Schlesischer Adel im 20. Jahrhundert. Krisenerfahrung, Elitentransformation und Selbstverständnis im „Zeitalter der Extreme“

Schlesischer Adel im 20. Jahrhundert. Krisenerfahrung, Elitentransformation und Selbstverständnis im „Zeitalter der Extreme“

Veranstalter
Prof. Dr. Thomas Wünsch; Simon Donig, M.A.
Veranstaltungsort
Universität Passau, D - 94030 Passau
Ort
Passau
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.12.2009 - 20.12.2009
Von
Simon Donig

Von den europäischen Adelslandschaften sind jene in Mittel- und Osteuropa im Zeitalter der Extreme (E. J. Hobsbawm) sicher mit am tiefgreifendsten transformiert worden. Anders als Süddeutschland oder die westlichen Kerngebiete des Habsburgerreichs, anders als Schweden, England oder die Niederlande, galten sie spätestens mit der Flucht und Vertreibung vieler alter Eliten als eine adelsgeschichtliche tabula rasa. Adelsforschung, so der lange Zeit implizit vorherrschende Gedanke, habe spätestens in der Vertreibung oder Flucht der traditionellen Eliten 1945 ein Ende gefunden.

Mit der Öffnung der historischen Adelsforschung für neue Themengebiete und Zugänge, seien sie sozialgeschichtlich oder kulturwissenschaftlich-anthropologisch, wird es nun möglich, auch die Beziehung zwischen dem Raum und einer sich primär durch einen Raumbezug definierenden Elite unter dem radikalen Wandel des 20. Jahrhunderts neu zu verstehen. Das Thema des schlesischen Adels ist dabei wie kaum ein anderes geeignet, in einem deutsch-polnischen Bezugsfeld die sozialen und kulturellen Umschichtungen der Moderne sichtbar werden zu lassen.

Da die Geschichte des schlesischen Adels im 20. Jahrhundert bislang noch kaum erforscht wurde, ist die Tagung vor allem als Workshop angelegt, der sowohl eine Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung leisten, als auch Desiderate und zukünftige Forschungsfelder benennen soll. Dabei wird die enge Zusammenarbeit mit Nachbardisziplinen wie der Literaturwissenschaft, Volkskunde und Kunstgeschichte gesucht.
Der Workshop wird einerseits die Verbindung der Adelsgeschichte mit den sozial-, politik-, wirtschafts- und mentalitätsgeschichtlichen Umwälzungen in der Moderne herstellen und andererseits nach spezifischen Dimensionen von Adeligkeit wie Standesbewusstsein, Selbststilisierung , Distinktionsformen oder Gedächtnis fragen.

Die Konferenz wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Programm

Freitag 18.12.2009, Raum NK 401

9:30-10:00 Begrüßung und Einführung
Thomas Wünsch, Simon Donig, Passau

10:00-10:45 Adel im 20. Jahrhundert: nationale und transnationale Forschungsperspektiven
Monika Wienfort, Berlin

Politisierung des Adels in der Moderne

11:00-11:45 Schlesischer Adel im preußisch-deutschen Parlamentarismus (1851-1918): Forschungsprobleme und Forschungsperspektiven
Roland Gehrke, Stuttgart

11:45-12:30 Der Versuch der Instrumentalisierung des Heiligen Stuhls durch die schlesischen Grafen Hans von Praschma und Anton Franz von Magnis
Sascha Hinkel, Münster

12:30-13:15 Adel und NS-Regime in Schlesien
Mirosław Węcki, Katowice

13:15-13:30 Kommentar
Josef Matzerath, Dresden

Neue Adelstypen der Moderne: die „schlesischen Magnaten“

15:00-15:45 Die oberschlesischen Magnaten als frühe Unternehmer - Pioniere oder Nutznießer?
Klemens Skibicki, Köln

15:45-16:30 Aufstieg und Niedergang einer inneradeligen Elite? Die „schlesischen Magnaten“ zwischen 1870 und 1972
Simon Donig, Passau

16:45-17:30 Götterdämmerung. Das Haus Hochberg in polnischer und deutscher Wahrnehmung im 20. Jahrhundert
Joanna Beszczyńska, Katowice

17:30-17:45 Kommentar
Toni Pierenkemper, Köln (angefragt)

Samstag 19.12.2009, Raum NK 403

Erinnerung und Lebenswelt des Adels nach 1945

10:00-10:45 Nach Flucht und Vertreibung. Die soziale und kulturelle Entwicklung des ehemaligen ostelbischen Adels in der Bundesrepublik Deutschland 1945/49-ca. 1975
Michael Seelig, Marburg

10:45-11:30 Wir versus die Anderen. Zu kollektiven Bildern des ostpreußischen und hinterpommerschen Adels in den Erinnerungsschriften nach 1945
Miłoslawa Borzyszkowska-Szewczyk, Gdańsk

11:30-11:45 Kommentar
Ewald Frie, Tübingen

12:00-12:45 Kolonisierungswahrnehmungen in den Erinnerungen des schlesischen Adels an Flucht und Vertreibung
Marta P. Podolczak, Passau

12:45-13:30 The quality of mental-intellectual ability – oder eine typische Biografie lässt sich erzählen
Lea-Katharina Steller, Regensburg

13:30-13:45 Kommentar
Rüdiger Harnisch, Passau

Die Erinnerung an den schlesischen Adel im kommunistischen Polen

15:00-15:45 Die Erinnerung an die Familie von Magnis in Polen nach 1945
Dorota Schreiber Kurpiers, Opole / Marie-Emmanuelle Reytier, Mainz

15:45-16:30 Der oberschlesische Adel als Erinnerungsort in der polnischen Geschichtsschreibung
Bernard Linek, Opole

16:30-16:45 Kommentar
Sławomir Puk, Münster

Sonntag, 20.12.2009, Raum NK 403

Land ohne Adel?

10:00-10:45 Die Veränderung der kulturellen Funktion adeliger Residenzen im 20. Jahrhundert
Irma Kozina, Katowice

10:45-11:30 Das materielle und kulturelle Erbe des schlesischen Adels nach 1945 am Beispiel der Familie Schaffgotsch in Oberschlesien
Michał Witkowski, Katowice

11:30-11:45 Kommentar
Beate Störtkuhl, Oldenburg

11:45-12:00 Abschlussdiskussion
12:00-12:15 Resümee der Tagung
Thomas Wünsch, Passau

Kontakt

Simon Donig
Universität Passau
Philosphische Fakultät
c/o Lehrstuhl für Neuere
und Neueste Geschichte
Osteuropas und seiner
Kulturen, Prof. Dr. Thomas Wünsch
94030 Passau

simon.donig@uni-passau.de


Redaktion
Veröffentlicht am
08.12.2009
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung