Das Mittelmeer als Kulturraum. Vortragsreihe

Das Mittelmeer als Kulturraum. Vortragsreihe

Veranstalter
Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit der Goethe-Universität Frankfurt a.M. und Kunsthistorisches Institut in Florenz - Max-Planck-Institut
Veranstaltungsort
Goethe-Universität Frankfurt a.M., Campus Westend, Raum IG 411, 60323 Frankfurt a.M., 18.00 Uhr
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.10.2009 - 03.02.2010
Von
Eva Mussotter

Fernand Braudels monumentales Werk "Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II." (1949) beginnt mit dem Satz: "Ich habe das Mittelmeer leidenschaftlich geliebt, vermutlich weil ich - wie so viele andere und nach so vielen anderen - aus dem Norden kam." Braudel, der prägende Jahre seiner intellektuellen Karriere im französisch kolonisierten Algerien verbrachte, versteht das Mittelmeer als einen "Meereskomplex", der "im Unterschied zum Atlantik" vor allem von einem einheitlichen Klima geprägt wird, das Landschaften und Lebensweisen vereinheitlicht: Die Oliven- und Weinkultur verbreitete sich bereits im 1. Jahrtausend vor Christus von der östlichen in die westliche Mittelmeerwelt. Dies hat zur Folge, dass "ein Bewohner der Mittelmeerküsten, wo immer er herkommen mag, an keinem Platz rund um das Binnenmeer seine Heimat verliert". Es erklärt sich für Braudel von daher, dass es den Menschen der Mittelmeerküsten leicht fällt, von Hafen zu Hafen zu wandern, weil es sich allenfalls um den "Umzug in ein anderes Haus handelt, in dem der neue Mieter sich wohl fühlen kann".

Braudels Werk, das die Geschichtsschreibung revolutionierte, behandelt das Thema, indem er zunächst eine "gleichsam unbewegte Geschichte" vorführt, "die des Menschen in seinen Beziehungen zum umgebenden Milieu", "eine träge dahin fließende Geschichte, die nur langsame Wandlungen kennt, in der die Dinge beharrlich wiederkehren und die Kreisläufe immer wieder neu beginnen". Oberhalb dieser unbewegten Geschichte verlaufen die langsamen Rhythmen der Sozialgeschichte: Ökonomien, Staaten, Gesellschaften, Zivilisationen. Der dritte Teil schließlich umfasst die "traditionelle" oder Ereignisgeschichte: Die großen historischen Individuen treten in den Vordergrund: "Eine Welt heftiger Leidenschaften, gewiss; blind wie jede lebendige Welt, wie die unsere, unbekümmert um die geschichtlichen Tiefen, um jene lebhaften Gewässer, auf denen unser Boot dahin zieht wie das trunkenste aller Schiffe."

Vorbereitender Arbeitskreis: Hannah Baader (Florenz), Gisela Engel (Frankfurt), Thomas Kirchner (Frankfurt), Susanne Scholz (Frankfurt), Gerhard Wolf (Florenz)

Programm

21. Oktober 2009
Lutz Raphael: Fernand Braudels Mittelmeer - ein Laboratorium für die Geschichte der Moderne

4. November 2009
Hannah Baader: Das Mittelmeer: Kulturen der Dinge, Topologien der Kunstgeschichte

18. November 2009
Avinoam Shalem: Gewänder anfertigen, Geschichten erzeugen: Thomas Becket in Fermo

2. Dezember 2009
David Abulafia: Writing the History of the Mediterranean

16. Dezember 2009
Wolfgang Kaiser: "Passeurs de rives" und interkultureller Handel im Mittelmeerraum. Eine Entzauberung

13. Januar 2010
Nabil Matar: Messianism and Mahdism: between Morocco and England

27. Januar 2010
Suraiya Faroqhi: Gefangene, Kaufleute und Abenteurer: Osmanische Untertanen ausserhalb der Reichsgrenzen

3. Februar 2010
Das Mittelmeer als Kulturraum
Podiumsdiskussion

Kontakt

Dr. des. Hannah Baader

Kunsthistorisches Institut in Florenz - MPI
Via Giusti 44, I-50121 Firenze
0039-055 249 1170
0039-055 249 1166
baader@khi.fi.it

http://www.khi.fi.it/ pdf/f200910.pdf
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung