Historische Zäsuren und historiographische Konjunkturen im kurzen 20. Jahrhundert

Historische Zäsuren und historiographische Konjunkturen im kurzen 20. Jahrhundert

Veranstalter
Christoph Nonn, Historisches Seminar 6, Universität Düsseldorf; Winfrid Halder, Gerhard-Hauptmann-Haus, Düsseldorf
Veranstaltungsort
Düsseldorf
Ort
Düsseldorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.09.2010 - 17.09.2010
Deadline
10.01.2010
Website
Von
Christoph Nonn, Historisches Seminar, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Historiker sind Subjekt und Objekt von Geschichte zugleich. Historische Einschnitte und Umbrüche sind nicht nur ein bevorzugtes Untersuchungsobjekt von Geschichtsschreibung, sondern beeinflussen gleichzeitig auch die historiographische Produktion. Das gilt offensichtlich für politische Zäsuren wie 1918, 1933 und 1945, und vielleicht auch für den politischen Machtwechsel in der Bundesrepublik in den späten 1960er und 1970er Jahren. Es gilt freilich offenbar auch für wirtschaftliche Zäsuren wie die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise, das Einsetzen des Booms nach 1945 oder auch sein Ende in den Ölkrisen der 1970er Jahre. Und es gilt nicht zuletzt für Umbrüche im gesellschaftlichen Subsystem der Institution Universität, die für die meisten Historiker zentrales Wirkungsfeld ist, und in der 1968 möglicherweise einen tieferen Einschnitt bedeutet hat als 1933 oder 1945.

Die Tagung soll den Auswirkungen historischer Zäsuren auf historiographische Konjunkturen zwischen 1918 und 1990 nachgehen. Über die schon oft, gleichwohl aber noch nicht erschöpfend behandelte Historiographie der Zeit der beiden Weltkriege hinaus soll der Fokus also gerade auch auf der Zeit nach 1945 liegen. Im deutschen Fall könnte es sich dabei etwa um Analysen der Fischer-Kontroverse oder des Umbruchs zur „Historischen Sozialwissenschaft“ um 1970 handeln. International vergleichende oder andere nationale Historiographien des kurzen 20. Jahrhunderts in den Blick nehmende Ansätze sind jedoch ebenso willkommen. Die Organisatoren sind gleichermaßen an biographischen Perspektiven wie an Untersuchungen von Historikerfeldern und Strukturanalysen interessiert.

Eine mögliche Leitfrage für solche Ansätze könnte etwa die nach der Natur der Zäsur sein: Handelt es sich bei Veränderungen des Geschichtsbilds um plötzliche Paradigmenwechsel im Sinne Thomas Kuhns oder eher um langsame Ablösungsprozesse, die durch eine „Nebeneinanderung“ (Winfried Schulze) alter und neuer Auffassungen charakterisiert sind? Haben die historiographischen Folgen historischer Zäsuren also eher revolutionären oder evolutionären Charakter? Sind bei einzelnen Historikern oder Historikergruppen konkrete „Bekehrungserlebnisse“ nachweisbar, oder längere Phasen der Anpassung an veränderte politische, wirtschaftliche und institutionelle Verhältnisse? Ist die Verschiebung der Grenzen des historisch Sagbaren ein Prozess oder ein Ereignis? Ebenso wäre es aber auch denkbar, nach den Grenzen der Verschiebung zu fragen, und damit nach Fällen, in denen Historiker oder Historikergruppen sich einem Trend gegenüber verwahrt, einem politischen oder institutionellen Druck nicht unterworfen haben.

Interessenten werden gebeten, bis zum 10. Januar 2010 ein kurzes Exposé (bis zu 400 Wörter) zu senden an: nonn@phil-fak.uni-duesseldorf.de.

Programm

Kontakt

Christoph Nonn

Historisches Seminar 6, Universität Düsseldorf

nonn@phil-fak.uni-duesseldorf


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