Abschied von Europa - Jüdisches Schreiben zwichen 1930 und 1950

Abschied von Europa - Jüdisches Schreiben zwichen 1930 und 1950

Veranstalter
Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien in Zusammenarbeit mit dem Institut für Jüdische Studien der Universität Basel
Veranstaltungsort
Literaturhaus Basel, Barfüssergasse 3
Ort
Basel
Land
Switzerland
Vom - Bis
01.09.2009 - 03.09.2009
Von
Caspar Battegay, Hebräische und Jüdische Literatur, Hochschule für Jüdische Studien

Mit unserer zweiten internationalen Tagung befragen wir die gravierenden Veränderungen der europäischen Dimension jüdischen Schreibens unmittelbar vor, während und nach den zentralen Brüchen des 20. Jahrhunderts. Dabei soll auch jenseits der Kategorien von „Shoa-“ oder „Exilliteratur“ versucht werden, Europäizität – und sei es als Negativpol – als Koordinate der Literatur zu verstehen. Welche Verschiebungen ergeben sich in der imaginären Geographie jüdischen Schreibens durch die Gründung des Staates Israel? Zwar erfolgt ein Abschied von Europa, die Zentren jüdischer Literatur verlagern sich aus dem Deutschen, Polnischen, Jiddischen, Russischen etc. in die Hebräische Sprache (Israel) und ins Englische (USA), – doch, wie ist dieser Abschied beschaffen? Welche Funktion kommt Europa als Sehnsuchtsort, als Ort der Abweisung und als Ort, von dem man flüchten muss, innerhalb des jüdischen Schreibens nach dem Zivilisationsbruch der Shoa zu? Gibt es eine negative Utopie des Europäischen oder verschwindet Europa aus der politischen Phantasie jüdischer Autorinnen und Autoren? Wird die Sprache bewusst gewechselt, oder kann ein Weiterschreiben der alten Sprache an einem anderen Ort ein Versuch sein, an einem „Europa“ ohne Territorium festzuhalten? Welche Nacherzählungen, Verfremdungen oder Verzerrungen erfährt das zionistische Narrativ im historischen Augenblick seiner Verwirklichung unter den Vorzeichen der Katastrophe? Wie gestaltet sich Ankommen und Zurückblicken in den Vereinigten Staaten? Kurz: Was passiert mit „Europa“ im jüdischen Schreiben zwischen 1930 und 1950?

Programm

1. September 2009

1. Panel
Moderation: Anat FEINBERG (Heidelberg)

14:00 Uhr
Stephan BRAESE (Aachen) Joseph Roths Abschied von Europa

15:00 Uhr
Vivian LISKA (Antwerpen) „Den Europäischen Kreis im Rücken.“: Walter Benjamins langer Abschied

16:00 Uhr Kaffeepause

2. Panel
Moderation: Petra ERNST (Graz)

16:30
Hartmut STEINECKE (Paderborn) Jenny Aloni: Abschied von Europa – Literarisierung einer Lebensentscheidung

17:30
Mark GELBER (Beer Sheva) Jakov Lind’s First Publication: Farewell to Europe or to Israel?

18:45-19:45
Mitgliederversammlung der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien e.V.

20:15
Gemeinsames Abendessen

2. September 2009

3. Panel
Moderation: Anja TIPPNER (Salzburg)

09:00 Uhr
Michael DÜRING (Kiel) Doppelt hält besser: Zweifache Weltzerstörung in Antoni Słonimskis Roman Dwa końce świata (1936; Zweimal Weltuntergang)

10:00
Olaf TERPITZ (Leipzig) Europa? Suchbewegungen russisch-jüdischer Schriftsteller

11:00 Kaffeepause

11:15
Pavel NERLER (Moskau/Freiburg i. Br.) Mandelstam und Amerika

12:15-14:00 Uhr Mittagspause/Lunch

4. Panel
Moderation: Barbara BREYSACH (Berlin)

14:00 Uhr
Leslie MORRIS (Minnesota) The Trace of Europe in Jewish Writing in America

15:00 Uhr
Bettina VON JAGOW (Magdeburg) Ilse Blumenthal-Weiss: Formen und Funktionen europäischer Erinnerungsorte in einem zerbrochenen und wiedergewonnen Leben nahe New York

16:00 Kaffeepause

5. Panel
Moderation: Wolfram-Malte FUES (Basel)

16:15 Uhr
Christine IVANOVIC (Tokyo) An einen japanischen Leser: Karl Loewiths Abschied von Europa als Bedingung seiner Analyse des europäischen Nihilismus

17:15
Daniel WEIDNER (Berlin) „Fröhliche Apokalypse“ und parabolisches Erzählen: Hermann Brochs Rückblick auf Europa

20:00 „von ohnehin bis andernorts“ – Doron RABINOVICI (Wien) liest aus veröffentlichten und unveröffentlichten Texten

Einführung von Alfred BODENHEIMER

3. September 2009

6. Panel
Moderation: Andreas B. KILCHER (Zürich)

9:00 Uhr
Bettina BANNASCH (München) Herren, Mägde, Kinder. Weibliches Schreiben wider die Herrenideologie

10:00 Uhr
Ursula AMREIN (Zürich) Transnationales Schreiben und fragmentierte Identität: Europa als Fluchtraum in den Schriften Erika Manns aus dem Exil und der Nachkriegszeit

11:00 Uhr
Amir ESHEL (Stanford) Paul Celan’s Poetry: Between Past and Future

12:00 Uhr Schluss

Kontakt

Caspar Battegay

Friedrichstraße 9, 69117 Heidelberg

caspar.battegay@jewishliterature.de

http://www.jewishliterature.de