Opferbilder/Täterbilder

Opferbilder/Täterbilder

Veranstalter
Nachwuchswissenschaftler_innen-Netzwerk "Aufarbeitung von Vergangenheit in außereuropäischen Regionen" in Kooperation mit German Institute of Global and Area Studies (GIGA), Hans-Böckler-Stiftung (hbs), Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS), Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und Philipps-Universität-Marburg
Veranstaltungsort
BGSS, Luisenstraße 56, Berlin-Mitte
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.10.2009 - 18.10.2009
Deadline
02.10.2009
Von
Franzki,Hannah

Die Aufarbeitung diktatorischer Vergangenheit und schwerer Menschenrechtsverletzungen ist geprägt von der Auseinandersetzung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen um Deutungsmacht: Wie werden die vergangenen Ereignisse interpretiert, wer kann für sich beanspruchen, Opfer von Gewalt geworden zu sein und wem wird die Verantwortung für die Verbrechen zugeschrieben? Die Verhandlung von Opfer- und Täterrollen ist zentral, denn von ihnen hängt nicht zuletzt die Durchsetzbarkeit von Reparationszahlungen für „Opfer“ und Sanktionen für die „Täter“ ab. Rechtliche, zivilgesellschaftliche oder administrative Maßnahmen der Aufarbeitung sind Resultat dieser Positionierungskämpfe. Gleichzeitig (re-)produzieren sie Opfer- und Täterbilder.

Die zweite Tagung des Nachwuchswissenschaftler_innen-Netzwerkes AVARnet thematisiert diese gesellschaftlichen Konstruktionsprozesse in vergleichender Perspektive: Wie entstehen Opfer- und Täterdiskurse und welchem Wandel unterliegen sie? Vier Panels und die Ausstellung von Postern sollen Raum für interdisziplinäre und überregionale Debatten über theoretische Entwicklungen, methodische Fragen und praktische Erfahrungen
bieten.

Die Tagung richtet sich vor allem an Nachwuchswissenschaftler_innen unterschiedlicher Disziplinen, die sich mit der Aufarbeitung von Vergangenheit in außereuropäischen Regionen befassen. Darüber hinaus werden auch transnationale Aspekte berücksichtigt und die in Europa geführten Diskussionen in der Opfer- und Täterforschung einbezogen. Ziel der Tagung ist es, einen Austausch unter den Nachwuchsforscher_innen zu ermöglichen und damit das Netzwerk AVARnet zu verstetigen.

Programm

Programm

Freitag, 16. Oktober 2009

18.00 – 18.15
Begrüßung
Dr. Martin Nagelschmidt (BGSS)
Prof. Dr. Detlef Nolte (GIGA)
Dr. Jürgen Danyel (ZZF)

18.15 – 20.00
Öffentliche Podiumsdiskussion:
Nach Diktatur und Massengewalt - wer sind die Opfer und wer die Täter?
Prof. Dr. Christoph Marx (Duisburg-Essen)
Dr. des. Regina Mühlhäuser (Hamburg)
Dr. Jens Gieseke (Potsdam)
Moderation: Dr. Ingrid Wehr (Freiburg)

Samstag, 17. Oktober 2009

9.00 – 09.30
Begrüßung
Prof. Dr. Anika Oettler (Marburg)

09.30 – 12.30
Panel 1: Täerdiskurse und Deutungskonflikte: das Beispiel Cono Sur

Gesine Brede: Ideologische Grenzgänge zwischen Täter und Opferrollen in neuesten Narrationen der argentinischen Postdiktatur

Karolin Viseneber: (De-)Konstruktion von Opfer- und Täerbildern in argentinischen Romanen über die Militärdiktatur

Daniel Stahl: Der Hitler der Pampa. Das Täterbild der argentinischen Juden im Diskurs über die Militärdiktatur

Antonia Torres: Den Tätern eine Stimme geben – Die widerspenstige Lyrik Bruno Vidals

Nina Schneider: Verdrängen und Erinnern des Militärregimes in Brasilien (1964-1985): Das Militär als Täter?
Moderation: Prof. Dr. Anika Oettler (Marburg)

12.30 – 14.00
Mittagspause

14.00 – 16.30
Panel 2: Opferbilder und ihre Konstruktion in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Franka Winter: Stimme geben – Stimme nehmen. Opferbilderund die Ökonomie des Sprechens in der peruanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission

Nadine Haas: Die Bedeutung von Sprache und Schrift bei der Konstruktion von Opferbildern und der Aufarbeitung der Vergangenheit

Susan Hermenau: Das kollektive Gedächtnis in der guatemaltekischen Nachkriegsliteratur. Estuardo Prado und Maurice Echeverria
Moderation: Prof. Dr. Detlef Nolte (Hamburg)

17.00 – 19.30
Panel 3: Weder Opfer noch Täter? Hinterfragung von Aufarbeitungsparadigmen

Louisa Dietrich Ortega: Die geschlechtsspezifische Konstruktion von Opfer und Täterbildern im lateinamerikanischen Kontext

Hannah Franzki: Jenseits von Opfern und Tätern. Warum in der transitional justice Forschung „Begünstigte“ kein Thema sind

Alexander Hasgall: Täter und Opfer anerkennen. Über die vergangenheitspolitische Konstruktion von Identität

Christiane Adamczyk: Ein Konflikt der Anderen? Über die Nichtsichtbarkeit der Twa in der Aufarbeitung des ruandischen Genozids
Moderation: Dr. Christian Gudehus (Essen)

20.00
Gemeinsames Abendessen

Sonntag, 18. Oktober 2009

09.00 – 12.00
Panel 4: Umdeutungsprozesse: von Tätern zu Opfern und von Opfern zu Tätern

Regine Penitsch: Dynamiken polarisierter Identitäten in Darfur

Heide Rieder: Nachkommen von Tätern organisierter Gewalt zwischen Opferstatus und dem Risiko zukünftiger Täterschaft: Transgenerationale Folgen des 1994 Genozids in Ruanda

Anne K. Krüger: Keine „Versöhnung“ ohne Opfer und Täter. Opfer- und Täterkonstruktionen durch die Enquête-Kommissionen zur „Aufarbeitung“ und „Überwindung der SED-Diktatur.“

Julia Borst: Haunted by the past, longing for salvation – das Trauma der Täter- und Opferfiguren im Werk von Edwidge Danticat

Ekaterina Makhotina: Täterbilder an Opferorten: Auseinandersetzung mit dem Stalinismus an Gedenkorten für Opfer des Großen Terrors im heutigen Russland
Moderation: Dr. Wolfgang Form (Marburg)

12.30 - 14.30
Abschlussdiskussion

Bilanz der Tagung und Zukunft des Netzwerkes
Moderation: Ulrike Capdepón und Anne K. Krüger

Kontakt

Hannah Franzki

Institut für Soziologie, Philipps-Universität Marburg

doktorandennetzwerkilas@giga-hamburg.de


Redaktion
Veröffentlicht am
01.10.2009
Beiträger
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung