Norm und Narration in antiken Gesellschaften

Norm und Narration in antiken Gesellschaften

Veranstalter
DFG-Nachwuchsnetzwerk "Norm und Narration in antiken Gesellschaften"
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.04.2011 - 08.04.2011
Deadline
15.12.2010
Von
Ronning, Christian

Das von der DFG geförderte Nachwuchs-Netzwerk „Norm und Narration in antiken Gesellschaften“ veranstaltet vom 6. bis 8. April 2011 eine international besetzte Abschlusstagung an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Zielsetzung des Projektes ist es, Prozesse und Methoden der Normkonstituierung, Normvermittlung und Normkritik in den Kulturen der antiken Welt interdisziplinär und epochenübergreifend zu untersuchen. Dabei sollen insbesondere Konzepte der Narratologie und Kulturanalyse (Mieke Bal) zur Anwendung gebracht werden. Beteiligte Disziplinen sind die Alte Geschichte, Judaistik, Ägyptologie, Koptologie, Altorientalistik sowie die Neutestamentliche Theologie. Anhand von Fallbeispielen wird die jeweilige Rolle des Narrativen für die Aufspannung des normativen Feldes einer Gesellschaft herausgearbeitet. Die kulturhistorisch begründete Narratologie (Ansgar Nünning) stand in den letzten Jahren im Brennpunkt vieler Debatten auch über die eigentlichen Literaturwissenschaften hinaus. Die Tagung greift diese Überlegungen auf und verknüpft sie mit aktuellen Fragestellungen der Rechtshistorie.

Dabei sehen wir folgende Themen- und Problemkreise im Vordergrund:

1. Wie wird Recht durch Erzählungen fundiert und legitimiert? In diesem Zusammenhang ist z.B. die Funktion rahmender Erzählungen im Zuge der Normvermittlung und Normdurchsetzung ebenso zu untersuchen wie die Stellung von Rechtsaitiologien.
2. Welche Instanzen sind zur Hervorbringung valider normbegründender (bzw. normtradierender oder normkritisierender) Narrationen in der Lage und sozial, religiös oder kulturell ermächtigt? Daran anschließend ist zu klären, ob es Individuen oder Gruppen gelingt, diese Funktion für sich zu monopolisieren, oder ob es sich um eine Pluralität von Akteuren handelt.
3. In welchem Verhältnis stehen diese Narrationen zu anderen Medien der Rechtskonstitution wie Satzungen, Rituale, Juristenkommentare, richterliche Rechtschöpfungen etc.? Existieren solche alternativen Methoden gleichberechtigt nebeneinander, lässt sich eine Hierarchie ausmachen und/oder bedingen sie einander? In diesem Zusammenhang ist u.a. auch die Funktion normtransportierender Erzählungen in historischen Wandlungsprozessen (Krisen) zu beleuchten.
4. Gibt es besondere narrative Strukturen oder Formen, die innerhalb einer Gesellschaft Erzählungen hoher Verbindlichkeit generieren? Die unterschiedlichen Erzähltheorien stellen hier ein breites Repertoire von Analyse- und Kategorisierungselementen zur Verfügung, die auf ihre Tragweite zu überprüfen sind.
5. Welchen Stellenwert besitzen „Gegenerzählungen“ und wie lässt sich ihr „Sitz im Leben“ bestimmen?

Es ist beabsichtigt, die Tagung in folgende Sektionen zu untergliedern, die interdisziplinär und kulturübergreifend konzipiert sind:

I. Normkonstituierung durch Erzählungen
II. Rechtssystem und Narrationen
III. Das normkritische Potenzial der Erzählungen
IV. Normtransportierende Erzählungen und ihr sozialer Ort (Pragmatik)

Gewünscht sind sowohl konkrete Fallstudien als auch theoretisch ausgerichtete Beiträge. Die Vortragsdauer beträgt 30 Minuten, im Anschluss stehen weitere 30 Minuten zur Diskussion zur Verfügung. Die Kosten für Anfahrt, Unterkunft und Verpflegung werden vom Netzwerk getragen. Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen. Interessenten werden um die Übersendung einer kurzen Skizze ihres geplanten Beitrags (im Umfang einer DIN A 4-Seite) und einer Kurzvorstellung ihrer Person und fachlichen Ausrichtung gebeten.

Programm

Kontakt

Dr. Anke Blöbaum, Westfälische Wilhelms-Universität,
Institut für Ägyptologie und Koptologie,
Schlaunstr. 2, 48143 Münster, blobaum@uni-muenster.de
Dipl. theol. Therese Hansberger, Westfälische Wilhelms-Universität,
Katholisch-theologische Fakultät,
Johannisstr. 8-10, 48143 Münster, hansbeth@uni-muenster.de
Dr. Christian Ronning, LMU München, Historisches Seminar/Alte Geschichte, Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München, christian.ronning@lmu.de

http://egora.uni-muenster.de/gkm/norm/aktuelles.shtml
Redaktion
Veröffentlicht am
26.10.2010
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung