Unter dem Titel „Die Reformation und ihre Inszenierungen: Ereignis, Identität, Erinnerung“ wird vom 4. September - 8. September 2011 an der Universität Erlangen ein Sommerkurs stattfinden. Der Kurs richtet sich an Promovierende und auch an fortgeschrittene Studierende, denen die Möglichkeit geboten wird, fünf Tage lang unter der Leitung ausgewiesener Experten aus Geschichtswissenschaft und theologischer Kirchengeschichte über die Reformation und ihre Inszenierungen zu diskutieren.
Der Sommerkurs beschäftigt sich mit der Frage, wie die Reformation zur Reformation wurde, d.h. wie sich eine bestimmte Ereigniskette zur heute geläufigen Meistererzählung der Reformation verdichtete und damit schließlich in der kollektiven Erinnerung ihren Platz als bedeutendes historisches Ereignis erhielt. Die großen Ereignisse der Reformation - sei es der Thesenanschlag, die Verbrennung der Bannandrohungsbulle oder Luthers Auftritt in Worms - sind in der Reformationsforschung seit einiger Zeit gewissermaßen aus der Mode gekommen: Zum einen durch die kirchengeschichtliche Spätmittelalterforschung, zum anderen durch die Konfessionalisierungsforschung sowie nicht zuletzt auch durch neuere quellenkritische Erkenntnisse wurden sie in ihrer Bedeutung sehr weitgehend in Frage gestellt. Dennoch repräsentierten diese Ereignisse in der kollektiven Erinnerung schon zeitgenössisch und noch bis heute „die Reformation“. Damit stellt sich die Frage nach der sinnstiftenden Bedeutung von Ereignissen, welcher der Sommerkurs nachgehen möchte. Thematisiert werden sollen so die Aspekte der Inszenierung, der medialen Verarbeitung und schließlich der nachträglichen Bedeutungsstiftung und Erinnerung.
Im Sinne dieses Konzepts sind als Ausgangspunkt der Sommerschule zwei Eröffnungsvorträge geplant, die zum einen die methodischen Fragen nach dem Verhältnis von Geschichte und Erinnerung aufgreifen und zum anderen die reformationsgeschichtlichen Frage nach dem Stellenwert der Reformation als epochales Ereignis. Daran anschließend folgen drei Themenblöcke, welche sich mit der Inszenierung reformatorischer Ereignisse, mit den Medien ihrer kommunikativen Verarbeitung sowie schließlich mit der nachträglichen Überlieferung in Wissensordnungen, Archiven und Geschichtsschreibung beschäftigen.
Die einzelnen Themen sollen jeweils unter Leitung eines einschlägig forschenden Wissenschaftlers in Vorträgen und Diskussionen gemeinsam erarbeitet werden. Geplant ist jeweils ein Fachvortrag, welcher als Grundlage für eine anschließende gemeinsame Arbeitseinheit dient. Dabei sollen auch einige Teilnehmer die Gelegenheit erhalten, eigene Projekte vorzustellen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der gemeinsamen Diskussion, zu deren Vorbereitung in Zusammenarbeit mit den Referenten ein Reader erstellt wird.
Wenn Sie Interesse haben, an diesem Sommerkurs teilzunehmen, bewerben Sie sich bitte bis zum 31.3.2011 mit Lebenslauf, einem kurzen Motivationsschreiben und ggf. einer Projektskizze, gerne auch per Email. Bewerbungen ohne eigenes Projekt sind ebenfalls sehr willkommen. Die Teilnahme am Sommerkurs ist kostenlos, bei der Suche nach einer Unterkunft in Erlangen sind wir gerne behilflich.