"Imagining History – Feeling the Nation"

Nationale Emotionen werden heute in der Geschichtswissenschaft als zentral für die Entstehung und Festigung der Nation als eine gefühlten Gemeinschaft angesehen. Dabei spielt die Geschichtsschreibung und die Idee einer gemeinsamen Geschichte, eine wichtige Rolle. Zum einen verleiht sie der Nation Dauer, indem sie sie in die Vergangenheit zurück projiziert und ihr den Nimbus des Immer-schon-Dagewesenen zuschreibt. Zum anderen verbindet sie die Angehörigen der Nation durch das Bild einer historisch gewachsenen Schicksalsgemeinschaft. Letztlich schreibt sie den Angehörigen dieser Gemeinschaft gewisse Eigenschaften zu, die sie von anderen unterscheiden und bestimmt so, wer dazu gehört und wer nicht.
Wichtiger als Texte als Vermittler des Nationalgefühls sind in Indien jedoch die Bollywood Filme mit historischen Themen, die nicht nur von der städtischen Mittelschicht angeschaut werden, sondern auch von Menschen, die durch Bücher und Zeitungen nicht erreicht werden. Das Kolloquium wird sechs Filme zeigen, die die indische Geschichte von der frühen Mogulherrschaft im 16. Jahrhundert bis zur Teilung des Subkontinents 1947 behandeln und zwischen 1953 und 2006 gedreht wurden. Dies erlaubt zu zeigen, wie unterschiedliche Epochen in unterschiedlicher Weise emotional besetzt werden und verdeutlicht darüber hinaus den Wandel nationaler Gefühle im Laufe der letzten 50 Jahre.
Nach einer kurzen Einführung zeigen wir die Filme (Original mit englischen Untertiteln), anschließend wird Gelegenheit zur Diskussion geboten.

Bitte beachten Sie, dass die Filme mindestens ca. 170 Minuten dauern.