Identität und Erbe

Identität und Erbe

Veranstalter
Institut für Stadt- und Regionalplanung, Fachgebiet Denkmalpflege, Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper
Veranstaltungsort
TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Hörsaal 2036
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.07.2011 - 09.07.2011
Deadline
04.07.2011
Von
Institut für Stadt- und Regionalplanung, Fachgebiet Denkmalpflege, Prof Dr. Gabi Dolff-Bonekämper

Denkmale und mobiles Kulturerbe wurden in den vergangenen zwei Jahrhunderten - und werden auch heute noch – in Theorie und Praxis als Medien der gesellschaftlichen Homogenisierung wirksam gemacht, meist mit dem ausdrücklichen Ziel der Bekräftigung einer charakteristischen Einheit von Staatlichkeit, Territorialität, Ethnizität und Kulturalität.
Seit geraumer Zeit wird die derart erstrebte und eventuell auch erreichte Einheit mit dem Begriff „Identität“ gefaßt. Diese wäre somit das Ergebnis einer komplexen Konstruktion, die die persönliche, also die subjektive, „gefühlte“ Eigenart einer Person und ihre Zugehörigkeit zu Staat, Territorium, Volk und Kultur begründet. Erbe wäre mithin ein unmittelbar wirksames Medium der Identitätskonstruktion. Denken wir dies als direkte Abhängigkeit – je mehr Erbe desto kräftiger die Identitätsempfindung? Oder sehen wir Identität und Erbe als dialektisches Paar im Verhältnis gegenseitiger Bedingtheit, das auch paradoxe Verkehrungen von Ursachen und Wirkungen denkbar macht?

Konkret fragen wir: Wie, wann und wo und durch welche Akteure wurden Einheitskonstrukte durch Interpretation und Inwertsetzung von Baudenkmalen, Sammlungen und musealen Installationen affirmiert? Hat sich die angestrebte Integrationskraft der derart entstandenen Erbekonstruktionen im Sinne einer Binnenstabilisierung und Außenabgrenzung der jeweiligen Gesellschaft über die Zeit bewährt und sind diese gewissermaßen zu Fakten geworden? Wie haben sie zu kulturellen Antagonismen und militärischen Konfrontationen zwischen benachbarten Nationalstaaten beigetragen? Sind unterdrückte oder abgespaltene Bevölkerungsgruppen in der Geschichte und in der Denkmal- bzw. Museumslandschaft auf die Art tatsächlich ortlos geblieben bzw. geworden? Und nehmen sie das hin oder gibt es Widerstand, der seinerseits auf historische Bauten, Orte, Artefakte Bezug nimmt?

Der nationalen und partikularen Indienstnahme von Kulturgütern stehen neue Tendenzen in der Denkmalwerttheorie gegenüber. Neue Konzepte und Manifeste der internationalen Organisationen, die sich mit Kulturerbe befassen, nehmen Abstand von der Behauptung der Einheit von Kulturerbe, Ethnizität und Kulturalität und schlagen andere soziale Muster der Vergesellschaftung von Kulturerbe vor. Aber ist es immer ein Fortschritt, wenn Staat und Nation aus der Bindungskraft und Pflicht entlassen werden und Communities an die Stelle treten? Sind diese notwendig herrschaftsferner und demokratischer? Hier eröffnet sich ein anderes, auf Gegenwart und Zukunft lenkendes Forschungsfeld, in dem gefragt werden kann, welche Bedeutung Denkmale und mobile Kulturgüter für die Aufdeckung und mögliche Bearbeitung von sozialen und kulturellen Hegemonien und Konflikten der Vergangenheit haben können und wie die Befassung mit Kulturerbe der Moderation von Konflikten der Gegenwart/en dienen könnten.

Programm

Donnerstag 7. Juli 2011
14:00 Beginn
14:00 Begrüßung, Einführung in das Thema:
Gabi Dolff-Bonekämper (Berlin) und Hans Rudolf Meier (Weimar)

Sektion 1 Stabilitätsversprechen – Identität durch Erbe?
15:00 bis 19:30 Moderation: Kerstin Wittmann –Englert (Berlin)

15:00-15:30
Gerhard Vinken (Darmstadt): Altstadt oder der Reiz des Lokalen. Perspektiven städtischer Identitätskonstruktionen

15:30 – 15:45 Diskussion

15:45 – 16:15
Ingrid Scheurmann (Bonn/Dresden) Identität stiften, Werte vermitteln.
Zu Aspekten der Denkmaldebatte um 1900 (Arbeitstitel

16:15-16:30 Diskussion

16:30-16:50 Kaffee

16:50 – 17:20
Barbara Welzel (Dortmund): Kirchen und ihre Ausstattungen. Kulturelles Erbe im transkulturellen Gespräch

17:20- 17:35 Diskussion

17:35- 18:05
Frauke Michler (Kassel/Paris) und Kerstin Stamm (Bonn, zugesagt): Stabilitätspakt Kulturerbe? Transnationale Erbekonstruktionen in Europa

18:05-18:20 Diskussion

18:20- 19:00 Gesamtdiskussion

Freitag 8. Juli 2011

Sektion 2 Verlust – weniger Erbe – weniger Identitätsfestigkeit?
9:00 – 13:00 Moderation: Winfried Speitkamp (Kassel)

9:00 -9:30
Georg Wagner-Kyora (Berlin): Stadt-Rekonstruktionen im Kriegsverlust.Arbeit am Erfahrungsmythos des Wiederaufbaus nach 1945

9:30 – 9:45 Diskussion

9:45- 10:15
Jerzy Elzanowski (Weimar/Vancouver): Ruinen und Rekonstruktion in Warschau (Arbeitstitel)

10:15 – 10:30 Diskussion

10:30 -10:50 Kaffee

10:50 – 11:20
Verena Pfeifer (Berlin): Das Erbe im Kopf. Abwesenheit als Parameter in der Gestaltungsdebatte um den Platz ohne Namen in Berlin(Arbeitstitel)

11:20- 11:45 Diskussion

11:45- 12:15
Gabi Dolff-Bonekämper und Wolfgang Kil (Berlin):
Zwei Palastverlustgeschichten

12:15 – 12:30 Diskussion

12:30 - 13:00 Gesamtdiskussion

13:00 bis 14:30 Mittagspause

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Sektion 3 Zerfallsprodukte
14:30- 19:00 Moderation: Susanne Hauser (Berlin)

14:30 – 15:00
Heidemarie Uhl (Wien): Sinnverlust und Rekonstruktion: das Zerbrechen der Nachkriegsmythen und die Neugestaltung von KZ-Gedenkstätten

15:00-15:15 Diskussion

15:15-15:45
Pal Lövei (Budapest): Von der Milleniumsausstellung einer Mittelmacht bis zum zerstückelten Kulturerbe der Minderheiten im Karpatenbecken

15:45-16:00 Diskussion

16:00 – 16:20 Kaffee

16:20 – 16:50
Martina Baleva (Berlin): Der Hiatus der Geschichte. 
Bulgariens Mühen mit der Vergangenheit in der post-sozialistischen Ära

16:50-17:05 Diskussion

17:05-17:35
Hanna Derer (Bukarest): Mechanismen des inneren Zerfalls: Bukarest um die Wende von 20. zum 21. Jahrhundert
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Samstag 9. Juli
Sektion 4 Gewinn: mehr Erbe mehr Erben – mehr Identitätsressourcen?
9:00- 13:00 Moderation: Leo Schmidt (Cottbus)

9:00 – 9:30 Ned Kaufmann (New York): The Personal as Political: Stories from the United States
9:30-9:45 Diskussion

9:45 – 10:15 Renato Cymbalista (Sao Paulo) A view from/of Brazil

10:15-10:30 Diskussion

10:30-10:50 Kaffee

10:50-11:20
Max Welch Guerra (Weimar): Pluralisierung der Erben als Herausforderung für die Verallgemeinerung des Erbes. Villa Grimaldi, Folterstätte der chilenischen Militärdiktatur und Gedenkort der Überlebenden

11.20-11:35 Diskussion

11:35 – 12:05
Karel Bakker (Pretoria) From dominance to rejection: the demise of the era of Afrikaner nationalism and the evolution of identity formation through architecture

12:05-12:20 Diskussion

12:20 – 12:50
Nabila Oulebsir (Poitiers) "The Invention of a national french modern museum: the museum of Fine Arts of Algiers(1930-1960

12:50 – 13:00 Diskussion

13:00 – 14:30 Mittagspause
14:30- 17:05 Moderation: Carsten Ruhl (Weimar)

14:30 – 15:00
Stephanie Herold (Berlin): Erbeschwellen

15:15 – 15:45
Marieke Kuipers (Delft):. Bijlmermeer: multikultureller Bienenkorb oder Wespennest?

16:00 – 16:20 Kaffee

16:20 – 16:50
Adrian von Buttlar (Berlin): Architektur der Nachkriegsmoderne als Identitätsressource

16:50-17:05 Diskussion

17:05 bis 18:00 Abschlußdiskussion

Moderation: Gabi Dolff-Bonekämper und Hans Rudolf Meier

Kontakt

Dominik Stanonik

TU Berlin, Institut für Stadt- und Regionalplanung, Hardenbergstrasse 40A, 10623 Berlin

030 / 314 28075
030 / 314 28146
d.stanonik@isr.tu-berlin.de

http://www.denkmalpflege.tu-berlin.de/
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Region(en)
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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