
Potsdam, 29. Juni – 1. Juli 2009

Träger: Militärgeschichtliches Forschungsamt; Arbeitskreis Militärgeschichte e. V.; Deutsches Historisches Institut London; Hamburger Institut für Sozialforschung

Themenaufriss:
Nicht nur der jeweils hundertste Jahrestag deutscher Kolonialkriege zwischen 2000/01 (Boxeraufstand) und 2004/05 (Hererokrieg) sorgt in letzter Zeit für ein vermehrtes Interesse der historischen Forschung an der gewaltsamen Komponente der europäischen Expansion in Übersee. Auch die Neuausrichtung der Bundeswehr auf Krisenintervention und Friedenssicherung außerhalb Europas verlangt nach einem historisch und theoretisch fundierten Verständnis des Charakters asymmetrischer und transkultureller Gewaltkonflikte an der Peripherie des Weltsystems. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr widmet daher in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Militärgeschichte, dem Deutschen Historischen Institut London und dem Hamburger Institut für Sozialforschung 2009 eine gemeinsame Tagung der strukturellen und vergleichenden Analyse des historischen Phänomens Imperialkriege und seiner anhaltenden Aktualität.

Dabei verstehen die Organisatoren Imperialkriege, in Anlehnung an die Imperialismusdefinition Ronald Robinsons und John Gallaghers, als den Einsatz physischer Gewalt zur Durchsetzung der Eingliederung oder der Aufrechterhaltung der Einbindung peripherer Gebiete in das westlich geprägte Weltsystem (in der Regel repräsentiert durch ein einzelnes westliches Imperium bzw. Kolonialreich). Diese weite Arbeitsdefinition soll den Betrachtungshorizont öffnen für Konflikte jenseits der Hochphase der europäischen Kolonialreiche und damit eine epochale Einschränkung überwinden, die der geläufigere Begriff „Kolonialkrieg“ zwangsläufig impliziert. Für ein zuverlässiges historisches und theoretisches Verständnis dieser Konfliktform scheint den Organisatoren einerseits der vergleichende Einbezug der ersten Jahrhunderte europäischer Expansion in Übersee seit Beginn der Eroberung Amerikas entscheidend. Mindestens ebenso wichtig ist andererseits die Ausdehnung der komparativen Betrachtung auf Gewaltkonflikte in der Abwicklung der Kolonialreiche zwischen 1945 und 1975 und darüber hinaus bis zur Gegenwart. Konkret: Nicht nur Dekolonisationskriege, sondern auch die jüngsten westlichen Interventionen in Afghanistan und dem Irak sollen daraufhin untersucht werden, inwieweit sie in der Tradition der gewaltsamen Komponente der europäischen Expansion seit ca. 1500 stehen, derselben Logik folgen und vergleichbare Strukturen aufweisen.

Drei Dimensionen des Problems stehen für die Organisatoren besonders im Vordergrund: Erstens die asymmetrische Struktur von Imperialkriegen: die grundlegende strukturelle Ungleichartigkeit der Kriegsgegner. Zweitens der transkulturelle Charakter von Imperialkriegen: die Kulturbegegnung bzw. der Kulturkonflikt. Drittens die Beziehungen zwischen Metropole und Peripherie innerhalb der Militärapparate, in der Kriegführung, der politischen Einbindung und der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Die Dynamiken und Wechselwirkungen, die aus diesen drei Beziehungsebenen entstehen, die Auswirkungen, die sie auf den Charakter der Kriegführung haben, die Besonderheit des historischen Phänomens Imperialkrieg, die sie konstituieren, sollen den roten Faden der Tagung bilden.

Call for Papers:
Die Organisatoren erbitten Vorschläge für ca. 20-minütige Vorträge zu nachfolgenden Themenbereichen. Dabei sind Einzelfallstudien ebenso willkommen wie vergleichend angelegte Längs- oder Querschnittanalysen.

1. TRÄGER DER KRIEGFÜHRUNG: Struktur, Verwaltung und Führungsorganisation von Kolonialtruppen und Expeditionskorps; Zusammensetzung speziell im Hinblick auf das transkulturelle Element (europäische Offiziere / indigene Soldaten); Einfluss der ethnischen Komposition auf die Art der Kriegführung; Rückwirkungen auf die Gesellschaften an der Peripherie und in der Metropole; sozialer Status von „Kolonialsoldaten“.

2. CHARAKTER DER KRIEGFÜHRUNG: Struktur der Kontrahenten (politische und militärische Organisation, Ausrüstung, Taktik, Doktrinen); Formen des Krieges (Wirtschaftskrieg; Guerillakrieg; „verbrannte Erde“; Krieg gegen die Zivilbevölkerung); Verlaufsformen, Eskalationsmechanismen, Dynamiken

3. MASSAKER UND GENOZIDALE HANDLUNGEN: Strukturelle Spezifika von Gewalthandlungen in Siedlungskolonien; Kampf ums Land; „Rassenkriege“ und „Vernichtungskriege“

4. EINBETTUNG DER KRIEGFÜHRUNG: Administrative und politische Maßnahmen: Bevölkerungskontrolle, Internierung, Zwangsumsiedlung; wirtschaftliche und politische Anreize; Schulen; Infrastrukturmaßnahmen; Counterinsurgency

5. THEORETIKER, ERFAHRUNGEN UND INSTITUTIONEN: Theorien und Methoden; Rezeption und Umsetzung; Bedeutung von Theorien des kleinen Krieges für Dekolonisationskriege; institutionelle Lern(un)fähigkeit von Militärapparaten; Bedeutung politischer Vorgaben und Rahmenbedingungen; Reaktion und Interaktion mit der Gesellschaft im Mutterland

6. GEWALTKULTUREN UND WECHSELWIRKUNGEN: transkulturelles Lernen (europäische und lokale Gewalttraditionen); historisches Lernen (transnationale Rezeption); Lehren für die zwischenstaatliche, europäische Kriegführung?

Organisatorisches:
Die Tagung findet vom 29. Juni bis 1. Juli 2009 im Kongresshotel am Templiner See in Potsdam (http://www.kongresshotel-potsdam.de/) statt. Für geladene Referenten übernehmen die Veranstalter die Unterbringungskosten sowie Fahrt- und Flugkosten und pauschale Tagegelder nach Bundesreisekostengesetz.
Exposés von 1-2 Seiten Länge (ausschließlich als Email-Attachment) werden erbeten bis zum 1. September 2008 an PD Dr. Dierk Walter unter dierk.walter@his-online.de.
Im Falle der Annahme eines Vorschlags erbitten die Organisatoren eine substantielle schriftliche Fassung der geplanten Vorträge (maximal 20 Seiten) bis zum 15. Mai 2009. Eine Publikation ist geplant.

Programm

Kontakt

Dierk Walter

Hamburger Institut für Sozialforschung

dierk.walter@his-online.de

http://www.akmilitaergeschichte.de/
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