In Bewegung: Das Verhältnis von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht

In Bewegung: Das Verhältnis von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht

Veranstalter
Arbeitsstelle Journalistik, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Freie Universität Berlin; in Kooperation mit der Fachgruppe Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht (DGPuK)
Veranstaltungsort
FU Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.09.2010 - 25.09.2010
Deadline
15.04.2010
Von
Dr. Tanja Maier

Die Frage danach, welche Relevanz und Bedeutung geschlechtertheoretisches Wissen für die Konzeption von Öffentlichkeit und das Verständnis von Medien liefern kann, ist in der Kommunikations- und Medienwissenschaft anhaltend. Es sind vor allem die permanenten Wandlungsprozesse in den Bereichen von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht, die diese Diskussion herausfordern. Digitalisierung der Medien, Segmentierung von Öffentlichkeit oder die Krise der Männlichkeit sind in diesem Zusammenhang nur einige wenige Schlagworte. Zugleich unterliegt wissenschaftliches Wissen und Erkenntnis im Feld der Kommunikations- und Medienwissenschaft und der Geschlechterforschung einem beständigen Wandel. Es sind somit auch die produktiven theoretischen und methodischen bzw. methodologischen
Auseinandersetzungen, die eine ständige Neubestimmung des Verhältnisses von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht erfordern. Vor diesem Hintergrund möchte die Tagung nach dem Verhältnis von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht fragen. Die sich wandelnde Beziehung von Medien und Öffentlichkeit soll dabei in Relation zu einem prozessualen Geschlechterbegriff gefasst werden, der Geschlecht als Herstellungsprozess begreift und dabei immer auf seine Veränderbarkeit und Unabgeschlossenheit insistiert. Ziel der Tagung ist es, die vielfältigen Verschränkungen von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht aufzugreifen sowie die Begriffe und Konzepte aus einer inter- und transdisziplinären Perspektive theoretisch und methodisch/methodologisch zu reflektieren. Dies soll eine kritische Reflexion der theoretischen und empirischen Leistungen der gender media studies unter Bedingungen aktuellen Gesellschafts- und Medienwandels ermöglichen.

Um das komplexe Feld sinnvoll zu begrenzen, schlagen wir zwei Bereiche vor, auf die sich die Tagungsbeiträge beziehen sollten:

(1) Bestimmung des Verhältnisses von Medien – Öffentlichkeit – Geschlecht
In diesem Bereich geht es darum, das Verhältnis von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht aus einer interdisziplinären Perspektive zu bearbeiten. Eine besondere Herausforderung besteht darin, die Bestimmung von Geschlecht, Medien und Öffentlichkeit in ihrem Verhältnis zueinander vorzunehmen. Denn Veränderungen vollziehen sich nicht nur in den Bereichen Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht, vielmehr ist auch deren Relation zueinander in Bewegung. Herausfordernd ist diese Bestimmung insofern, als es sich um keine klar voneinander abgegrenzten Bereiche handelt, sondern diese in einem diskursiven Verhältnis zueinander stehen und sich wechselseitig überlagern und hervorbringen. Somit wird auch eine historische Perspektive notwenig. Hier schließen sich unter anderem folgende Fragen an:

- Wie ist Geschlecht in aktuelle Konzepte von Öffentlichkeit eingeschrieben und wie lassen sich Konzepte von Öffentlichkeit eher als Kontinuum denken, ohne dabei Dualismen wie männlich-weiblich, öffentlich-privat, global-lokal oder hegemonial-oppositionell zu reproduzieren?
- Wie lässt sich ein erweiterter Medienbegriff, der Medien nicht nur als technisch gegebene Apparate, sondern als bedeutungsvolles Vermittelndes betrachtet, im Zusammenhang mit einem prozessualen Geschlechterbegriff denken?
- Wie lässt sich das Spannungsverhältnis zwischen Beharrungskräften und Wandel – im Sinne eines „constant flux of gendering practices“ – mit und durch Medien und Öffentlichkeit (historisch) beschreiben?
- Wie lassen sich historisch Prozesse der gesellschaftlichen und geschlechtsgebundenen Inklusion und Exklusion mit und durch Medien nachzeichnen? Welche Relevanz haben ‚gendering practices’ bei der Konstituierung von Öffentlichkeit – von den Frauenöffentlichkeiten der Kaiserzeit bis zur blogosphäre?
- Welchen theoretischen Beitrag können etwa Konzepte wie ‚cultural citizenship’,‚doing gender’ oder ‚Performativität’/‚Performanz’ leisten?

(2) Epistemologische und methodologische Herausforderungen der gender studies
Der Geschlechterbegriff in der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Geschlechterforschung bewegt sich derzeit im Spannungs- und Konfliktfeld von (implizit) essentialistischen, poststrukturalistischen und dekonstruktiven Positionen. Quantitative wie qualitative Ansätze stehen vor dem epistemologischen Problem, dass sie genau das voraussetzen müssen, was eigentlich kritisiert oder dekonstruiert werden soll. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sie fordert die kommunikations- und medienwissenschaftliche Geschlechterforschung aber nach wie vor heraus, über ihre eigenen Prämissen und Setzungen nachzudenken. Hier eröffnet sich die Möglichkeit, über die vielfältigen Dimensionen nachzudenken, die sich bei der Produktion von Erkenntnis und Wissen im Feld von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht ergeben. Folgende Fragen schließen sich an:
- Wie kann die Schnittstelle von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht methodisch untersucht werden? Wie lässt sich Wandel methodisch fassen? Wie kann dabei eine dekonstruktive Vorstellung von Geschlecht in einen empirischen Forschungsprozess überführt werden?
- Welche Form von Erkenntnis und Wissen kann im qualitativen bzw. quantitativen Paradigma bezogen auf einen prozessualen Geschlechterbegriff produziert werden?
- Wie kann sowohl in der Forschung als auch im gesellschaftlichen Handeln mit Objektivitäts- und Wahrheitsansprüchen umgegangen werden?
- Welchen Beitrag können hierzu wieder die einzelnen Disziplinen der Sozial- und Kulturwissenschaften leisten?
Für die Tagung sind interdisziplinär angelegte Beiträge erwünscht, die sowohl begrifflichtheoretisch als auch methodologisch angelegt sein können. Möglich wären beispielsweise geschlechterkritische Revisionen von bereits durchgeführten Studien oder die Fokussierung methodologischer Überlegungen anhand aktueller empirischer Beispiele. Wir laden zudem zu Vorschlägen für Beiträge ein, die sich mit Erläuterungen historischer Wandlungsprozesse in den beschriebenen Bereichen beschäftigen. Ein Tagungsband ist geplant.

Abstracts (4 000 bis 5 000 Zeichen) werden bis zum 15.4.2010 erbeten an:

Prof. Dr. Margreth Lünenborg (margreth.luenenborg@fu-berlin.de)
und Dr. Tanja Maier (tanja.maier@fu-berlin.de).
Freie Universität Berlin, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft,
Arbeitsstelle Journalistik, Garystr. 55, 14195 Berlin

Programm

Kontakt

Dr. Tanja Maier

Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft

Freie Universität Berlin

Garystr. 55
14195 Berlin

Tel.: +49.30.838-57-350

E-Mail: tanja.maier@fu-berlin.de

http://www.polsoz.fu-berlin.de/kommwiss/index.html
Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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