Zur nächsten Tagung des Arbeitskreises laden die Organisatorinnen herzlich ein. Das Thema lautet:
Jüdische Räume in der Frühen Neuzeit – Perspektiven nach dem „spatial turn“.
Mit dem Thema „Jüdische Räume“ möchten wir die Chancen nutzen, die die Raumdiskussion der letzten Jahre auf theoretischer wie auf forschungspraktischer Ebene bietet: die soziale Konstruktivität von jüdischen Räumen ins Blickfeld rücken und ihnen eine Erfahrungs- und eine Wahrnehmungsdimension geben.
Für die jüdische Geschichte der langen frühen Neuzeit ergeben sich daraus eine Fülle von Themenkomplexen, die auch im Vergleich zur christlichen Umwelt ein eigenes Profil gewinnen und damit Rückschlüsse auf die spezifische Raumkonstitution von gesellschaftlichen Minderheiten erlauben:
- Ghetto/Judenviertel/Judengasse nicht allein als geographischer Ort, sondern in ihrer internen und externen sozialen Konstruktion (incl. Normsetzung, innerer sozialer Differenzierung)
- Geschlechterräume
- Architektonische Räume in fragiler Dauerhaftigkeit und mit nicht immer eindeutigen Sinnbezügen: Synagoge und weitere Gemeindegebäude, Friedhof
- Ephemere Räume: Gerichtsorte, Gemeindeversammlungen, Eruv, multifunktionale Räume
- Virtuelle Räume: Geltungsbereiche von Minhagim oder externen Normen, Friedhofsbezirke, Rabbinatsbezirke, Gerichtsbezirke
- Komplexe kommunikative, ökonomische und politische Räume (unterschiedlichste Begegnungen mit christlichen Kunden, mit Amts- und Herrschaftsträgern)
- Erfahrungs-, Bildungs- und Beziehungsräume, konstituiert durch Reisen und Mobilität von Personen und unterstützt durch Korrespondenz (Verwandtschaft, Wirtschaft bis hin zum interkontinentalen Handel), Wandel im Reisen/in der Postbeförderung und dessen Wahrnehmung
- Kulturelle Räume und ihre Überschneidungen: aschkenasische vs. sefardische Räume, Verbreitung des Buchdrucks, von Sprachen
- Grenzbereiche und Grenzräume und ihre Kontaktzonen
Zur Vorbereitung steht auf der Homepage des Forums (www.forum-juedische-geschichte.de) eine kleine Literaturliste bereit.
Alle Interessierten laden wir ein, sich bis zum 1.12.08 mit Vortragsthema und kurzem Abstract zum Thema zu melden: Vom Werkstattbericht bis zum ausgefeilten Vortrag (ca. 20 Min.) ist alles willkommen. Kosten für Unterkunft und Verpflegung müssen von den Teilnehmern selbst getragen werden.